Ein großer Teil der christlichen Bevölkerung konvertierte nach der Eroberung Kleinasiens durch Turkstämme zum Islam. Das geschah allerdings nicht von heute auf morgen, sondern war ein langer Prozess, der vermutlich erst im 14./15. Jh. abgeschlossen war. Christliche Minderheiten überdauerten so,eine griechische Restbevölkerung an der kleinasiatischen Ägäisküste sowie in Konstantinopel, ferner ein Großteil der Armenier.
Gewaltsame Bekehrungen zum Islam fanden in der Regel nicht statt und man muss die Religionspolitik der Seldschuken und Osmanen als tolerant bezeichnen. Allerdings mussten die Christen die bekannte Kopfsteuer zahlen, was sicher als Diskriminierung empfunden wurde, in der Rechtsprechung waren sie weniger privilegiert und konnten weder im Heer noch in der Verwaltung aufsteigen, abgesehen von einigen Ausnahmen.
Besonders die osmanische Regierung war daran interessiert, dass sesshafte Bauern den Boden bewirtschafteten, was zum einen den landwirtschaftlichen Ertrag steigerte, zum anderen auch regelmäßige Steuereinkünfte versprach. Das galt insbesondere für die anatolische Hochfläche, die das Hauptsiedlungsgebiet nomadischer Turkstämme war, sodass es in diesem Zusammenhang mehrfach zu Konflikten zwischen Nomaden und der osmanischen Regierung kam.
Das zahlenmäßige Verhältnis der eingewanderten turkstämmigen Nomaden zur altansässigen kleinasiatischen Bevölkerung kann man nur schätzen. Das Lexikon des Mittelalters schreibt [1], dass allein im 11. Jh. 500 000-700 000 Türken einwanderten und die Zahl im 12. Jh. auf ungefähr 1 Million wuchs. Als Folge des Mongolensturms unter denen die Türken sehr stark litten,erreichte Anatolien eine weitere Immigrationswelle, deren Zahl auf etwa 350 000-400 000 Menschen geschätzt wird. Damit kommt man auf eine turkstämmige Bevölkerung von etwa 1,4 Millionen. Die Gesamtbevölkerung Kleinasiens wird in jener Zeit auf etwa 4-5 Millionen geschätzt, sodass ein turkstämmiger Anteil von rund 25% nicht unwahrscheinlich ist.
Die Kopfsteuer
Die ökonomische Grundlage des Sultanats Rum der Seldschuken bildete die hochentwickelte Landwirtschaft aus byzanzinischer Zeit. Nach der seldschukischen Eroberung verließ die Bauernschaft das Land nicht, sondern bebaute es auch weiterhin. Es gab zahlreiche Bewässerungsanlagen und somit reichen Obstanbau, an Getreide wurde vor allem Weizen und Gerste angebaut. Da die byzantinischen Landbesitzer geflüchtet waren, fiel das Eigentumsrecht am Boden den Seldschuken zu. Die Bauern waren mit den veränderten Herrschaftsverhältnissen zumeist einverstanden, denn unter den neuen Herren mussten sie lediglich die religionsgesetzliche Kopfsteuer zahlen, die erheblich geringer war, als die Summe der byzantinischen Steuern.