Zum Thema:
Aus meiner Sicht verfolgt Serbien keinerlei Langzeitstrategie zur Reintegration des Kosovo. Abseits der feuchten Träume der Ewiggestrigen wissen jene, die in Serbien etwas zu sagen haben, dass selbst eine freiwillige "Rückkehr" des Kosovo unter die serbische Staatsgewalt mit kaum aufwiegbaren Nachteilen verbunden wäre. Serbien hat etwa 7 Millionen Einwohner; etwa 1.8 Millionen Albaner leben im Kosovo, wobei die kosovarische Diaspora auf etwa 1 - 1.2 Millionen geschätzt wird. Niemand, der bei Verstand ist, kann mir sagen, dass Serbien ein Interesse daran hat, dass fast die Hälfte der Staatsbürger (bzw. der potenziellen Staatsbürger) aus Nichtserben besteht.
Natürlich kommen dann die typisch deggisch-dümmlichen Einwände, wonach es vorher ja "auch geklappt" hat, aber es hat eben nicht geklappt. Das ganze serbische Staatswesen innerhalb Jugoslawiens (und natürlich davor, also nach der Okkupation des Kosovo durch das Königreich Serbien), war darauf ausgerichtet, die Albaner möglichst im Zaum zu halten, indem
- versucht wurde, Abkommen mit dem OR / der Türkei auszuhandeln, die vorgesehen hätten, dass ein Grossteil der kosovarischen Albaner nach Anatolien zwangsumgesiedelt wird;
- staatlich geplante Mord- und Vertreibungskampagnen stattfanden;
- Pläne besprochen wurden, die kosovarischen Albaner nach Albanien zu vertreiben;
- unmenschliche Ideen von Zwangssterilisationen und HIV-Infektionen die Runde machten;
- die Auswanderung der Kosovaren in den Westen begünstigt wurde (hat natürlich das exakte Gegenteil vom angestrebten Zweck bewirkt; die Kosovaren gewannen an Wohlstand und kauften den verarmten, im Kosovo lebenden Serben ihre Grundstücke ab); und
- eine aktive Kolonisationspolitik betrieben wurde, im Rahmen derer Serben aus hunderte von Kilometern entfernten Teilen Jugoslawiens Land im Kosovo zugesprochen wurde (das Ergebnis davon sind die heute im Kosovo lebenden Serben; die ursprünglich im Kosovo lebenden Slawen sind in den Albanern aufgegangen).
Realpolitisch betrachtet profitiert die serbische Führungsriege vom status quo. Man hat einerseits keine den Staat (als serbischen Staat) gefährdende albanische Minderheit innerhalb seiner Grenzen, kann aber gleichzeitig bei den degg'schen Dödeln auf Stimmenfang gehen, indem man sich der serbischen Mythen-Glocke bedient. Es ist letztlich also eine sehr komfortable Situation, den Kosovo nicht anerkennen zu müssen. Insgeheim würde man sich wohl gerne der alten Methoden bedienen, aber oh weh, das ist halt nicht mehr möglich, sonst wieder Russia hjelp hjelp.