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The Jerusalem Post: Zeit sich mit dem kroatischen Nationalismus zu beschäftigen

Gut, das habe ich ja mehr oder weniger auch angesprochen. Durchsetzung von Verboten inkl. im Bezug auf Messen haben aber nichts mit geschichtlicher Aufarbeitung zu tun. Hier könnte ich lediglich den Einwurf im Bezug auf die Schulen gelten lassen. Geschichtsrevisionismus kann ich aktuell in Schulen nicht erkennen (abgesehen vom Opferzahlenstreit). Was mir persönlich fehlt, ist aber die Dramtasierung der Geschehnisse. Es ist mir zu sachlich. Aussagen von Politikern sowie irgendwelche Schmiereien sind äusserst bedauerlich, sind aber letztendlich das Werk von Individuen. Selbst im superdemütigen Deutschland gibt es das.

Deshalb wiederhole ich mich: das Problem ist nicht die Aufarbeitung, denn Aufarbeitung bedeutet einzugestehen, dass es tatsächlich geschehen ist, und das ist passiert. Das Problem ist die mangelnde Bedeutung, die der Wahrheit zugestanden wird. Wir haben es zugegeben und gut ist. Das reicht aber nicht. Gerade der jüngeren Generation muss klar und deutlich aufgezeigt werden, dass es kein Kavaliersdelikt ist, die Ustaša zu verherrlichen.

Geschichtliche Aufarbeitung soll zum Ergebnis haben, die Ereignisse so darzustellen und zu bewerten, wie sie wirklich waren.

Unter dieser Prämisse ist ein Verbot von Messen (uÄ) kein kleiner Schritt in einem recht katholischem Land, denn im Umkehrschluss sind stattfindende Messen dazu prädestiniert die Ustasa/Pavelic in einem viel besserem Licht dastehen zu lassen.
Was den Schulunterricht angeht, kann ich mir vorstellen, dass der Unterricht nicht vergleichbar ist mit dem Unterricht in deutschen Schulen, denn hier haben wir das Thema "Nazis" im Geschichts-, Deutsch-, Englisch-, Sozialwissenschafts- und Kunstunterricht besprochen - und das nicht nur einmal. Es wurde sichergestellt, dass das Thema deutlich aus allen Perspektiven besprochen wurde. Ich vermute der Unterricht ist in Kroatien nicht ganz so ... dazu passt dann auch die dir fehlende Dramatisierung.

Die Aussagen von Politikern kommen vermutlich öfter vor als man denkt, ähnlich wie Schmierereien, dazu auch die kroatische Fanszene, die auch ziemlich "rechts" ist ... aber alle diese kleinen Probleme könnte man vermutlich zu dem Thema "Verfolgung und Bestrafung" zusammenfassen, wenn mehr verfolgt und dementsprechend bestraft werden würde könnte das deutlich helfen.

Ansonsten würde mir noch einfallen, dass es im TV mehr und bessere Dokus zu diesem Thema geben könnte, wobei das rein spekulativ ist, da ich nicht so oft kroatisches TV schaue ^^
 
Die Palästina-Frage hat hier nichts verloren. Israel und die israelischen Medien haben ein Recht darauf, Aufarbeitung zu verlangen, sofern das angebracht ist. Ich wünschte nur, sie würden präzisieren, was genau getan werden soll.

Wie Blacky hier schon mehrfach sagte: Es geht mit Schulbüchern und -unterricht los, denn Aufarbeitung soll ja nun nicht vordringlich dauernde Schuldbekenntnisse beinhalten, sondern eine Wiederholung solcher Verbrechen verhindern. Weiterhin z.B. die Ächtung aller Ustasa-Symbole etc...

Und dabei habt ihr noch nicht einmal so große Probleme, wie wir damals, denn die Beteiligten sind ja meistens schon tot oder spielen im politischen Leben keine Rolle mehr, bei uns ging es aber um unsere Eltern, da waren die Widerstände natürlich noch viel stärker, ob sie nun beteiligt waren, oder nicht.

Ich glaube, dass die unseligen Kriege bei der Auflösung Jugoslawiens hier den entscheidenden Ausschlag geben, keine Seite will irgendetwas zugeben, aus Angst, die "andere" Seite könnte es politisch/moralisch ausschlachten...
 
Also Schmierereien und Hooliganscheiß kann man nicht Kroatien anlasten, da ist kein Kraut gegen gewachsen, nirgendwo, zumal besonders bei Schmierereien jeder Hosenscheißer das durchführen kann ... es gibt sogar auch polnische und russische rechte Hools, also kein kroatisches Phänomen, mit diesem Scheiß muss man offenbar leben
 
Ich habe hier einmal die Frage gestellt, wo Aufarbeitung beginnt und wann sie erfüllt ist. Darauf ist bislang niemand eingegangen. Die Frage an Legija, was denn nicht getan wurde, was hätte getan werden müssen, richtet sich an alle. Was fehlt?

Da ist natürlich die Sache mit den Opferzahlen, aber da besteht ja auch unter nichtkroatischen Experten keine Einigkeit. Grundsätzlich ist klar, das zigtausende von Menschen wegen ihrer Ethnie und/oder Religion ihr Leben lassen mussten. Die Zahlenvergleicherei ist doch Kinderkacke. Nur schon tausend Opfer, welche auf diese Weise und unter diesen Umständen ihr Leben liessen, zeigen ja bereits deutlich auf, welche menschenverachtenden Monster am Werk waren, und genau dieser Umstand ist für die Aufklärung relevant und nicht die Opferzahl an sich. Was fehlt also, abgesehen von den korrekten Opferzahlen, welche wir wohl nie erfahren werden?

Wenn es eine Liste gäbe, mit Dingen, die getan werden müssen um die faschistische Vergangenheit aufzuklären, könnte Kroatien wohl fast alle Punkte abhaken, aber die Frage ist doch eher mit welcher Intensität die Dinge durchgeführt werden, und ich glaube an der Intensität mangelt es einfach.
Mir fehlen die nötigen Hintergrundinformationen, um jetzt irgendwelche Lösungen dafür zu finden, ich weiß nicht, was genau an kroatischen Schulen gelehrt wird, ob die Geschichtslehrer die nötige Objektivität besitzen um ihren Schülern auch negative Seiten der kroatischen Geschichte aufzuzeigen. Man weiß auch nicht, ob kroatische Schüler Exkursionen in Konzentrationslager oder Gedenkstätten unternehmen, und falls ja, was ihnen da beigebracht wird, ob die Führungen objektiv genug sind oder nicht. Und das sind nur Beispiele, die die Bildungspolitik betreffen. Ich weiß auch nicht wie hart die Polizei bei Ustascha-Symbolik durchgreift. Was passiert, wenn ich mit eine, großen U auf meiner Mütze durch irgendeine mittelgroße kroatische Stadt spaziere? Werde ich festgenommen, kriege ich ein Bußgeld, denkt die Polizei sich einfach "lasst die Verrückte" oder gibt es vlt. Leute die das gut finden? Oder Polizisten die das auch nicht so schlimm finden?

Ich kenne z.B. eine kroatischen Jungen, politisch ist er mir als weder links, noch rechts aufgefallen, nett, umgänglich, versteht aich auch gut mit serbischen Mitschülern, hat absolut kein Problem mit ihnen, ist halt seeehr patriotisch eingestellt, wie viele Diaspora-Jugendliche. Und was sehe ich letztens? Hat der doch als Facebook Cover Foto ein Thompson-Foto, also eins von einem Konzert, und direkt daneben steht ein großes U und irgendwas kurzes auf kroatisch mit Kroatien und einem Herzen dahinter. Die anderen Kommentare auch so ähnlich, ziemlich Ustascha-verherrlichend. Wie ich schon gesagt hab,er ist zwar patriotisch, aber besonders rechts ist er nicht, kann mir auch nicht vorstellen, dass er die Ideologie wirklich vertritt, aber welcher deutsche Jugendliche käme denn schon auf die Idee Nazisymbolik unter das Bild eine rechten Band zu posten? Und wer käme auf die Idee, da weiter zu kommentieren mit irgendwelchen Nazi-Symbolen? Wie gesagt, er ist bestimmt kein Hardcore-Ustascha, aber das Beispiel zeigt ja, dass Ustascha-Symbole irgendwie noch salonfähig zu sein scheinen.

Und genau da, kann man als Politiker ansetzen und beispielsweise Komissionen einsetzen die sich mit dem Ustascha-Themen im Lehrplan und der tatsächlichen Umsetzung im Unterricht beschäftigen, Fortbildungen für Geschichts-Lehrer organisieren etc.. Das kombiniert mit härterem Durchgreifen bei Ustascha-Symbolik und bei solchen Dingen wie diesen Messen, falls sie wirklich stattgefunden haben, wären ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
 
Und dabei habt ihr noch nicht einmal so große Probleme, wie wir damals, denn die Beteiligten sind ja meistens schon tot oder spielen im politischen Leben keine Rolle mehr, bei uns ging es aber um unsere Eltern, da waren die Widerstände natürlich noch viel stärker, ob sie nun beteiligt waren, oder nicht.

Ich glaube, dass die unseligen Kriege bei der Auflösung Jugoslawiens hier den entscheidenden Ausschlag geben, keine Seite will irgendetwas zugeben, aus Angst, die "andere" Seite könnte es politisch/moralisch ausschlachten...
ja
 
Ich glaube nicht das es "die" Aufarbeitung in der Form wie sich manche Aufarbeitung vorstellen überhaupt gibt. Ein Handbuch a la "Ihr Land hat einen Genozid begangen - So arbeiten sie ihn auf" gibt es wohl nicht. Deutschland heranzuziehen ist da schwierig, denn hier konnten sich Seilschaften des NS-Zeit auch weit bis in die 70-er halten. Meiner Meinung nach bildeten die Nürnberger Prozesse eine wichtige Grundlage für jene Fragen, die die 68-er Generation ihren Eltern stellte. Was bis dato totgeschwiegen wurde, bekam nun eine breitere Aufmerksamkeit. Das Thema wurde intensiver in die Schulen getragen und später auch in die Parlamente durch jene 68-er, die ihre Turnschuhe abgelegt haben. Aufarbeitung scheint sich also über einen langen Zeitraum zu erstrecken, der viele Komponenten und Bedingungen enthält.
 
Oh, okay, hatte die Beiträge der anderen User nicht gelesen, die im Grunde kürzer formuliert, das selbe schreiben wie ich^^
 
Ich glaube, dass die unseligen Kriege bei der Auflösung Jugoslawiens hier den entscheidenden Ausschlag geben, keine Seite will irgendetwas zugeben, aus Angst, die "andere" Seite könnte es politisch/moralisch ausschlachten...

Da Kroatien und Serbien sich gegenseitig mit Genozidklagen etc. überzogen haben wird sich da auch nichts tun, wenn man jeweils nicht verurteilt werden möchte - was für die Aufarbeitung der verschiedenen Vergangenheiten schlecht ist.
 
...jz krieg ich wegen dem gestrigen handball spiel in bratislava ein richtig schlechtes gewissen ^^.....
 
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