Nach Rücktritten
Trump droht der BBC mit Milliardenklage
Journalistische Voreingenommenheit in einem Beitrag über Trump, Machtkampf im Aufsichtsrat: Warum der Generaldirektor und die Nachrichtenchefin der BBC zurücktraten - Worum es in der Krise beim britischen Sender geht
Schwere Vorwürfe wegen journalistischer Voreingenommenheit, ein Machtkampf im Aufsichtsrat, Unsicherheit über die Zukunft – der berühmteste öffentlich-rechtliche Sender der Welt steckt in einer schweren Krise. Am Sonntagabend traten BBC-Intendant Tim Davie und seine Nachrichtenchefin Deborah Turness zurück. Donald Trumps Anwalt droht der BBC mit einer Milliardenklage, sollte eine Dokumentation, in der eine Trump-Rede irreführend zusammengeschnitten worden war, nicht bis zum 14. November offline genommen werden.
Frage: Was hat den Schritt ausgelöst?
Antwort: Ein Beitrag im Fernsehmagazin Panorama. Zur besten Sendezeit wurde darin im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl 2024 die Karriere von Donald Trump, vor allem seine erste Amtszeit, nachgezeichnet. Zum Sturm gewalttätiger Trump-Anhänger aufs Kapitol im Jänner 2021 zeigte der Film zwei Zitate des Präsidenten vom selben Tag, ohne deutlich zu machen, dass sie aus verschiedenen Teilen seiner Rede stammten. Für die Zuschauer konnte so der Eindruck entstehen, Trump habe seine Anhänger dazu aufgefordert, zu "kämpfen wie der Teufel" (fight like hell).
Den klaren journalistischen Fauxpas mochten die Verantwortlichen lange nicht einräumen, eine interne Untersuchung dümpelte vor sich hin. Nachdem vergangene Woche der konservative Telegraph den Fall aufgegriffen hatte, sprach das Weiße Haus von Fake News; drohend stand eine Klage des unberechenbaren 79-Jährigen am Horizont, der in den USA bereits mehrfach unbotmäßige Medien mit Prozessen überzogen hat.
Journalistische Voreingenommenheit in einem Beitrag über Trump, Machtkampf im Aufsichtsrat: Warum der Generaldirektor und die Nachrichtenchefin der BBC zurücktraten - Worum es in der Krise beim britischen Sender geht
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