Schiptar
Geek
Okay, sorry, da hatte ich dich falsch verstanden. Als du "Gewalt" sagtest, dachte ich dann doch wieder an Kriegsverbrechen, nicht an "normale Kriegshandlungen". (Wobei, machen wir uns nichts vor: Es gibt keine klare Trennung zwischen sauber kämpfender Truppe und feigen mordenden Verbrechern in KZs o.ä. Einrichtungen. Für Deutschland wissen wir das spätestens seit der Wehrmachtsausstellung Anfang der 90er Jahre. Wer hat denn im besetzten Serbien Zivilisten als Vergeltung an die Wand gestellt? Die Wehrmacht, nicht nur die SS.)Moment! Deine Aussage war folgende: [...]
Das niemand zur Verübung von Verbrechen gezwungen wurde, stimmt zwar auch nicht (es waren nicht nur überzeugte Faschisten, die am Abzug gezogen haben), aber darum geht es nicht. Ich bezog mich auf das Fettgeschriebene.
Andererseits musste man weder überzeugter Rassist oder Faschist sein, um Zivilisten zu ermorden, noch mussten sie einen zwangsläufig mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen, denn es gab noch einen Bereich dazwischen: Männer, die einfach nur das taten, was sie für ihre Pflicht hielten. Befehl ist Befehl usw. Soll ich mich etwa vor allen hinstellen und sagen: "Ich weigere mich, diese Leute zu erschießen, denn Juden sind auch Menschen"? Wie stehe ich vor meinen Kameraden da, wenn fast alle sich an den Erschießungen beteiligen und danach vielleicht von Alpträumen oder Gewissensbissen geplagt werden, während ich mich vor dieser unangenehmen Aufgabe "drücke"? Christopher Browning hat das damals sehr gut beschrieben in "Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die 'Endlösung' in Polen" (Orig.: Ordinary Men. Reserve Police Battalion 101 and the Final Solution in Poland).
1.) "In dubio pro reo" ist sicher ein ganz wichtiger Grundsatz. Besonders wenn es um eine Strafe geht, die nicht rückgängig gemacht werden kann, wie es nun einmal die Todesstrafe per Definition an sich hat.Und auch von den Zivilisten muss man ausgehen (im Sinne von "in dubio pro reo", wobei reo bei Zivilisten nicht ganz korrekt ist), dass sie keine Ahnung hatten, welcher Schreckensherrschaft sie die Treue gehalten hatten.
2.) Die Ahnungslosigkeit derjenigen, die sich an der Terrorherrschaft beteiligten oder zumindest von ihr nicht betroffen waren, würde ich nicht zu hoch ansetzen. In Deutschland zumindest wussten die Menschen im wesentlichen, was Sache war, oder konnten es zumindest wissen: Soldaten berichteten ihren Angehörigen zu Hause von Erschießungen, man sah die jüdischen Nachbarn verschwinden, man konnte die Vernichtungsdrohungen der Nazis in der Zeitung lesen... (Literarturtipp dazu: "Davon haben wir nichts gewusst" von Peter Longerich.)
Stimmt, das taucht offensichtlich schon bei Cicero bzw. in der Bibel auf: http://www.burfeind.eu/texte/texte/bush.pdfDem muss ich nichts hinzufügen. Meine Meinung! Ändert nichts daran, dass nicht die Amis das Motto "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" erfunden haben.