Afroasiatis
Top-Poster
So wie du das schreibst kommt es so rüber, als ob Griechenland und die Türkei mir nichts dir nichts entstanden sind und sich Leute von dieser
"bunten Masse" mal eben so in irgend einem Staat assimiliert hätten.
Der griechische Staat ist der Staat der christlichen griechischen Bevölkerung (Arvaniten und Vlachen dazugezählt), welche sich vom muslimischen
türkischen Joch befreien wollten. Weitergelebt wird die christlich byzantinische Kultur mit einer zusätzlichen Rückbesinnung auf die Antike.
Der türkische Staat hingegen ist der Staat der muslimischen Völker Anatoliens (teilweise auch durch Flüchtlinge aus dem Balkan)
welche, ganz egal welcher Abstammung (Griechen, Armenier, Slawen, Turkmenen etc...) das kulturelle Erbe des osmanischen
Reiches weiterführen, zusätzlich mit einem kemalistischen Vaterkult (Ata-türk / welcher in letzter Zeit in Vergessenheit gerät) und
einem etwas weit hergeholten Bozkurt-Mythos.
Fazit: Es gibt schon einen Grund, warum sich diese "bunte Masse" in ihren eigenen Staaten zusammengefunden haben.
Die christlichen Griechen haben 400 Jahre lang dem religiösen und kulturellen Druck standgehalten.
Man hätte auch, wie viele andere Griechen seine Sprache, Religion und Identität durch die der Osmanen eintauschen können.
Hat man aber nicht und so überlebte die Griechische Zivilisation. Nur weil einige durchhielten gibt es heute noch Griechen.
Schade, dass es Griechen gibt, die in die türkische Gesellschaft hineingeboren worden sind und sich als Türken fühlen.
Nun ja, ihre Vorfahren haben sich für die Osmanen entschieden und meine blieben dem Kreuz bzw. dem Hellenismus treu.
Na ja, ob man die Griechen, die christlich blieben, als "dem Hellenismus treu" sehen kann ist diskutabel (schon die Übernahme der christlichen Religion war eine Identitätsveränderung, wie auch die spätere Übernahme des Islams); diese Sache ist sowieso sehr kompliziert, es kann da verschiedene Sichten geben.
Und zu den Arvaniten und Vlachen muss man natürlich auch Türkophonen, Slawophonen und Roma hinzufügen.
Im ganzen und großen ist aber was du sagst eher richtig. Das sagt auch nichts gegen die These der "Bruderschaft" (es muss klar sein, dass es sich dabei um ein Metapher handelt). Wie gesagt, ist meine Sicht zur ganzen Sache nur eine mögliche Lesart der Geschichte, es kann daneben auch andere sein, die gleich so richtig sind. Und was der Kultur angeht, muss man (wie schon gesagt) den regionalen-geographischen Einfluss berücksichtigen, der oft wichtiger als der religiöse/sprachliche ist (siehe meine Beispiele im früheren Beitrag). Also, man hatte in vielen Regionen Menschen, die kulturell, wahrscheinlich genetisch, und oft auch sprachlich (siehe Kretaner) sehr nah zueinander waren, und die nur auf der Grundlage der Religion in Nationen sich getrennt haben.