Im Frühjahr 1891 erschien in Mossul eine aus einem Offizier und zwei moslemischen Mullahs bestehende Delegation aus Istanbul, die die Botschaft brachte, der 0smanische Sultan Abdul Hamid II (1876 – 1909) habe beschlossen, dass die Yezidi moslemischen Ursprungs seien und zum “wahren” Glauben zurückkehren müssten. Dieses sei die einzige Möglichkeit des Überlebens. Gleichzeitig wurden die Yezidi daran erinnert, dass die Wehrsteuer der beiden letzten Jahre nicht gezahlt worden sei. Die Yezidi versuchten nunmehr, Hilfe durch die europäischen Gesandten und Missionare im Nahen Osten zu erhalten. Diese unternahmen aber so gut wie nichts zur Unterstützung der Yezidi, sondern stellten lediglich Überlegungen an, wie man die Yezidi christianisieren könne.
Im Juli 1891 zitierte man die Yezidi-Führung nach Mossul, wo man ihnen die Beschlüsse mitteilte. 22 Yezidi-Führer, darunter der Emir Mirza Beg, wurden gezwungen, die verhasste blaue Uniform der türkischen Armee anzuziehen.
Im Juli 1892 verlangte General Omar Vahbi Pasha, der seinerzeit die Herrschaft in Mesopotamien innehatte, da der Posten des türkischen Gouverneurs vakant war, dass die Yezidi den islamischen Glauben oder zumindest eine der vom Koran geduldeten Buch-Religionen annehmen müssten; ansonsten werde er sie vernichten. Um seine Warnung zu unterstreichen sandte der General eine Expedition in das Sinjar-Gebirge, die dort zehn Yezidi ermordete und 35 verwundete. Gegenüber den Yezidi der Sheikhan-Region sprach der General die Drohung aus, er werde sämtliche Bewohner töten und ihre Köpfe nach Mossul bringen lassen.