Princip geriet er in das Umfeld der serbischen Nationalistenorganisation
Narodna Odbrana, wo serbische Nationalisten ihm und seinen jugendlichen Mitattentätern – Nedeljko Čabrinović, einem 19-jährigen Druckergesellen, und Trifko Grabež, einem 18-jähriger Schulabbrecher – materiell und emotional unter die Arme griffen. Die jungen Leute berauschten sich am
Nationalmythos, wonach Serbien seit seiner heroischen
Niederlage auf dem Amselfeld 1389 stets das Opfer ausländischer Umtriebe gewesen sei, den sie auf die österreichische Fremdherrschaft übertrugen: Danach würden die Wiener Behörden die Serben in ihrem Herrschaftsbereich wirtschaftlich kleinhalten.
In Wirklichkeit war Bosnien stärker industrialisiert und hatte ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als Serbien. Princip lernte in dieser Zeit
Petrović-Njegoš’ Epos
Bergkranz über den heroischen Abwehrkampf gegen die Türken im Spätmittelalter auswendig, in dem der serbische Nationalheld
Miloš Obilić den türkischen Sultan
Murad I. ersticht. Princip und seine Freunde sahen ihr Vorbild außerdem in Bogdan Žerajić, der am 15. Juni 1910 nach einem gescheiterten Attentat auf den
Statthalter Österreich-Ungarns in Bosnien und Herzegowina
Marijan Freiherr Varešanin von Vareš Selbstmord begangen hatte, und hielten sich öfters an dessen Grab auf.[SUP]
[6][/SUP] Princips Ideal war der
Jugoslawismus: die Vereinigung aller Südslawen in einem eigenen Staat.[SUP]
[7][/SUP] Während seines Prozesses erklärte er: „Ich bin ein jugoslawischer Nationalist mit der Vereinigung aller Jugoslawen als Ziel, mir ist es egal in welcher Staatsform, jedoch muss er von Österreich befreit werden.“[SUP]
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Dabei war es für ihn aber selbstverständlich, dass die Hauptstadt dieses Jugoslawiens Belgrad und die Serben darin das dominierende Element sein würden.[SUP]
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