Der Fehler im System – Die Geschichte des Jose Hermosillo
In den Vereinigten Staaten des Jahres 2025 reicht es, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, um entrechtet zu werden. Für Jose Hermosillo bedeutete das: zehn Tage Freiheitsentzug, zehn Tage Unsichtbarkeit, zehn Tage in der kalten Umarmung einer Maschine, die vorgibt, Amerika zu schützen – und doch seine eigenen Bürger verschlingt.
Jose Hermosillo ist 19 Jahre alt, US-Staatsbürger, wohnhaft in Albuquerque, New Mexico. Er ist ein junger Vater, kämpft mit Lernschwierigkeiten, spricht langsam, aber klar. In seinen Worten liegt keine Ideologie, nur das Bedürfnis, verstanden zu werden. Am 8. April wird er in Tucson, Arizona, festgenommen. Nicht wegen eines Verbrechens, sondern weil er nach einem epileptischen Anfall Hilfe suchte – ohne Ausweis, ohne Orientierung, mit der Hoffnung auf Mitmenschlichkeit.
Stattdessen stößt er auf einen Grenzbeamten. Und dieser, geschult in der Logik der Abschottung, sieht in dem jungen Mann nicht einen Hilfesuchenden, sondern einen Verdächtigen. „Du bist nicht von hier. Wo sind deine Papiere?“ – eine Frage, die wie ein Echo aus dunklen Kapiteln der Geschichte klingt. Als Hermosillo antwortet, er sei aus New Mexico, wird ihm nicht geglaubt. Der Beamte habe, so Hermosillo, gesagt: „Mach mich nicht für dumm. Ich weiß, dass du aus Mexiko kommst.“ Das Urteil war gesprochen, bevor irgendein Beweis vorlag.
Was folgt, ist der Eintritt in eine Schattenwelt. Hermosillo wird in das Florence Correctional Center gebracht, eine Einrichtung, die der Staat ausgelagert hat – privat betrieben, profitorientiert, entmenschlichend. Er teilt sich eine Zelle mit 15 anderen Männern, erhält nur kaltes Essen, wird krank. Medizin? Fehlanzeige. Kommunikation? Nur über einen Anwalt, den er nicht hat. Seine Rufe, er sei US-Bürger, verhallen ungehört. „Sag das deinem Anwalt“, lautet die kalte Antwort des Systems, das sich selbst genügt.