Geschichtliche Aufarbeitung soll zum Ergebnis haben, die Ereignisse so darzustellen und zu bewerten, wie sie wirklich waren.
Ich wüsste nicht, dass die Ereignisse verfälscht wiedergegeben werden, aber sie werden wohl in der Tat zu wenig detailliert wiedergegeben. Wenn ich daran denke, was für einen Schock detaillierte Berichte überden Holocoust bei mir noch immer auslösen, dann fehlt das ganz klar. Aber wie gesagt: das würde ich nicht als
fehlende Aufarbeitung bezeichnen. Dass die Kommunikation der Aufarbeitung um Längen besser sein könnte, will ich gar nicht in Zweifel ziehen.
Unter dieser Prämisse ist ein Verbot von Messen (uÄ) kein kleiner Schritt in einem recht katholischem Land, denn im Umkehrschluss sind stattfindende Messen dazu prädestiniert die Ustasa/Pavelic in einem viel besserem Licht dastehen zu lassen.
Meine Rede!
Was den Schulunterricht angeht, kann ich mir vorstellen, dass der Unterricht nicht vergleichbar ist mit dem Unterricht in deutschen Schulen, denn hier haben wir das Thema "Nazis" im Geschichts-, Deutsch-, Englisch-, Sozialwissenschafts- und Kunstunterricht besprochen - und das nicht nur einmal. Es wurde sichergestellt, dass das Thema deutlich aus allen Perspektiven besprochen wurde. Ich vermute der Unterricht ist in Kroatien nicht ganz so ... dazu passt dann auch die dir fehlende Dramatisierung.
Mit Deutschland kann sich diesbezüglich wohl keiner messen, das ist wohl wahr.
Die Aussagen von Politikern kommen vermutlich öfter vor als man denkt, ähnlich wie Schmierereien, dazu auch die kroatische Fanszene, die auch ziemlich "rechts" ist ... aber alle diese kleinen Probleme könnte man vermutlich zu dem Thema "Verfolgung und Bestrafung" zusammenfassen, wenn mehr verfolgt und dementsprechend bestraft werden würde könnte das deutlich helfen.
Du stellst dir das einfacher vor, als es ist. Ohne Frage wird oft auch tatenlos zugeschaut, aber genauso oft kann das Recht nicht durchgesetzt werden, wie man gerne hätte. Die Beweislage reicht nicht aus. Beispiel: Die Antirasimusstrafnorm in der Schweiz. Gerade unsere Judikative ist sehr bestrebt danach, diese rigoros durchzusetzen. So oft wurde gerade im Bezug auf SVP-Politiker ein strafrechtlich relevanter Tatbestand geprüft und man ist zähneknirschend zum Schluss gekommen, dass es nicht ausreicht. Die wissen schon, wie sie was zu formulieren haben. Wenn wir mal hören, dass ein HR-Politiker etwas geäussert haben soll, wissen wir es aus den Medien. Den genauen Wortlaut kennen wir aber nicht, ob es für eine Anklage reicht, wissen wir nicht. Das hat ja andererseits etwas Gutes, denn es zeigt auf, dass der Rechtsstaat in HR doch einigermassen funktioniert. Aber mir ist natürlich auch klar, dass das für Manche so aussieht, als ob er eben nicht funktioniert. Es gibt wohl beide Fälle.
Ansonsten würde mir noch einfallen, dass es im TV mehr und bessere Dokus zu diesem Thema geben könnte, wobei das rein spekulativ ist, da ich nicht so oft kroatisches TV schaue ^^
Die ZDF-Spartenkanäle sind ja vorbildlich, was das angeht. Das gibt es bei HRT nicht, es wäre aber wünschenswert.
Wie Blacky hier schon mehrfach sagte: Es geht mit Schulbüchern und -unterricht los, denn Aufarbeitung soll ja nun nicht vordringlich dauernde Schuldbekenntnisse beinhalten, sondern eine Wiederholung solcher Verbrechen verhindern. Weiterhin z.B. die Ächtung aller Ustasa-Symbole etc...
Und dabei habt ihr noch nicht einmal so große Probleme, wie wir damals, denn die Beteiligten sind ja meistens schon tot oder spielen im politischen Leben keine Rolle mehr, bei uns ging es aber um unsere Eltern, da waren die Widerstände natürlich noch viel stärker, ob sie nun beteiligt waren, oder nicht.
Ich glaube, dass die unseligen Kriege bei der Auflösung Jugoslawiens hier den entscheidenden Ausschlag geben, keine Seite will irgendetwas zugeben, aus Angst, die "andere" Seite könnte es politisch/moralisch ausschlachten...
Tw richtig, aber es begann in D schon mit dem Eichmann-Prozess 1961, und in Westbelin gings schon früher los - auch in den Schulen -, weil uns die DDR ja immer vorwarf, alte Nazis zu schützen...
Gut, wie viele Jahrzehnte braucht ihr denn noch...
Und das ist genau ein Knackpunkt. Die Aufarbeitung der Geschichte begann in Deutschland gleich nach dem Krieg, während sie in Jugoslawien überhaupt nicht stattfand. Für die heutige Republik Kroatien liegt sehr viel Zeit dazwischen. Das macht es nicht einfacher, sich mit so einem Thema zu befassen.
Wenn es eine Liste gäbe, mit Dingen, die getan werden müssen um die faschistische Vergangenheit aufzuklären, könnte Kroatien wohl fast alle Punkte abhaken, aber die Frage ist doch eher mit welcher Intensität die Dinge durchgeführt werden, und ich glaube an der Intensität mangelt es einfach.
Mir fehlen die nötigen Hintergrundinformationen, um jetzt irgendwelche Lösungen dafür zu finden, ich weiß nicht, was genau an kroatischen Schulen gelehrt wird, ob die Geschichtslehrer die nötige Objektivität besitzen um ihren Schülern auch negative Seiten der kroatischen Geschichte aufzuzeigen. Man weiß auch nicht, ob kroatische Schüler Exkursionen in Konzentrationslager oder Gedenkstätten unternehmen, und falls ja, was ihnen da beigebracht wird, ob die Führungen objektiv genug sind oder nicht. Und das sind nur Beispiele, die die Bildungspolitik betreffen. Ich weiß auch nicht wie hart die Polizei bei Ustascha-Symbolik durchgreift. Was passiert, wenn ich mit eine, großen U auf meiner Mütze durch irgendeine mittelgroße kroatische Stadt spaziere? Werde ich festgenommen, kriege ich ein Bußgeld, denkt die Polizei sich einfach "lasst die Verrückte" oder gibt es vlt. Leute die das gut finden? Oder Polizisten die das auch nicht so schlimm finden?
Ich kenne z.B. eine kroatischen Jungen, politisch ist er mir als weder links, noch rechts aufgefallen, nett, umgänglich, versteht aich auch gut mit serbischen Mitschülern, hat absolut kein Problem mit ihnen, ist halt seeehr patriotisch eingestellt, wie viele Diaspora-Jugendliche. Und was sehe ich letztens? Hat der doch als Facebook Cover Foto ein Thompson-Foto, also eins von einem Konzert, und direkt daneben steht ein großes U und irgendwas kurzes auf kroatisch mit Kroatien und einem Herzen dahinter. Die anderen Kommentare auch so ähnlich, ziemlich Ustascha-verherrlichend. Wie ich schon gesagt hab,er ist zwar patriotisch, aber besonders rechts ist er nicht, kann mir auch nicht vorstellen, dass er die Ideologie wirklich vertritt, aber welcher deutsche Jugendliche käme denn schon auf die Idee Nazisymbolik unter das Bild eine rechten Band zu posten? Und wer käme auf die Idee, da weiter zu kommentieren mit irgendwelchen Nazi-Symbolen? Wie gesagt, er ist bestimmt kein Hardcore-Ustascha, aber das Beispiel zeigt ja, dass Ustascha-Symbole irgendwie noch salonfähig zu sein scheinen.
Und genau da, kann man als Politiker ansetzen und beispielsweise Komissionen einsetzen die sich mit dem Ustascha-Themen im Lehrplan und der tatsächlichen Umsetzung im Unterricht beschäftigen, Fortbildungen für Geschichts-Lehrer organisieren etc.. Das kombiniert mit härterem Durchgreifen bei Ustascha-Symbolik und bei solchen Dingen wie diesen Messen, falls sie wirklich stattgefunden haben, wären ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Um jetzt nicht noch einen Roman aufs Display zu bringen: dem will ich in keiner Weise widersprechen. Da könnte man noch viel mehr machen. Aber: für mich als Historiker bedeutet Aufarbeitung mehr oder weniger das, was Kroatien bislang getan hat. Die Aufarbeitung fehlt in meinen Augen nicht, mir fehlt die intensive und konsequente
Aufklärung und teilweise das Durchsetzen diesbegzüglich geltenden Rechts, wobei das eben, wie oben bereits erläutert, nicht immer ganz so einfach ist. Daneben sitzen und mit dem Finger auf die Judikative zu zeigen, ist immer einfach.
Fazit: die kroatische Führung könnte diesbezüglich noch viiiiiiiel mehr tun, ganz so tatenlos, wie man ihr das gerne unterstellt, ist sie aber nicht.
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...erstmal....willkommen zurück
....zweitens....finde es wurde schon vieles festgehalten was man ohne probleme unterschreiben kann....opadidi und ken parker waren hier federführend.......mir fällt dazu noch ein nettes beispiel ein...und zwar aus meiner hauptschulzeit:....in der parallelklasse gab es 3 typen...die.......wie formulier ich es jz am besten.......naja...."etwas vom nationalsozialismus angetan waren"......da sie den selben geschichtslehrer wie wir hatten, wusste ich wie intensiv sie die zeit "1933 - 1945" durchnehmen würden......zudem gab es für uns einen besuch eines kz-überlebenden der uns sein erlebtes offenbarte....+ gemeinsamer besuch des kz mauthausen.....und trotz alldem blieben die von mir erwähnten 3 herrschaften ihrer gesinnung treu..........aufklärung hin oder her.....gegen manche ist kein kraut gewachsen.....was den nationalismus in kroatien angeht.....so ist kroatien doppelt gepeinigt.....wandmalereien (wie von dir erwähnt)...."ndh"...."u"....."ubi srbina"....und dann noch die andere seite
IN kroatien "CCCC"....."arkan = heroj"......"ovo je srbija"....."klacemo vas opet"......absingen von jasenovac i gradiska stara hier.....absingen von bice mesa bice mesa klacemo hrvate da.....
Glorifizierer, Veherrlicher und Leugner wird es immer geben, egal wie intensiv die Aufklärung ist. Auch dafür ist Deutschland das beste Beispiel. Ich wüsste wirklich nicht, was Deutschland bzgl. dieser Thematik besser machen könnte.
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Es gibt nichts, was der Kroatische Staat nachholen müsste.
Müsste nicht, aber sollte.