Bauteilanalyse: Herstellungskosten der PS4 liegen 18 Dollar unter dem Ladenpreis
Experten haben Sonys neue Spielkonsole auseinandergenommen und analysiert. Ihr Ergebnis: An vielen Stellen wurden Einsparungen vorgenommen - nur nicht da, wo Leistung zählt.
Sony verdient mit seiner neuen Spielkonsole Geld, sagt die Marktforschungsfirma IHS. Die Technikexperten der Firma haben Sonys neue Playstation 4 in ihre Einzelteile zerlegt, die Kosten für die verschiedenen Bauteile zusammengetragen und die Produktionskosten hinzuaddiert. Das Ergebnis ihrer Berechnungen: Die Herstellungskosten der PS4 betragen 372 Dollar. Angesichts eines Verkaufspreises von 399 Dollar ergibt sich daraus ein Gewinn von 18 Dollar (ca. 13,30 Euro) pro Gerät.
Das mag sich nach einer mageren Beute anhören, ist aber bedeutend mehr, als der Konzern mit manchem Vorgängermodell der neuen Konsole erwirtschaftet hat. So ergab die IHS-Analyse der ersten Playstation 3, dass Sony mit der 2006 eingeführten Konsole stets Verlust machte. In manche Modelle habe der Konzern bis zu 100 Dollar mehr an Material investiert, als die Kunden im Laden dafür zahlen mussten. Selbst bei dem 2009 von IHS analysierten Playstation-3-Modell CECH-2001A kamen die Experten auf eine Rechnung von 336 Dollar für das Gerät, das im Laden für 299 Dollar angeboten wurde. Zwar dürften die Materialkosten im Laufe der Jahre gesunken sein, doch wirklich profitabel war die Sony-Hardware nach Ansicht der Experten nie. "Es war nie die Absicht, mit der Hardware Geld zu verdienen. Profit sollte der Verkauf von Spielen und Inhalten bringen", sagt IHS-Manager Andrew Rassweiler.
Manche Dinge werden einfach billiger
Die Hardware der PS4 habe Sony nun aber gezielt so entwickelt, dass es möglich wird, damit schneller in die Gewinnzone zu kommen - oder die Konsole wenigstens nicht mehr bezuschussen zu müssen. Bei einigen Komponenten hat beim Sparen schlicht die Marktentwicklung geholfen. So ist der Preis für das optische Laufwerk von 66 Dollar in 2009 auf jetzt 28 Dollar gesunken. Zudem habe Sony durch Integration von Bauteilen zehn Dollar und durch die Vereinfachung des mechanischen Aufbaus fünf Dollar einsparen können.
Dass die Herstellungskosten trotzdem deutlich über denen des Vorgängermodells liegen, geht auf zwei Komponenten zurück. Das ist zum einen der Prozessor, den Sony sich von AMD zuliefern lässt. Anders als beim Vorgängermodell haben die Entwickler bei diesem Chip die Funktionen des Hauptprozessors und die der Grafikkarte in einem Bauteil zusammengefasst.
Die Hälfte der Kosten entfallen auf Prozessor und Speicher
Das Ergebnis ist ein laut IHS ausgesprochen leistungsfähiger Chip. "Dieser Prozessor ist ein Monster", sagt IHS-Manager Jordan Selburn. Mit 350 Quadratmillimetern Grundfläche sei er dreimal größer als vergleichbare Chips. Und erheblich teurer als die vorher genutzte Kombination aus Prozessor und Grafik-Chip. Mit einem Preis von 100 Dollar macht er den größten Batzen in der Gesamtrechnung aus. Den größten Preissprung hat Sony allerdings beim Arbeitsspeicher der Playstation 4 in Kauf genommen. Wurden dafür bei der PS3 noch 9,80 Dollar fällig, kosten die GDRAM-Bausteine in der PS4 88 Dollar. Ein Aufpreis, der laut IHS-Manager Mike Howard gut investiert ist: "Der GDRAM-DDR5-Speicher hat eine viel größere Bandbreite als der DDR3-Speicher, der in der Xbox One verwendet wird. Außerdem funktioniert er besser mit parallel laufenden Prozessen und ist entwickelt worden, um die Grafikleistung zu erhöhen".
Unterm Strich hat Sony bei der neuen Playstation also mehr Geld in die Leistung investiert und Kosten bei unterstützenden Baugruppen reduziert. Wann der Konzern mit der Konsole tatsächlich in die Gewinnzone kommt, ist aber trotz der IHS-Analyse unklar. Wie immer bei ihren Berichten haben die Marktforscher nur die reinen Herstellungskosten berechnet, lassen Entwicklungs- und Marketingkosten ebenso außer Acht wie Kosten, die beispielsweise für Lizenzen oder Drittanbieter-Software anfallen.
IHS iSuppli: Herstellungskosten der PS4 liegen unter dem Ladenpreis - SPIEGEL ONLINE