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Zu viele kriminelle Ausländer

Statistik entlarvt Hessen als Gewalthochburg

14. Januar 2008
Die Jugendgewalt in Deutschland hat einem Zeitungsbericht zufolge dramatisch zugenommen. Ausgerechnet Hessen schneidet in der Statistik miserabel ab - peinlich für Ministerpräsident Koch, der mit seinen Strafplänen für kriminelle Kinder auch in den eigenen Reihen auf Widerstand stößt.

München - Bittere Nachricht für Wahlkämpfer Roland Koch: Hessen hat nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" seit dem Regierungsantritt von Ministerpräsident Koch (CDU) 1999 mit die stärkste Zunahme von Gewalttaten Jugendlicher zu verzeichnen. Das gehe aus Berechnungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens (KFN) auf Basis der offiziellen Polizeistatistik hervor, berichtet das Blatt heute.

Roland Koch vor Wahlplakat: "Sicher leben" in Hessen?
Demnach stieg die Zahl schwerer und gefährlicher Körperverletzungen durch 14- bis 18-Jährige in Hessen zwischen 1999 und 2006 um 66 Prozent, im restlichen Bundesgebiet dagegen nur um 28 Prozent. Die Gewaltkriminalität Jugendlicher insgesamt, zu der auch Raub und Vergewaltigung zählen, habe in Hessen um 35 Prozent zugenommen, in den anderen Ländern um 12 Prozent, hieß es weiter.
 
Bestimmte Faktoren treten in der Unterschicht häufiger auf als bei Kindern aus der Mittelschicht: Familiäre Gewalt, die ein normales Aufwachsen sehr, sehr erschwert, Armut oder die Tatsache, dass sich Geschwister ein Zimmer teilen müssen und sich dann beispielsweise gegenseitig bei den Schularbeiten stören. Das sind alles Rahmenbedingungen, die bei Ausländern stärker vorhanden sind als bei den Deutschen — und das ist der wirkliche Hintergrund der ganzen Debatte.

Wir konnten zeigen: In Hannover, wo die Realschule die zentrale Schule ist und immer mehr Türken das Gymnasium besuchen, ist die Jugendgewalt dieser Gruppe seit 1999 von 32 auf 22 Prozent gesunken. In München hingegen, wo die Gymnasialquote der jungen Türken seit 1999 rückläufig ist, wo die Mehrheit immer noch zur Hauptschule geht, ist sie von 27 auf 31 Prozent gestiegen. Da sieht man wieder: Es hat mit den Türken nichts zu tun, sondern mit den Rahmenbedingungen ihres Aufwachsens.
[...]
Ist es gefährlich, wenn "Bild" so massive Kampagnen fährt?

Ja, natürlich. Massiv gefährlich, weil eine solche Berichterstattung dann dazu beiträgt, dass Vorurteile wachsen und Gräben größer werden. Es erhöht soziale Spannungen unter den verschiedenen Gruppen. Von daher ist es schon ein massiver Übergriff, was "Bild" da seit zehn, vierzehn Tage macht. Ich bin mal gespannt, wann sie zur Normalität zurückkehrt. Vermutlich nach den Landtagswahlen am 27. Januar.
 
Sehr interessantes Interview mit der RTL-Supernanny:

Auszüge:

SPIEGEL ONLINE: Frau Saalfrank, der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) macht Stimmung für eine erleichterte Abschiebung krimineller Ausländer und für ein verschärftes Jugendstrafrecht, dem selbst unter 14-Jährige unterliegen sollen. Was halten Sie davon?

Saalfrank: Gar nichts. Herr Koch betreibt Wahlkampf auf dem Rücken der Jugendlichen. Was er fordert, ist für meine Begriffe eine reine Katastrophe – vor allem für die Jugendlichen. Offensichtlich hat Koch überhaupt keine Ahnung davon, was die Jugend für eine sensible Lebensphase ist und dass es mit Wegsperren nicht getan ist. Rechtliche Sanktionen setzen nicht an den Ursachen, sondern nur an den Symptomen an – das kann keine Lösung sein.

SPIEGEL ONLINE: Sind Sie noch Mitglied in der SPD?

Saalfrank: Ja, noch bin ich nicht ausgetreten. Und das habe ich auch nicht vor.

SPIEGEL ONLINE: Also vertreten Sie jetzt brav die Parteilinie.

Saalfrank: Darum geht es nicht. Ich schaue mir die Debatte aus der Distanz an und bin ganz Pädagogin bei dem Thema, teile aber die Haltung der SPD. Was gerade passiert, ist klar: Es ist Wahlkampf, der Ton ist relativ scharf geworden. Und das finde ich auch richtig. Aber ich erwarte, dass die Politiker - gerade bei diesem Thema - trotz aller Schärfe differenziert formulieren und inhaltlich argumentieren.

SPIEGEL ONLINE: Wie wollen Sie denn der Jugendgewalt begegnen?

Saalfrank: Die Situation wird sicherlich nicht dadurch entschärft, dass Leute weggesperrt werden. Die entscheidende Frage ist, warum Menschen aggressiv und straffällig werden. Und was die Herkunft angeht: Es schlagen genauso viele deutsche Jugendliche. Die Debatte wäre sicherlich nicht im doppelten Sinne so hochgekocht worden, wenn deutsche Jugendliche die letzten Überfälle begangen hätten. Mir ist der ethnische Hintergrund erst einmal egal. Als Pädagogin setze ich bei den Eltern an und betreibe Ursachenforschung - und gerade bei Kindern unter 14 Jahren hat man noch gute Chancen die Eltern zu erreichen.

SPIEGEL ONLINE: Nette Idee. Nur: Wie wollen Sie zum Beispiel an eine türkische Problemfamilie in Berlin-Neukölln rankommen?

Saalfrank: Problemfamilien gibt es nicht. Es gibt aber schwierige Situationen und ungünstige Voraussetzungen. Wichtig ist, immer wieder Angebote zu machen – auch wenn das für uns Pädagogen anstrengend ist. Und wir müssen uns kritisch fragen, wie es im Umfeld von solchen Kindern aussieht. Ich habe oft Schulen erlebt, die es gerade diesen Kindern schwer machen, Erfolge zu erzielen. Der Kontakt zwischen Lehrer und Eltern ist grundlegend. Oft fehlen den Lehrern hierzu leider Zeit, Kraft und manchmal auch Feingefühl.

SPIEGEL ONLINE: Nehmen wir mal an, Sie dürften eine einzige politische Maßnahme durchdrücken. Welche wäre das?

Saalfrank: Es muss gut ausgestattete Beratungsstellen geben und gut ausgebildete Pädagogen, die sich um Eltern und Kinder kümmern. Das heißt: Es geht ums Geld, nicht nur – aber auch! Und nicht nur um mehr, sondern das Geld muss anders verteilt werden. Und es muss ein wertschätzender Umgang mit den Menschen stattfinden – keine staatliche Kontrolle. In der derzeitigen Debatte fühlen sich viele Migranten sicherlich angegriffen. Das ist respektlos, kontraproduktiv und nicht zielführend.

SPIEGEL ONLINE: Sie nehmen für sich in Anspruch, dahin zu gehen, wo es pädagogisch weh tut. Haben Sie schon mal mit Migrantenfamilien gearbeitet?

Saalfrank: Natürlich! In meiner Zeit in der Familienberatung hatte ich viele Eltern und Kinder mit einem solchen Hintergrund. Im Rahmen der Sendung noch nicht.

SPIEGEL ONLINE: Ich sage Ihnen auch warum: Es bewerben sich zwar viele Familien, aber RTL nimmt davon Abstand. Der Sender hat uns mitgeteilt, dass er die Sendung nicht mit Untertiteln versehen will.

Saalfrank: Ja, ich kenne die Begründung und bedauere das. Es wäre spannend zu sehen, dass es auch in diesen Familien teilweise nicht anders aussieht als bei uns! Aber das ist nicht meine Entscheidung.

SPIEGEL ONLINE: Manche Publizisten vertreten jetzt die Meinung, dass ausländische Jugendliche aus rassistischen Motiven Gewalt gegen Deutsche ausüben. Ein Rentner wird nicht mehr angegriffen, weil er ein leichtes Opfer ist, sondern weil er ein deutsches Opfer ist.

Saalfrank: Ich stelle mir umgekehrt die Frage, warum wir uns der rechten Gewalt nicht genauso zuwenden. Vielfach werden Ausländer in Deutschland überfallen. Und außerdem: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Diese Jugendlichen werden allen möglichen Diskriminierungen ausgesetzt gewesen sein – was die Tatsache an sich natürlich nicht besser macht.

SPIEGEL ONLINE: Sie werden diskriminiert, also schlagen sie zurück: Kann man ernsthaft so eine simple Rechnung machen?

Saalfrank: Das ist keine simple Rechnung, das ist ein psychischer Mechanismus. Wer Gewalt erlebt, gibt erstmal auch Gewalt weiter. Ich glaube schon, dass auch diese Generation der Jugendlichen genügend Diskriminierungen erlebt hat - selbst wenn sie aus Vierteln stammen, wo sie vielleicht sogar in der Mehrzahl sind.
 
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