Portugal erwartet in Bosnien ''Hölle auf Erden''
Quelle: IMG
Dienstag, 17. November 2009
Die portugiesische Nationalmannschaft hat bei ihrer Ankunft in Bosnien einen Vorgeschmack bekommen, wie aufgeladen die Stimmung im Relegations-Rückspiel sein wird. Die Seleccao wurde am Flughafen in Sarajevo von Dutzenden Fans beschimpft, bespuckt und bedroht.
Portugal will bei der FIFA Protest einlegen, weil die bosnische Polizei am Montagabend tatenlos zugeschaut haben soll. "Das wird alles andere als leicht", fürchtet auch Real Madrids eisenharter Profi Pepe. Zu allem Übel sind bei Portugal Spielmacher Deco und Abwehrboss Bruno Alves, der im Hinspiel das Tor köpfte, angeschlagen. Ihr Einsatz im mit 15.500 Zuschauern ausverkauften Bilino-Polje-Stadion ist fraglich.
"Ausgehungerte Wölfe"
Die ohne Superstar Cristiano Ronaldo angereisten Portugiesen sind beeindruckt. "Das wird die Hölle auf Erden", schrieb das Sportblatt A Bola in seiner Vorschau auf das Spiel in Zenica. Der Wolfsburger Ricardo Costa warnt: "Wir müssen sehr aufpassen und konzentriert zu Werke gehen".
Trotz des 0:1 aus dem Hinspiel will der Außenseiter mit dem Bundesliga-Quintett Edin Dzeko, Vedad Ibisevic, Zvjezdan Misimovic, Sejad Salihovic und Zlatan Bajramovic die große Sensation schaffen. Wenn es nach Heimcoach Miroslav Blazevic geht, werden die Portugiesen die WM 2010 im Fernsehen verfolgen müssen. "Wir werden wie ausgehungerte Wölfe attackieren", tönt Blazevic.
"Operation Einschüchterung"
Die Bosnier intensivierten deshalb auch den Psychokrieg gegen die verunsicherten Gäste. "Wir haben gesehen, dass die Portugiesen im Team viele Löcher und Fehler haben. Und in Zenica können wir jeden Gegner schlagen, vor allem, wenn wir das erste Tor schießen", gibt sich Abwehrspieler Ninoslav Milenkovic selbstbewusst. Mittelfeldmann Semir Stilic glaubt erkannt zu haben, dass die Portugiesen wegen der Favoritenrolle "unter großen Stress leiden". Trainer-Fuchs Blazevic legt in der "Operation Einschüchterung" einen drauf: "Wir werden von Anfang an so viel Druck machen, dass die Portugiesen aus dem Staunen nicht herauskommen werden". Zenica werde "brennen" und Bosnien erstmals zur WM fahren.
Für die Bosnier geht es beim Kampf um die WM-Teilnahme nicht nur um Fußball, sondern auch um Wiederherstellung des nationalen Stolzes nach der schlimmen jüngeren Geschichte. "Die Qualifikation würde zu einem positiveren Klima in der gesamten Gesellschaft beitragen", ist Soziologe Dino Abazovic überzeugt. Die Portugiesen sind aber nicht an Soziologie interessiert. Ohne Ronaldo setzen die "Lusos" auf die gute Form von Tormann Eduardo, der seit 408 Länderspielminuten ohne Gegentor ist. Vor allem die Bundesliga-Stürmer der Bosnier seien gefährlich, räumt Chelsea-Profi Ricardo Carvalho ein. "Die Bosnier sind voller Hoffnung, aber wir auch. Ein Tor reicht uns", sagt er.