Türkei dürfte auf Dauer im Nordirak präsent bleiben Als gestern erstmals seit Beginn der Bodenoffensive vergangene Woche ein Teil der türkischen Soldaten aus dem Nordirak in die Türkei zurückkehrte, ging möglicherweise die erste Phase der Militärintervention zu Ende. Aber auch nach einem weitgehenden Rückzug dürfte Ankara aber mit Soldaten im Nordirak präsent bleiben.
Türkische Truppen rückten gestern auf das mutmaßliche PKK-Hauptquartier vor. Zwar sollen Spezialeinheiten den Auftrag erhalten haben, die Führungsriege der PKK im Nordirak festzunehmen. Doch für eine erneute Verlegung großer türkischer Einheiten in den Irak gibt es keine Anzeichen. Stattdessen meldete das Fernsehen, die Armee verstärke ihre Präsenz auf der türkischen Seite der Grenze
Wie es weitergeht
Deshalb richten sich die Blicke nun auf die Zeit nach dem Ende der Kampfhandlungen, die nach Einschätzung türkischer Beobachter noch einige Tage oder eine Woche lang anhalten werden. Fest steht schon jetzt, dass sich die Türkei vorerst nicht völlig aus dem Irak heraushalten wird. Seit Dezember greift die türkische Luftwaffe immer wieder Stützpunkte der PKK auf irakischem Boden an. Diese Angriffe, die mit Wissen und Unterstützung der USA geflogen werden, dürften noch einige Zeit lang weitergehen.
Angespannter Frühling
Schließlich steht der Frühling vor der Tür: jene Zeit, in der PKK-Trupps nach dem harten Winter wieder leichter in die Türkei eindringen können. Auch vereinzelte Kommandoaktionen der Türkei im Irak bleiben denkbar.
Um bei Bedarf sofort gegen neue Stützpunkte der Rebellen vorgehen zu können, könnte die Türkei ihre ständige Präsenz in der Region erhöhen. Seit den 1990er Jahren sind rund 1500 türkische Soldaten dauerhaft und mit Genehmigung der nordirakischen Kurden auf irakischem Gebiet stationiert. Diese Garnison könnte ausgebaut werden.
Diplomatie am Werk
Ob und wie die Türkei eine solche Dauer-Präsenz mit den USA, der irakischen Regierung in Bagdad und den nordirakischen Kurden vereinbaren kann, ist noch nicht klar. Ankara müsste dafür die nordirakischen Behörden als Ansprechpartner akzeptieren, was bisher nicht der Fall ist. Immerhin hat der türkische Präsident Abdullah Gül seinen irakischen Amtskollegen Jalal Talabani, nach Ankara eingeladen. Talabani ist nicht nur irakischer Staatschef, sondern auch ein wichtiger Vertreter der nordirakischen Kurden. US-Verteidigungsminister Robert Gates hat sich ohnehin für morgen in der Türkei angesagt. Im Konflikt im Nordirak ist mehr in Bewegung als nur Truppen