(Hans-Jürgen Wünschel, 26.07.2021) Nach Erscheinen seines Buchs „Deutschland schafft sich ab“ fragte Thilo Sarrazin bei einer Einladung Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung, der…
juergenfritz.com
Nach Erscheinen seines Buchs Deutschland schafft sich ab fragte Thilo Sarrazin bei einer Einladung Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung, der Sarrazins Buch verrissen hatte, ob er es denn überhaupt ganz gelesen habe. Prantls Antwort: „Ich habe angefangen, aber ich habe es einfach nicht ausgehalten!“ Das zeigt wohl in etwa das Niveau der Debatte, sofern überhaupt eine stattfindet. Der Historiker Hans-Jürgen Wünschel geht der Sache nach.
Beim Thema Islam hat sich der deutsche Meinungskorridor verengt zum schmalen, tabuverstellten Stolpergang
Stein des Anstoßes waren Sarrazins kritische Feststellungen zu Islam und islamischer Zuwanderung. Ihretwegen stieß er bei Journalisten nicht selten auf
„puren Hass“, wurde als
„rassistisch“ gebrandmarkt und letztlich
aus der SPD ausgestoßen. Sogar der Bannfluch der Kanzlerin (
„diffamierend“) hatte ihn ereilt und seine Ausgrenzung befördert. Und dies alles, obwohl andere anerkannte Fachleute zu gleichen Schlussfolgerungen gelangten. So etwa Professor
Ruud Koopmans von der Berliner Humboldt-Universität. Seine Analysen islamischer Gesellschaften belegen die religiösen Wurzeln von Wissensfeindlichkeit, Scharia-Absolutismus, Zurücksetzung der Frauen, Feindschaft gegen
„Ungläubige“ und Minderheiten wie Homosexuelle – gipfelnd in weltweiter Islamistengewalt. Wie Sarrazin weht auch Koopmans vom Mainstream her Eiseskälte an, mit Vorwürfen bis hin zu
„ordinärer Rassismus“.
Selbst muslimische Wissenschaftler mit Intimkenntnissen des Islam aufgrund eigener Lebenserfahrung werden kalt gestellt, wenn sie an das deutsche
„Bereicherungs“-Luftschloss rühren. Auch solche mit Weltrenommee wie der deutsche Professor syrischer Herkunft
Bassam Tibi. Seine Publikationen wie
„Die verdeckte Islamisierung Europas“, seine Aufdeckung der Staatsislamismus-Allianz zwischen Türkei und Saudi-Arabien beim
„religiösen Eroberungskrieg“, seine Kritik an europäischer Selbstverleugnung oder seine Warnung vor zugewandertem Antisemitismus passen nicht zur deutschen Friede-Freundschaft-Fata Morgana. Bassam Tibi muss es büßen:
„In Deutschland bin ich ausgelöscht. Ich werde wie Dreck behandelt“, resigniert er.
Bezüglich Islam hat sich der deutsche Meinungskorridor verengt zum schmalen, tabuverstellten Stolpergang. Wie sieht es in anderen Ländern Europas aus?
England und Frankreich: Die Warner werden scharf angegangen, kommen aber zu Wort, das zeugt von lebendiger Meinungsfreiheit
Blick nach
England:
Der Selbstmord Europas: Immigration, Identität, Islam, so der beredte Titel des international verbreiteten Buchs von
Douglas Murray, seines Zeichens Mitherausgeber des Politikmagazins
Spectator, Direktor einer Londoner Denkfabrik, Zeitungskolumnist und Vortragsredner. Als scharfer Kritiker von Europas suizidaler Beihilfe zu Massenzuwanderung und Islamisierung prägt er die öffentliche Meinung auch durch TV-Auftritte oder Veranstaltungen etwa zum Gedenken an Terroropfer. Ungeschminkte Worte auch von anderen Autoren: Die Journalistin Melanie Phillipsas bezichtigt in ihrem Buch „
Londonistan“ das Establishment der Kapitulation vor der Islamisierung Londons, eine andere Publikation schildert England als
“Brutstätte für fundamentalistische Muslime“.
Freilich gibt es harte Gegenattacken und Vorwürfe wie Islamophobie und Rassismus. Aber
nicht das deutsche Maß an Tabuisierung und Ausgrenzung. Dazu ist die Free Speech-Tradition auf der Insel zu geheiligt. Englische Geistesfreiheit: still going strong.
Blick nach
Frankreich. Ungeschönt beschreiben Autoren die unaufhaltsame Islamisierung: über 150 große Stadtdistrikte in Islamistenhand: Scharia, Gewalt gegen Unangepasste wie etwa unverschleierte Frauen, Schulen im Griff des Islam, Jugendliche mehrheitlich radikal-islamisch. Die Polizei stößt auf Omerta (Gesetz des Schweigens, Schweigepflicht, insbesondere bei bei der Mafia) und Hass, es herrscht Feindschaft gegen Staat, gegen Nicht-Muslime – allen voran Juden -, und natürlich gegen aufgeklärte westliche Werte. Von Nord bis Süd wachsen die Islamistendistrikte, darunter die Pariser Banlieues: Brutstätte auch für Terroristen, so für die Urheber der blutigen
Anschlagserie in Paris vom November 2015 (insbesondere im Bataclan-Theater).
Ein Publizist meint:
„Die Nation in Auflösung, zwei feindselige Völker gegeneinander, Keime des Bürgerkriegs.” Frankreichs renommiertester Gegenwartsautor
Michel Houellebecq stimmt ein:
„Ich befürchte einen Bürgerkrieg.“ Sogar
französische Militärs warnten unlängst vor Staatszerfall und Bürgerkrieg:
„Es geht um das Überleben unseres Landes.“
All diese Stimmen sind Teil der öffentlichen Diskussion. Sie gleicht freilich einem hitzigen Pot-au-feu mit scharfen Gegenreden.
Dass die Warner dennoch zu Wort kommen, zeugt von Mut und weiterhin lebendiger Meinungsfreiheit.
Und Deutschland: Die falsch verstandene deutsche Kompensation von historischer Schuld – Zeugt sie am Ende neue Schuld?
Frankreichs Taumeln am Abgrund wird von deutschen Medien diskret übergangen. Allerdings, den international beachteten Roman
Unterwerfung von Michel Houellebecq konnte man schlecht unterschlagen. Er beschreibt die Selbstauslieferung Frankreichs an den Islam mit tätiger Hilfe der eigenen
„Eliten“ (bisweilen wohl eher Macht-, denn Geisteseliten). Freilich suchte man die Realitätsnähe zu kaschieren, indem man den Roman als
„Satire“ oder
„Provokation“ etikettierte.
„Ein deutscher Houellebecq, nur besser und spannender“ ist laut einer Rezension der Roman
2029: Eine deutsche Zukunft von
Werner Huber. Er schildert, mit Berlin als Epizentrum, eine verhängnisvolle Kriseneskalation mit Pandemien, Wirtschaftseinbruch, Migrationswellen, Extremismus, Gewalt – getoppt schließlich vom aufbrechenden Machtwillen des Islam. Die Buchwidmung der Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld trifft die Essenz:
„Manchmal kann es heilsam sein, sich die Zukunft vorzustellen, auch wenn es weh tut.“ Der Autor ist kein Star wie Houellebecq, also übergehen die Mainstream-Medien das Buch: könnte ja die Leute vollends ins Grübeln bringen …
„Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen“, meinte schon
Helmut Schmidt. Und:
„Wenn wir auf Jahrzehnte so weiterfahren wie bisher, dann muss ich für unser Vaterland schwarz sehen.“ Seine Mahnung verhallte. Unter Ausgrenzung der Warner drücken die
„Eliten“ – denen das Vaterland schnuppe oder Schlimmeres ist (
Robert Habeck: „zum Kotzen“) – ihre Utopien durch und führen uns Abgründen entgegen: Laut
Verfassungsschutz verfolgt die
„stille“ Islamisierung das gleiche Ziel wie die Terroristen:
„Abschaffung der Demokratie und Errichtung eines weltweiten islamischen Staates.” Dazu passt
das protokollierte Ziel der Islamischen Weltliga:
„Europa muss muslimisch werden.“
Warum gerade in Deutschland solche Tabuisierung der Gefahren? Aus falsch verstandener Kompensation für deutsche historische Schuld, lautet eine plausible Erklärung. Der langjährige ARD-Korrespondent in Nordafrika
Samuel Schirmbeck hat dort aus nächster Nähe den Islamismus kennengelernt, der im Namen Allahs unterdrückt, terrorisiert und in Algerien in den 1990er Jahren über hunderttausend Opfer gefordert hat. Ihn beunruhigt die große Völkerwanderung seit 2015, denn er weiß nur zu gut, was da auf Deutschland und Europa zu kommt. Zumal auch hier die Zeichen an der Wand schon überdeutlich erkennbar sind.
Die falsch verstandene deutsche Kompensation von historischer Schuld: Zeugt sie am Ende neue Schuld?
Dieser Artikel erschien zuerst bei
The European – Das Debattenmagazin. Er erscheint hier mit freundlicher Genehmigung des Autors. Zwischenüberschriften durch
JFB
Zum Autor: Dr. Hans-Jürgen Wünschel, Jg. 1947, ist seit mehr als 20 Jahren akademischer Direktor des historischen Seminars der Universität Koblenz-Landau. Seit 2002 ist der Historiker außerdem Honorarprofessor der polnischen Universität Tschenstochau.