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Völkermord an den Assyrern

"Durch die damalige Türkei"... warum wird dieser Neonazi eigentlich nicht wegen volksverhetzung gesperrt? Ist das Forum auf seinen Dreck angewiesen?
 
"Durch die damalige Türkei"... warum wird dieser Neonazi eigentlich nicht wegen volksverhetzung gesperrt? Ist das Forum auf seinen Dreck angewiesen?

Du gehörst wegen unerträglicher Spammererei endlich verwarnt. Du trägst nie was zu den Themen bei, ausser dummen beleidigungen.
Du verdienst einen Denkzettel.
 
Und jetzt, willst du auf diesem niedrigen Nivo weitermachen?
 
Mit dir geht es nicht niedriger.

Du Vogel du. Dich habe ich ja ganz vergessen.

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Wenn die Wahrheit zum "Verrat" wird

Der 1915 begangene Völkermord an über zwei Millionen+christlichen Armeniern und Assyrern wird von der Türkei bis heute geleugnet. Wer darüber redet, riskiert eine Haftstrafe von bis zu neun Jahren - wie der syrisch-orthodoxe Pfarrer Yusuf Akbulut, der von islamistischen Journalisten als "Verräter" an den Pranger gestellt wurde. Akbulut steht unter Anklage, der Prozess wird am 5. April fortgesetzt.



Anfang Oktober 2000 machten sich zwei Journalisten der konservativ-islamistischen Zeitung Hürriyet auf den Weg nach Diyarbakir im Südosten der Türkei. Die wirtschaftlich unterentwickelte Provinz Anatolien befindet sich durch die Kämpfe zwischen der kurdischen Befreiungsbewegung PKK und dem türkischen Militär seit Jahren im Ausnahmezustand. Die beiden Journalisten interessierten sich aber nicht für die Kurden. Sie wollten mit der noch verbliebenen christlichen Minderheit Kontakt aufnehmen und etwas erfahren über deren Einstellung zu den immer lauter werdenden Vorwürfen gegen die Türkei, 1915 einen Völkermord an den Armeniern geplant und ausgeführt zu haben.
Die Zeit drängte. Im US-Kongress sollte eine Resolution zur Abstimmung kommen, welche die Anerkennung dieses Völkermords zum Inhalt hatte. Im Vorfeld führte die türkische Regierung eine massive Medienkampagne durch und setzte die amerikanische Regierung unter Druck. Bis heute ist die Türkei nicht bereit, über die damaligen Vorgänge zu diskutieren, sie historisch aufzuarbeiten, geschweige denn, den von der Forschung längst dokumentierten Genozid an über zwei Millionen Christen - Armeniern und Assyrern - anzuerkennen. Darüber hinaus verbietet sie eine öffentliche Auseinandersetzung über dieses Thema.

2000 Jahre altes Christentum
In Westeuropa wissen nur wenige, dass der Südosten Anatoliens, Nordmesopotamien, ein altes, christliches Gebiet ist. Hunderte von Kirchen und Klöstern überziehen die karge, hügelige Landschaft. Tur Abdin, Berg der Knechte Gottes, nennen die Christen diesen Landstrich. In den Dörfern und Städten des Tur Abdin lebt heute noch eine kleine Anzahl Christen. Sie gehören vorwiegend der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien an. Diese Kirche beruft sich auf apostolische Ursprünge, d.h. auf eine fast 2000-jährige Tradition.
Die Bezeichnungen Assyrer/Aramäer beziehen sich auf die historischen Wurzeln, die diese Christen betonen möchten: Sie fühlen sich als die Nachfahren der antiken Assyrer und Aramäer, die noch die Sprache Jesu, das Aramäische, sprechen und Mesopotamien als ihre angestammte Heimat betrachten.
In diesem abgelegenen Gebiet machten sich also die Journalisten auf die Suche nach einer geeigneten Geschichte, um die Genoziddiskussion an den Pranger zu stellen. Es gelang ihnen, den syrisch-orthodoxen Pfarrer Yusuf Akbulut zu einem Gespräch über den Völkermord zu bringen. Der 35-jährige Familienvater betreut die letzten, in Diyarbakir verbliebenen christlichen Familien.
Akbulut bestätigte den Genozid als historische Tatsache. Er betonte, dass während des Massakers um 1915 nicht nur Armenier, sondern auch Assyrer den ethnisch-religiösen Säuberungen und Vertreibungen zum Opfer gefallen waren. Als Pfarrer sei er der Wahrheit verpflichtet: "Nicht nur die Armenier, auch die Assyrer (Suryani) sind damals mit der Begründung, dass sie Christen sind, dem Völkermord ausgesetzt gewesen. Die Assyrer wurden in Scharen (qaflat) gemordet. Bei diesem Massaker wurden die Kurden (als Handlanger, Red.) benutzt." Dem Pfarrer war nicht bewusst, dass es sich bei dem als "privat" deklarierten Treffen mit den Journalisten um ein Zeitungsinterview handelte. Das Gespräch wurde ohne sein Wissen mit Video und Tonband aufgenommen.
Großes Interesse der Weltöffentlichkeit
Am 4. Oktober - zwei Tage vor der Abstimmung im U.S.-Kongress - erschien in der Zeitung Hürriyet unter der Überschrift: "Ein Verräter unter uns" ein Artikel mit Originalzitaten des Interviews. Der Pfarrer wurde daraufhin von der türkischen Militärsicherheitspolizei abgeholt und verhört. Die türkische Staatsanwaltschaft erhob gegen ihn Anklage gemäß Paragraph 312 des türkischen Gesetzbuches. Dieser Artikel besagt, dass mit bis zu drei Jahren bestraft werden kann, wer "die Bevölkerung unter Hinweis auf Unterschiede der Klasse, Rasse, Religion oder Region öffentlich zu Hass und Feindschaft aufstachelt".
An den bisherigen Verhandlungstagen, am 21. Dezember 2000 und am 22. Februar diesen Jahres, kam es zu keinem Urteilsspruch. Der Pfarrer bestätigte seine Aussagen und beharrte darauf, kein öffentliches Interview gegeben zu haben. Das Gericht verschob die Verhandlung mit der Begründung, die Videomitschnitte unter diesem Gesichtspunkt auswerten zu müssen, auf den 5. April 2001.
"Der Prozess nimmt mittlerweile Dimensionen an, mit denen die Türkei nicht gerechnet hat," schildert Sait Demir, Vorsitzender des Zentralverbands der Assyrischen Vereinigung Deutschlands, seine Eindrücke vom Verfahren in Diyarbakir. Das Interesse der Weltöffentlichkeit an dem Fall ist groß. Im überfüllten Gerichtssaal fanden sich an beiden Verhandlungstagen Regierungsvertreter aus Europa und Amerika, Abgesandte von Menschenrechtsorganisationen und kirchlichen Einrichtungen, Botschaftsangehörige und Vertreter assyrischer Organisationen ein (neben dem Zentralverband Mitglieder der Assyrischen Demokratischen Organisation, Sektion Europa und Schweden, und der Assyrian Universal Alliance).
Die Signalwirkung dieses Aufgebots kann in der Türkei nicht ignoriert werden. Menschenrechtsverletzungen, Folter und der Umgang mit religiösen und ethnischen Minderheiten haben in der Vergangenheit zu heftigen Auseinandersetzungen um die EU-Beitrittskandidatur der Türkei geführt. Neben dem Recht auf freie Meinungsäußerung gehören gleiche Rechte für religiöse und ethnische Volksgruppen zu den Kriterien der europäischen Staatengemeinschaft und sind Voraussetzung einer EU-Partnerschaft. Zudem sind diese Rechte seit 1923 in der Sektion III des Laussanner Vertrags über den Schutz von Minderheiten in der Türkei festgelegt.
Der Oberstaatsanwalt staunte nicht schlecht, als ihm Gabriele Yonan, eine der besten Kennerinnen christlich-assyrischer Kultur und Geschichte, vor der zweiten Verhandlung eröffnete, dass eigentlich sie auf der Anklagebank sitzen müsste. Yonan überreichte ihm die türkische Übersetzung ihres Buches "Ein vergessener Holocaust. Die Vernichtung der christlichen Assyrer in der Türkei". Damit legte sie bereits 1989 eine akribisch zusammengetragene Dokumentation des Völkermords an den Assyrern vor. Das Jahr 1915, so Yonan, "ging als "Jahr des Schwertes" (seifo) in die Erinnerung der Assyrer ein.
Die "jungtürkische" Regierung hatte den Plan der Vernichtung aller christlicher Bevölkerungsgruppen schon bald nach ihrer Machtübernahme gefasst. 1911 hatte das Komitee für Einheit und Fortschritt auf dem Kongress in Saloniki das zukünftige Regierungsprogramm entworfen, in dem die Vorherrschaft der türkischen Rasse und der Aufbau des Reiches auf islamischer Grundlage die beiden ideologischen Säulen bildete.
Die zeitgenössischen Berichte und Dokumentationen von Pater Dr. Johannes Lepsius, Gründer der Deutschen Orient-Mission, würden belegen, dass die Armenierausrottung gleichzeitig eine Christenausrottung war, also auch die Assyrer betraf. Die türkischen Truppen, meist Kurden, machten damals kaum einen Unterschied zwischen einzelnen christlichen Gemeinschaften, so dass die gesamte christliche Bevölkerung in Stadt und Land betroffen war.
Die Übersetzung von "Ein vergessener Holocaust" wird seit 1996 in der Türkei offen verkauft. Ebenso Franz Werfels "Die 40 Tage des Musa Dagh", eine Schilderung über den Genozid aus der Perspektive eines Armeniers. Warum also den Pfarrer anklagen, wenn Schriften, die den Völkermord dokumentieren, frei erhältlich sind? "Die Mehrheit der Türken und auch der Oberstaatsanwalt scheinen nicht viel über den Völkermord an unserem Volk und den Armeniern zu wissen", meint Sait Demir. Erst die Resolution im US-Kongress und die offizielle Anerkennung des Genozids an den Armeniern durch den französischen Senat im Oktober 2000 brachten in der Türkei Bewegung in das seit über 80 Jahren totgeschwiegene Thema.
Je länger der Prozess dauert, um so mehr muss die Türkei mit einem Imageverlust rechnen. Das überwältigende Echo gibt der türkischen Regierung zu verstehen, dass der Fall Akbulut nur ein Funke ist, der einen schwelenden Brand entfachte. Es geht längst nicht mehr nur um die Anklage gegen einen weithin unbekannten syrisch-orthodoxen Pfarrer.
Bis heute sind die Assyrer nicht als Volksgruppe anerkannt, das heißt, sie dürfen nicht öffentlich ihre Sprache sprechen und unterrichten, öffentliche religiöse Handlungen durchführen, eigene Kulturvereine gründen oder Zeitungen verbreiten. Die Serie an Überfällen, Morden, Vergewaltigungen und sonstiger Bedrohung in den letzten 25 Jahren wurde nie aufgeklärt.
Die Vorgänge im Ersten Weltkrieg markieren den Beginn eines Exodus der Assyrer, der bis in die jüngste Vergangenheit anhält. Das assyrische Volk flüchtete und flüchtet sich in das westliche Exil und bildet in der Diaspora Gemeinden, unter anderem in Augsburg. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten im Tur Abdin an die 200 000 Assyrer, heute sind es nur noch etwa 3000.
Obwohl sich die Christen aus dem Tur Abdin in Europa und Übersee eine neue Existenz aufgebaut haben, bestehen vielfältige Kontakte in die ursprüngliche Heimat. Die Vorgänge werden sensibel verfolgt und die Angst um dort noch lebende Verwandte und Landsleute ist deutlich zu spüren. Da die Assyrer keinen eigenen Nationalstaat, wie z.B. die Armenier, haben, kämpfen sie in den Aufnahmeländern um ihre Anerkennung als ethnische Minderheit. Nur mit Hilfe der westlichen Staaten kann es ihnen gelingen, auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen und die Rechte der verbliebenen Christen in den Heimatländern - neben der Türkei sind das der Irak, Syrien, Iran und Libanon - durchzusetzen.
Pfarrer Akbulut war sich sicher nicht bewusst, dass sein ungezwungenes Plaudern mit den Journalisten von Hürriyet derartige Wellen schlagen würde. Das heißt nicht, dass der ruhige und verhaltene Geistliche naiv oder unüberlegt die Fragen der Journalisten beantwortete. Doch er passt überhaupt nicht zu dem Bild des Verräters und Aufrührers, das seine Gesprächspartner zeichneten. Angespannt empfing er am Vorabend der zweiten Verhandlung die verschiedenen Vertreter der deutschen und niederländischen Delegationen im Salon seiner Kirche. Die Spannung löste sich langsam, als er das Ausmaß der internationalen Solidarität spürte. Unter anderen hat sich Bundespräsident Rau persönlich in einem Schreiben an Akbulut gerichtet und ihm seine Unterstützung zugesagt.
Die türkische Regierung muss sich eine Strategie überlegen, um ohne größere Blessuren und ohne Gesichtsverlust aus der Sache herauszukommen.
Sie kann den Fall Akbulut zum Anlass nehmen, Bewegung in die Diskussion über Menschenrechtsverletzungen, Umgang mit Minderheiten und das Recht auf freie Meinungsäußerung zu bringen. Der Völkermord von 1915 wird den heute lebenden Türken (und Kurden) nicht zum Vorwurf gemacht. Doch die Türkei muss dafür die Verantwortung übernehmen und endlich eine öffentliche Diskussion und die Aufklärung der damaligen Vorgänge zulassen.
Der Arbeitskreis Shalom an der katholischen Universität Eichstätt hat Pfarrer Akbulut mit dem Shalompreis des Jahres 2001 ausgezeichnet, weil er "trotz massiver Bedrohung und Anklage wegen Volksverhetzung nicht abweicht, an den vielfachen Mord an Armeniern und syrisch-orthodoxen Christen zu erinnern."

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Ja die Türkei leugnet bis heute die Völkermorde gegen die Assyrer, Armenier und Griechen/Pontier

Die Frage stellt sich: kann man die Türkei als Leugnerstaat noch ernst nehmen?
 
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