Ein Morgen in Chicago – Wenn ein Kindergarten zum Tatort wird
Chicago – Es war kurz nach sieben Uhr morgens, die Kinder liefen lachend durch die Glastüren des Rayito de Sol Spanish Immersion Early Learning Center, ein zweisprachiger Kindergarten im Norden der Stadt, als plötzlich schwarze SUVs auf den Parkplatz rollten. Sekunden später rannte eine Frau, Diana Patricia Santillana Galeano – eine Erzieherin – aus einem Fahrzeug in Richtung Eingang. Hinter ihr Männer mit kugelsicheren Westen, auf denen in großen weißen Buchstaben stand: POLICE ICE. Noch bevor sie die Tür hinter sich schließen konnte, wurde sie festgesetzt – zwischen zwei Glasfronten, vor den Augen der Kinder.
Die Frau rief, sie habe Papiere, sie sei legal hier. Doch die Beamten ließen sie nicht los. Sie führten sie ab, während Eltern, die gerade ihre Kinder absetzten, schockiert zusahen. Es war ein Moment, der sich in die kollektive Erinnerung dieser Stadt einbrennen dürfte – nicht nur, weil er sich vor einem Kindergarten abspielte, sondern weil er sinnbildlich steht für das, was die Trump-Regierung derzeit unter „Rechtsdurchsetzung“ versteht. Der Vorfall ereignete sich im Rahmen von „Operation Midway Blitz“, einer der aggressivsten Abschiebekampagnen seit Jahren. Seit Anfang September wurden in der Region Chicago mehr als 3.000 Menschen festgenommen. Hubschrauber-Einsätze, nächtliche Razzien, Tränengas bei Protesten – selbst für amerikanische Verhältnisse ist die Härte der Einsätze ungewöhnlich. Und jetzt: ein Kindergarten.
Der demokratische Stadtrat Matt Martin bestätigte, dass mehrere Augenzeugen übereinstimmend berichteten, die Frau sei direkt vor den Kindern verhaftet worden. „Sie wurde im Eingangsbereich festgehalten, während sie erklärte, dass sie über gültige Papiere verfüge“, sagte Martin. Auf Aufnahmen, die sich inzwischen in den sozialen Netzwerken verbreiten, ist zu sehen, wie mindestens ein Beamter eine Weste mit der Aufschrift ICE trägt, während die Lehrerin abgeführt wird. Das Heimatschutzministerium (DHS) versuchte den Vorgang zu rechtfertigen. Tricia McLaughlin, stellvertretende Ministerin für Öffentlichkeitsarbeit, schrieb auf X: „ICE hat keine Kindertagesstätte ins Visier genommen. Die Beamten wollten ein Fahrzeug stoppen, das einer illegalen Einwanderin aus Kolumbien gehörte. Der Fahrer weigerte sich, anzuhalten.“ Doch die offizielle Darstellung steht im Widerspruch zu den Beobachtungen vor Ort. Laut mehreren Eltern und Recherchen, betraten die Beamten das Gebäude ohne Durchsuchungsbefehl, gingen durch mehrere Räume und befragten Mitarbeitende, während Kinder anwesend waren.
Es war kurz nach sieben Uhr morgens, die Kinder liefen lachend durch die Glastüren des Rayito de Sol Spanish Immersion Early Learning Center, ein zweisprachiger Kindergarten im Norden der Stadt, als plötzlich schwarze SUVs auf den Parkplatz rollten. Sekunden später rannte eine Frau, Diana...
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