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Wirtschaft EU

Achtung, Europa! Trump kann den Zolldeal jederzeit wieder kippen
Die EU-Kommission rühmt sich damit, für EU-Unternehmen Planungssicherheit geschaffen zu haben. Das aktuelle Abkommen ist weit davon entfernt

Donald Trump war erst wenige Wochen im Amt, da brachte es Ezra Klein, Kolumnist der New York Times, schon kompromisslos auf den Punkt: "Don't believe him" – glaubt ihm nicht. Egal, was der US-Präsident tut, sagt, was er verspricht oder ankündigt: Nehmt nichts davon für bare Münze.

Auch beim Deal im Zollkonflikt mit der EU muss man es so halten. Trump ist in den vergangenen Monaten so oft hin- und hergetaumelt, vor- und zurückgerudert, dass man sich bei nichts mehr sicher sein kann. Wer kann schon ausschließen, dass der US-Präsident das nächste Zollschwert auspackt, sollte es etwa bei den Midterms im nächsten Jahr schlechte Umfragewerte für die Republikaner geben?

 
Der Energiedeal mit den USA beruht auf Fantasiezahlen
Die vereinbarten 750 Milliarden Dollar, die Europa binnen drei Jahren für Öl-, Gas- und Kohleimporte in die USA überweisen soll, sind reines Wunschdenken

Wirtschaft ist zu einem guten Teil Psychologie: Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, kann es schmerzhafte Folgen haben. Genau das könnte beim jüngsten Deal zwischen der EU und den USA der Fall sein: Europa will oder vielmehr soll den Amerikanern Unmengen an Energie abkaufen, im Zeitraum von drei Jahren um nicht weniger als 750 Milliarden Dollar.

Das ist im doppelten Sinn eine fantastische Zahl. Sie ist gigantisch hoch und sorgt jedenfalls für einen Wow-Effekt. Tatsächlich sind die 750 Milliarden eine Fantasiezahl. Wenn man weiß, dass die gesamte Energierechnung Europas zuletzt knapp 440 Milliarden Dollar betragen hat, wovon knapp 76 Milliarden Dollar in die USA gingen, zeigt das die Dimension auf. Europa müsste wertmäßig mehr als dreimal so viel Öl, Gas und Kohle in den USA einkaufen, wenn die in dem Rahmenabkommen vereinbarten Zusagen erfüllt werden sollten. Das geht sich, realistisch betrachtet, nie und nimmer aus.

 
Chinesischer Eigentümer übernimmt MediaMarkt und Saturn
Die Elektronikhandelsketten MediaMarkt und Saturn sollen einen chinesischen Eigentümer bekommen. Der Tech-Gigant JD.com will die Muttergesellschaft der beiden Ketten, die Düsseldorfer Holding Ceconomy, übernehmen, wie Ceconomy und der Bieter gestern mitteilte. Die Holding bestätigte damit eine Reuters-Meldung von zuvor.

Die im Onlinehandel groß gewordene JD.com biete den Ceconomy-Aktionären um die Gründerfamilie Kellerhals und die Duisburger Familienholding Haniel im Rahmen eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots je 4,60 Euro in bar für jede Stammaktie, hieß es weiter. Insgesamt wird Ceconomy damit mit gut 2,2 Milliarden Euro bewertet.

1.000 Märkte in Europa
Mit der Übernahme von MediaMarkt und Saturn würde sich JD.com Zugriff auf einen der größten Onlineshops für Elektronikartikel in Europa und ein Netz von etwa 1.000 Märkten in mehreren europäischen Ländern verschaffen.

 
600-Milliarden-„Geschenk“
Trump mit neuer Zolldrohung gegen EU
Erst vor gut einer Woche haben US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Schottland einen Durchbruch bei den Zollverhandlungen vermeldet. Auf die meisten Einfuhren in die USA sollte für EU-Produkte ein 15-Prozent-Zoll stehen. Von der EU hieß es, dass neben 750 Milliarden Dollar für US-Energie weitere 600 Milliarden Dollar in den USA investiert werden sollen. Trump spricht nun plötzlich von einem „Geschenk“ – und droht erneut.

Nach Aussagen Trumps von Dienstag würde die Summe von 600 Milliarden Dollar den USA zur freien Verfügung stehen. „Sie haben uns 600 Milliarden Dollar gegeben, die wir in alles, was wir wollen, investieren können“, sagte er in einem Gespräch mit dem Sender CNBC. Ein „Geschenk“ sei es deswegen, weil es kein Darlehen sei und damit nicht etwa in drei Jahren zurückgezahlt werden müsse.

Das steht im Widerspruch zu bisherigen Angaben der EU-Kommission. Demnach sollen die 600 Milliarden Dollar in den kommenden Jahren von Firmen aus den EU in den USA investiert werden. Es sind also keine Direktzahlungen wie nun von Trump ins Spiel gebracht, sondern lediglich Interessenbekundungen von europäischen Unternehmen, Geld in den USA zu investieren.

Zölle in Höhe von 35 Prozent
Umso unerwarteter sprach Trump nun eine neue Drohung gegen die EU aus: Denn auf die Frage, was passiere, falls die EU nicht die besagten Investments liefere, drohte Trump mit Zöllen in Höhe von 35 Prozent – unklar blieb aber, wann überhaupt der Fall eines Vertragsbruchs eintreten würde, da die Investitionen auf mehrere Jahre ausgelegt sind.

 
Für Flüssigerdgas
EU zahlte fast fünf Mrd. Euro an Russland
Ab 2028 soll nach dem Willen der EU-Kommission zwar kein Gas aus Russland mehr ankommen, doch bis dahin wird weiterhin viel Geld in Russlands Kriegskasse gespült: Laut der EU-Statistikbehörde Eurostat importierte die Europäische Union im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas (LNG) aus Russland im Wert von rund 4,48 Mrd. Euro. Im gleichen Zeitraum im Vorjahr war es noch Gas im Wert von rund 3,47 Mrd. Euro.

Insgesamt wurde in den ersten sechs Monaten heuer Flüssigerdgas (liquefied natural gas) im Wert von rund 26,9 Mrd. Euro importiert. Das meiste – für rund 13,7 Mrd. Euro – kam aus den USA. Angaben der EU-Kommission zufolge waren die Vereinigten Staaten 2024 mit fast 45 Prozent der Gesamteinfuhren der größte LNG-Lieferant der EU.

Anders als für fossile Energieträger wie Öl und Kohle hat die EU bisher keine Gassanktionen auf den Weg gebracht. Als Flüssigerdgas und via Pipeline Turkstream kommt derzeit weiter Gas in die Staatengemeinschaft. Das soll sich aber bald ändern: Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs will die Kommission die Einfuhr russischen Gases in die Staatengemeinschaft komplett untersagen.

 
15 Prozent
Erklärung zu Zolldeal von EU und USA steht
Im Juli schon haben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump eine Einigung im Handelsstreit verkündet, doch Details blieben sie schuldig. Inzwischen wurde der Deal über die Ziellinie gebracht, wie Handelskommissar Maros Sefcovic am Donnerstag sagte. In der gemeinsamen Erklärung von EU und USA wurde der künftige US-Zoll von 15 Prozent auf die meisten europäischen Produkte wie Arzneimittel und Halbleiter fixiert. Die Zölle auf Autos sollen rückwirkend sinken.

Es sei ein „fairer, balancierter und einvernehmlicher“ Deal geworden, so Sefcovic in Brüssel. Das Rahmenabkommen, das man seit der grundsätzlichen, aber nur mündlichen Einigung zwischen Trump und von der Leyen verhandelt habe, bringe auch Vorteile für Teile der europäischen Wirtschaft. Damals einigten sich Trump und von der Leyen auf 15-prozentige Zölle auf die meisten EU-Produkte. Dieser Zollsatz trat am 7. August in Kraft.

 
Wie ganz Europa versucht, Ältere am Arbeitsmarkt zu halten
Viele Länder versuchen, Babyboomer in ihren Jobs zu halten. Während Dänemark das Pensionsalter auf 70 anhebt, setzen andere auf Flexibilität und Anreize. Der Schlüssel liegt auch in der Arbeitskultur

Wenn es darum geht, ältere Menschen am Jobmarkt zu halten, schauen derzeit viele neidvoll nach Dänemark: Dort wurde vor wenigen Monaten das gesetzliche Pensionsalter auf 70 erhöht. Die meisten Länder in Europa haben mit dem demografischen Wandel und einem Pensionssystem, das immer schwieriger zu finanzieren ist, zu kämpfen. Aber welche Maßnahmen wirken?

Die erste Maßnahme ist naheliegend, nämlich das Anheben des Pensionsalters, das hierzulande für Männer bei 65 liegt, bei Frauen wird es seit 2024 und bis 2033 schrittweise von 60 auf 65 erhöht. In anderen Ländern wurde eine darüber hinausgehende Anhebung bereits in die Wege geleitet, etwa in Dänemark, wo das Regelpensionsalter bis 2070 noch weiter auf 74 klettern soll. Ähnliche Pläne haben Länder wie Griechenland, Schweden und Italien.

Auch in Österreich werden solche Schritte immer wieder von Fachleuten gefordert. Für den Ökonomen Franz Eiffe von Eurofound ist der Fokus auf das gesetzliche Pensionsalter allein aber zu wenig. "Natürlich kann man das gesetzliche Antrittsalter auf 70 erhöhen, das heißt aber noch lange nicht, dass die Menschen dann bis 70 arbeiten", sagt er und verweist etwa auf die Zahl der gesunden Lebensjahre, die in Österreich leicht unter dem EU-Schnitt liegt.

Andere Arbeitskultur
Wichtiger findet Eiffe, das Thema systemisch zu betrachten, um erst einmal das tatsächliche Antrittsalter zu erhöhen. Das schrittweise Anheben des Frauen-Pensionsantrittsalters, aber auch die von der Regierung geplante Teilpension und die Korridorpension, bei der das Antrittsalter von 62 auf 63 erhöht wird, findet er sinnvoll, um das durchschnittliche Pensionsalter zu erhöhen. In einem weiteren Schritt befürwortet Eiffe dann auch eine gesetzliche Anpassung des Pensionsalters, etwa eine schrittweise Erhöhung ab 2033.

 
EZB: Wirtschaft profitiert von ausländischen Arbeitskräften
Die Wirtschaft im Euroraum hat laut der EZB vom Zustrom ausländischer Arbeitskräfte profitiert. Auf der US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole nannte EZB-Chefin Christine Lagarde gestern den Anstieg der Zahl von Arbeitnehmern aus Ländern außerhalb des Euroraums einen Faktor, der die Wirtschaft in einigen Sektoren stütze. Und das trotz einer zunehmenden Präferenz für kürzere Arbeitszeiten und eines Rückgangs des Lebensstandards.

Ohne diesen Beitrag könnten die Bedingungen am Arbeitsmarkt angespannter sein und auch die Produktion würde geringer ausfallen, fügte sie hinzu. Auch Spaniens starkes Wirtschaftswachstum nach der Pandemie sei zu einem großen Teil dem Beitrag ausländischer Arbeitskräfte zu verdanken.

Europäischer Arbeitsmarkt überraschend gut
Der europäische Arbeitsmarkt habe die jüngsten Schocks dank einer Mischung aus globalem Rückenwind und inländischer Stärke unerwartet gut überstanden.

 

»Stellen Sie sich nur einmal vor, die beiden größten Wirtschaftsmächte der demokratischen Welt hätten sich nicht geeinigt und einen Handelskrieg begonnen – gefeiert worden wäre das einzig und allein in Moskau und Peking«, argumentiert von der Leyen.
Gegen Moskau gehen wir auch anderweitig vor, Peking ist vor allem Feind der USA; unser Feind sind sie nicht im gleichen Ausmaß. Also hätten sich die USA selbst darum kümmern müssen, stark gegenüber Peking zu sein.
 
Von der Leyen verteidigt Zolldeal mit Trump
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Zollkompromiss mit US-Präsident Donald Trump verteidigt. Die Vereinbarung stehe für eine „bewusste Entscheidung – Stabilität und Berechenbarkeit statt Eskalation und Konfrontation“, schrieb die EU-Kommissionspräsidentin in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag-Ausgabe).

„Stellen Sie sich nur einmal vor, die beiden größten Wirtschaftsmächte der demokratischen Welt hätten sich nicht geeinigt und einen Handelskrieg begonnen – gefeiert worden wäre das einzig und allein in Moskau und Peking“, betonte von der Leyen nach Angaben der Zeitung.

Deal, zwar nicht perfekt, aber „stark“
Mit Blick auf die vereinbarten US-Zölle von maximal 15 Prozent schreibt von der Leyen, man habe sich auf einen starken, wenn auch nicht perfekten Deal geeinigt. „Mit Vergeltungszöllen unsererseits würden wir Gefahr laufen, einen teuren Handelskrieg mit negativen Folgen für unsere Beschäftigten, Verbraucher und unsere Industrie zu befeuern.“

Die EU-Kommission wurde wegen ihrer Verhandlungsführung kritisiert. Die USA haben bessere Konditionen durchgesetzt, als sie für europäische Unternehmen gelten. Die EU hatte den Deal aber akzeptiert, weil ohne Einigung ab 1. August US-Zölle in Höhe von 30 Prozent sowie ein echter Handelskrieg gedroht hätten. Hinzu kam die Sorge, Trump könne im Fall eines verschärften Konflikts neue Drohkulissen aufbauen.

 
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