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Wieso ist heute noch Che Guevara die Identifikationsfigur der Linken ?

....danke an vuk für den thread......ist mir ebenfalls,aufgefallen das da ein paar widersprüche gibt....aber es ist logisch das linke dss ohne zu zögern unter den teppich kehren....
 
Ich kann letztlich nicht verstehen warum ich einen Mann bewundern soll, der wie gesagt selbst den Einsatz von Atombomben und Millionen Toten in Kauf genommen hätte und dessen Handeln völlig an der Realität vorbei ging.

Das beste Beispiel ist sein Handeln in Bolivien die dortigen indianischen Bevölkerungen konnten mit seinem Sozialismus und Revolution nichts anfangen und waren diesen fremden Kämpfern eher feindlich und ängstlich gegenüber eingestellt weil durch diese nämlich die Armee Boliviens in deren Gebieten im Einsatz gewesen ist und bei den Militärgefechten zwischen Armee und Revolutionäre logischerweise auch deren Ernte und Nahrung teilweise vernichtet wurde.
 
Afroasiatis, deine Beiträge ergeben für mich schon einen Sinn, aber irgendwie fehlt mir die Betrachtung der anderen Seite der Medaille. Vergiss eins nicht, das kubanische Volk musste in diesen fünfzig Jahren unter Castro und bis zu Che's Tod vieles ertragen: Demütigung, Terror, Tausende von Erschossenen, Gefängnisse voller politischer Gefangener - stellen wir uns so einen "friedliebenden" Menschen vor? Die armen Leute haben sich ins Meer gestürzt, um zu entkommen. Man kann Konstatieren, es war ein grosser Verrat am kubanischen Volk. Diejenigen, die auch heute noch an Fidels Revolution glauben, müssen vieles verschlafen haben. Castro und Che haben in ihren Schriften und Reden dem Volk versprochen, die Diktatur Batistas zu beenden und die Demokratie wiederherzustellen, in der das Volk seine Souveränität wieder durch freie Wahlen und verschiedene politische Parteien ausüben kann. Aber dann kamen sie zur Macht und schleichend verwandelte sich Fidel Castro in einen Diktator.

Übrigens, als Che Leiter des "La-Cabana"-Gefängnisses war - hier war er verantwortlich für ein Militärtribunal, das im Rausch der ersten Revolutionstage Hunderte, nach einigen Aussagen sogar Tausende Revolutionsgegner ohne Prozess zum Tode verurteilte. Ich hab mal von einem Geistlichen des Gefängnisses gelesen, wie erbarmungslos Che sein konnte, sogar bei der Exekution von Kindern. Soziale Gerechtigkeit?

Er liebte es natürlich auch, das "beste" für das Volk zu tun - ok. So "experimentierte" er einmal mit der Umsetzung von einer Art "Scharia-Rechtssystem", das die Beziehungen zwischen Männern und Frauen sowie den Konsum von Alkohol regeln sollte - alles andere als demokratisch. Er unterstützte den Aufbau eines Polizeistaates in Kuba und schuf Arbeitslager für gefährliche Revolutionsgegner. Diese Lager waren die Vorläufer späterer Camps für Homosexuelle, Aids-Kranke und andere unerwünschte Elemente. Und Che bewunderte den sowjetischen Kommunismus. Er half 1962 dabei, die Stationierung sowjetischer Nuklearwaffen auf Kuba zu verhandeln, und er war ausser sich vor Wut, als die Sowjets später mit den Amerikanern den Abzug der Raketen vereinbarten.

Ich will eben wirklich gerne verstehen, wieso man bei ihm so eine Aussnahme macht, und bei anderen "Revolutionären" nicht.

Die Betrachtung der anderen Seite der Medaille ist aber irrelevant, so lange man nicht an einer Gesamtbewertung der Persönlichkeit von Che interessiert ist. Und an diese sollte man nicht interessiert sein, es sei denn man will ihn zu einem Idol machen, was, wie gesagt, aus meiner Sicht falsch ist. Che sollte nicht ein Idol, sondern ein Symbol sein. Und für seine Funktion als Symbol ist die Gesamtbewertung nebensächlich, wichtig sind nur die Eigenschaften, die er symbolisieren soll.

Man macht bei ihm keine Ausnahme. Es ist fast immer so, dass die Menschen die in einem Land oder global als Helden gefeiert werden, Blut auf ihren Händen haben, i.d.R. auch solches von Unschuldigen. Che war wahrscheinlich keine Ausnahme. Er war kein Pazifist, das ist schon zu jedem klar, sondern ein Revolutionär, der glaubte, dass man die Welt durch Gewalt verbessern kann. Niemand bestreitet auch, dass das Castro-Regime eine Diktatur ist und war, mit allen brutalen Aspekten die zu einer Diktatur gehören, obwohl meiner Meinung nach immer noch eine Verbesserung im Vergleich zu Batista (aus den hier mehrmals erwähnten Gründen).

Was Che zu Sonderfall macht, sind die Sachen, für die er steht, die er symbolisiert. Meiner Meinung nach ist es gerade aus diesem Grund, die einige Medien (in D jedenfalls, habe ich bemerkt) versuchen, sein Image heute abzubauen. Es ist nicht ihn, den sie angreifen wollen, sondern die Sachen, für die er stand und steht. Anti-imperialer/anti-elitärer Kampf, und die Idee, dass man das Unmögliche zum Möglichen machen kann.
 
Die Erfindung der Sprache geht nun mal mit der Erfindung der Propaganda Hand in Hand. Irgendwas nachzulabern was man irgendwo gelesen hat, ist einfacher als das Gehirn einzuschalten und selber zu denken.

Interessanter Ansatz denn du ansprichst, "nachlabern". War es nicht gerade so, dass die Sympathie für Che Guevara und Fidel Castro in den 70er und frühen 80er Jahren "In" war und Ausdruck der Opposition zum System, in dem wir (die damalige Generation) aufgewachsen sind? Man trug einen Button mit der allseits bekannten Schwarz-Weiss-Grafik von Che Guevara am Parka und hängte sich das gleiche Motiv als Poster in der Wohnung auf, ohne sich mit der Biografie dieses Mannes zu beschäftigen und dann sprichst du allen ernsthaft von "nachlabern" und das man das "eigene Hirn" benutzen sollte? Das war ganz einfach ein Symbol der Zugehörigkeit zu einer nicht klar definierten Gruppe. Auch die Linken brauchen und brauchten nun mal Idole und Vorbilder, aber "Persönlichkeiten" wie Chrustschow oder Breschnew taugten da nicht so sehr.
 
Anhand von was sieht man, dass Che zu einem Klischee gworden ist? Weil ich geschrieben habe, dass Du abschreibst? Das solltest Du vielleicht ein wenig genauer ausführen, denn ich schreibe nur das, was explizit DICH betrifft. Dass dies alles nicht Deiner Feder entstammt, ist mehr als ersichtlich, auch gilt hier nicht die Devise, warum ist Che eine Ikone, sondern: Zerstöre, diffamiere und degradiere alles KOMMUNISTISCHE. Deine Motivation ist demnach eine ganz andere als die, die Du hier vorschiebst."rotfaschistisch-nepotistisches Kommi-Regime"
Du hast Juden und Freimaurer vergessen einzuwerfen, das würde Dich noch glaubwürdiger klingen lassen. Wenn Du im Unterton noch Draza Mihailovic einbeziehst, dann würdest Du die Sache komplettieren...

Das Problem ist, du gehst auf meine Punkte gar nicht ein, sondern unterstellst mir ständig irgendwelche Vorwürfe. Und nein, es geht hier wirklich um Che, dass der Kommunismus hier Hand in Hand geht, ist wohl mehr als logisch. Mir fehlt auf der Gegenseite die ehrliche "Aufarbeitung" und Auseinandersetzung der Person Che. Ihr lässt ja nicht mal 1% Kritik an ihm.

Das wir uns verstehen, das Lateinamerikanische Volk (nicht alle, aber sicher ein grosser Teil) sieht ihn nicht als Pazifisten, sondern als Mann der gegen den Imperialismus bis zum bitteren Ende gekämpft hat und das kann ich aus ihrer Sicht auch zu einem gewissen Grad verstehen, kein Problem. Der Imperialismus hat dieses Volk Jahrhunderte lang ausgebeutet, bzw. von den Spanischen Konquistadoren bis zu den amerikanischen Imperialisten, das leugne ich bestimmt nicht und sehe es auch im Kontext der "Revolution". Es stimmt auch, dass kein anderer Kontinent so viele links orientierte Regierungen hatte (Bolivien, Argentinien, Venezuela). Alles Länder in denen die USA die alten Diktaturen unterstützte um so die Rohstoffe des Landes auszubeuten. Und trotzdem kann man egal wie man es dreht, seine Taten an Unschuldigen nicht reinwaschen, denn dieses System brachte keine Befreiung. Das traurige am Sozialismus ist ja, dass weder Wohlstand, noch Sicherheit gegeben sind. Das beweisen alle sozialistischen Experimente, die in der Geschichte gemacht worden sind. Es ist auch eine Lüge der kommunistischen Ecke, wonach die Ärmeren in einem kapitalistischen, freien System ihren Wohlstand und ihre Sicherheit zu Gunsten der Reicheren hergeben, nur weil die staatlichen Zwangs-Sozialsysteme konsequenterweise wegfallen würden. Wirtschaft ist nun mal kein Nullsummenspiel, in dem einer auf Kosten des anderen gewinnt, so einfach ist das.

Aber schon allein der Gedanke dass Che von Chrustschow bitter enttäuscht war, weil er es nicht auf einen Dritten Weltkrieg ankommen liess, sagt viel, viel über ihn aus. Che Guevara hätte ein paar hundert Millionen Tote hingenommen, wenn der Kapitalismus dann vernichtet gewesen wäre.
 
Mich interessierte schon immer, wieso ein guter Teil der heutigen "Linken" (ob der einfache Arbeiter oder Intellektuelle) Che Guevara als Sinnbild/Ikone für ihre Ideologie für sich beanspruchen, obwohl seine Taten und Meinungen eigentlich genau das Gegenteil darstellen. Wobei man sagen muss, das dieser Status denn er heute geniesst wurde ihm "post mortem" verliehen. Eigentlich sind dafür zwei verschieden Typen Menschen verantwortlich. Zunächst der "unsterbliche" Fidel Castro, der aus ihm einen fast ja "übermenschlichen Helden" machte, einen grossen Denker und Humanisten. Die andere Gruppe die ihn bis heute unsterblich verehrt sind die Intellektuellen aus der ganzen Welt, besonders hervorzuheben sind die französischen. Für sie ist er der vollendetste Mensch unserer Zeit. Diese Verehrung hatte auch ihre Wurzeln. Einer der Gründe war, weil er Medizin studiert hatte, bzw. ohne Arzt zu sein, weil er eben in gewissem Rahmen gebildet war und weil er ein bisschen Französisch sprach – sehr schlecht zwar, aber das reichte, um den Anschein zu erwecken, er sei "polyglott" - naja. Das alles ergab ein Bild eines Humanisten, der wider Willen zu den Waffen greift; was aber falsch ist. Durch diese kollektive Mystifizierung wurde er zur Legende die bis heute anhält, und das mit Erfolg wie man es an der heutigen Jugend sieht.

Wenn wir heute von den "Linken" sprechen, dann denken wir in erster Linie an "Pazifisten", "Anti-Rassisten" oder für manch andere sogar "Pro-Gay"-Befürworter. Auf der anderen Seite war Che bereit mit Waffen für seine Idealen zu kämpfen, sogar dafür zu sterben. Hinzu kommt noch, dass er eine äusserst negative/verachtende Meinung über Schwarze, Mexikaner oder Homosexuelle Menschen hatte.

Einige seiner Zitate:

Sein Verhältnis gegenüber Homosexuellen auf Kuba, sehr interessanter Bericht:

Ivor Casey: Che Guevara: The anti-Gay "icon" by Ivor Casey


Sind sich die Intellektuellen der Widersprüche auch bewusst oder wird das ganze "vorsichtig" unter dem Teppich gekehrt?

Nur ein Wort: Salonkommunismus.

Da gehört Geschichtsrevision, Anpassung an eigene Vorstellung und Festhalten an das woran man unbedingt glauben will, zum Programm.
 
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