"Visafreies Reisen - ein Traum aller Albaner"
Morgen, am 15. Dezember, fällt die Visapflicht bei Reisen in die EU für die Bürger Bosnien-Herzegowinas und Albaniens. Der albanische Außenminister Edmond Haxhinasto spricht im Interview mit EurActiv.de über die Bedeutung der Visafreiheit und über Albaniens Beitrag für die EU-Integration des Westbalkans.
EurActiv.de: Mitte Dezember fällt die Visapflicht für Albaner, die in die EU reisen wollen. Was bedeutet die Visafreiheit für Ihr Land?
HAXHINASTO: Das bedeutet den Albanern sehr viel. Unser Land war in der Vergangenheit isoliert. Es war ein Traum aller Albaner, sich frei in Europa zu bewegen. Visa waren die letzte psychologische Hürde für die Albaner. Zweitens bekommen die Albaner jetzt die Gelegenheit, Europa besser kennenzulernen. Auch können sie jetzt die Werte und das Wissen mit den Europäern austauschen.
Drittens: Es ist eine sehr gute Gelegenheit für die Unternehmen, Geschäftskontakte zu etablieren und mehr Investoren anzuziehen. Die Wirtschaft unseres Landes wächst und wir verbessern unseren Binnenmarkt, um ihn für Auslandsinvestoren attraktiver zu machen. Viertens ist es eine Gelegenheit für Albaner, Europa voranzubringen. Die Reisefreiheit ermöglicht es den Albanern, Europa unser wertvolles kulturelles Erbe und unsere Bräuche zu zeigen. Fünftens ist es eine Chance für die Jugend: Sie wollen sehen, wofür Europa steht und sie wollen die Bildungsmöglichkeiten Europas nutzen.
EurActiv.de: Welche EU-Länder unterstützen Albanien am stärksten auf seinem Weg in die EU?
HAXHINASTO: Deutschland und Österreich haben Albanien im europäischen Integrationsprozess und bei der Visaliberalisierung sehr stark unterstützt. Aber ich möchte auch Italien, Griechenland und Frankreich erwähnen. Kurz, fast alle haben versucht, die Westbalkan-Region und Albanien näher an die EU zu führen.
EurActiv.de: Welche Rolle spielt Albanien im EU-Erweiterungsprozess des Westlichen Balkans?
HAXHINASTO: Zunächst wird Albanien seine eigenen Hausaufgaben machen. Das bedeutet, wir werden alle Verpflichtungen für den EU-Beitrittsprozess erfüllen. Albanien hat den EU-Kandidatenstatus beantragt und ist in einem fortgeschrittenen Stadium des EU-Beitrittsprozesses. In ihrem letzten Fortschrittsbericht hat die Kommission die Kriterien und Benchmarks aufgeführt, die Albanien erfüllen muss. Natürlich werden wir daran arbeiten.
Der europäische Beitrittsprozess hat aber auch eine andere Dimension: Wir können in der Region sehr viel dafür tun, diesen europäischen Integrationsprozess voranzubringen. Wir können die Integration und die Kooperation in der Region verstärken und ein Klima des Vertrauens und der Kooperation in der gesamten Region schaffen – einschließlich Serbiens und des Kosovo. Wir können dazu beitragen, dass sich Serbien und Kosovo an einen Tisch setzen und über praktische Dinge verhandeln. Diese Dinge des Alltags werden das Leben der Serben und der Albaner im Kosovo verbessern.
EurActiv.de: Ungelöste Probleme zwischen Regierung und Opposition blockieren Albaniens Bemühung, weitere Reformen umzusetzen. Wie wollen sie diesen Stillstand überwinden?
HAXHINASTO: Es hat seine besonderen Gründe, weshalb die EU-Kommission den politischen Dialog in Albanien in ihrem jüngsten Fortschrittsbericht kritisch beurteilt hat. Wir werden eine Lösung für diese Probleme finden, um bald das Tempo im europäischen Integrationsprozess zu erhöhen.
Euractiv.de: Sind Sie enttäuscht darüber, dass Serbien bei der Balkankonferenz in Berlin (10./11. Dezember 2010) nicht mit einem Minister vertreten war, sondern nur mit dem Botschafter?
HAXHINASTO: Die Erwartung war, einen politischen Vertreter Serbiens hier zu sehen. Ich kenne die Gründe für die Abwesenheit nicht. Dennoch ist jede Vertretung Serbiens bei einer solchen Veranstaltung willkommen, denn es ist gut, sich zusammenzusetzen, zu reden und die Meinungen auszutauschen. Wir sollten gemeinsame Projekte identifizieren, um unsere bilateralen und regionalen Beziehungen und damit den europäischen Integrationsprozess zu verbessern.
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