Der staatliche Hörfunk- und Fernsehsender ERT hat seinen Geschäftsführer Kostas Spiropoulos wegen einer Dokumentationsserie über türkische TV-Serien entlassen. Das berichten einstimmig griechische Medien
Während Nick Simos, der geschäftsführende Vorstandsmitglied des staatlichen griechischen Hörfunk- und Fernsehsenders ERT, erklärte, Geschäftsführer Kostas Spiropoulus habe eklatant den Vorstand übergangen, in dem er alleinverantwortlich Zusagen gemacht habe, sehen griechische Medien einen Zusammenhang mit einer Dokumentationsreihe, in der der Einfluss türkischer TV-Serien behandelt werden soll. Der Anlass sei demzufolge eine Dokumentationsreihe namens "Kismet", den Kostas Spiropoulos verbindlich zugesagt habe.
Der Regisseur des Dokumentarfilms "Kismet", Averof, soll erklärt haben, dass die Kritiker seines Dokumentarfilmes über türkische Frauen in der muslimischen Gesellschaft nicht erpicht gewesen seien und jetzt den angeblichen Alleingang des Geschäftsführers zum Anlass genommen hätten, ihn von seinem Posten zu entheben. Dazu hätte man den staatlichen Sender ERT unter Druck gesetzt, um der "türkischen Kulturpropaganda" ein Ende zu bereiten, so Averof weiter.
Unterdessen dreht sich die Debatte nach der Entlassung Spiropoulos darum, ob der staatliche Sender überhaupt solche Dokumentationen fördern darf, in der z.B. die Frage aufgeworfen wird, ob türkische TV-Serien Einfluss auf die griechische Gesellschaft ausüben.
In Griechenland wird auch die türkische TV-Serie "Muhtesem Yüzil" gezeigt, in der das Leben des osmanischen Sultan Süleyman des Prächtigen geschildert wird. Griechische Zuschauer hätten griechischen Medien zufolge erklärt, man liebe die Serie weil man nicht unbedingt nach Istanbul fahren müsse, um das Leben des Sultans auch vor Augen auszumalen. Ausserdem erklärten vereinzelte Zuschauer, die Serie sei dramatisch verfilmt, zugleich erfülle es aber auch die Sehnsüchte nach Schönheit und Macht.
Die türkischen TV-Serien begeistern die Zuschauer in Griechenland, mittlerweile aber auch in Serbien oder in Bulgarien, derart, dass es auch Fanclubs gibt, wie die des türkischen Schauspielers und Topmodells Burak Hakki, der alleine 4.500 Mitglieder zählt. Und diese Begeisterung wird auch belohnt, wie jetzt 100 glückliche Gewinner einer Verlosung selbst erfahren durften. Sie durften bei einer kleinen Kreuzfahrt über den Bosporus den Atem Istanbuls spüren. Die TV-Serie "Dudaktan Kalbe", in der Burak Hakki als Darsteller die Hauptrolle einnimmt, hat sogar die neonazistische Partei "Chrysi Avgi" auf den Plan gerufen, die Ausstrahlung zu verurteilen und zu verbieten. Zur Zeit versucht die "Chrysi Avgi" die Zuschauer davon abzubringen, das verfilmte Leben des Sultans allabendlich zu verfolgen
Trotz der massiven Einschüchterungsversuche lassen sich die Fanclubs des einen oder anderen türkischen Schauspielers oder einer Serie nicht davon abbringen. Sie organisieren sich inzwischen in sozialen Netzwerken und versuchen dabei sogar türkisch zu lernen, um mit den türkischen Fans sich über die eine oder andere Szene von TV-Serien auszutauschen. Der Ansturm auf türkische Bücher, Zeitschriften oder Intensivkurse in türkisch auf CD, das alles zeigt die Dimension dessen, berichtet die Southeast European Times.
Türkische TV-Serien in Griechenland beliebter denn je | Turkishpress