Hauptstreitpunkt der Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei ist der Zypernkonflikt. Dieser Konflikt ist Teil einer seit Jahrzehnten andauernden Auseinandersetzung zwischen der Türkei und Griechenland um das Gebiet in der Ägäis. Dabei stehen allen voran die Festlegung der Seegrenzen beziehungsweise die Ausdehnung der Hoheitsgewässer, territoriale Ansprüche auf Inseln in der Ägäis sowie die Kontrolle des Luftverkehrs im Mittelpunkt des Streits. Zudem wurde der Konflikt angeheizt, als 1973 in diesem Gebiet Öl gefunden wurde, was die Ansprüche und Streitigkeiten zwischen den beiden Staaten verschärfte.[...]
Im Jahr 1950 stimmte die griechische Mehrheit in einer Volksabstimmung für die „Enosis“, die Vereinigung der Insel mit Griechenland. Die Türkei fürchtete bei einer Vereinung Zyperns und Griechenlands eine Ausweitung des griechischen Einflussgebiets in der Ägäis und im Mittelmeerraum und dadurch die Zurückdrängung des türkischen Einflusses. Die Briten machten sich die Befürchtungen der Türken zu Nutze, befürchteten sie selbst doch eine Machtübernahme der Kommunisten auf Zypern und in Griechenland, die zu dieser Zeit an Macht gewannen. Die britische Regierung sorgte für die Teilnahme der Türken an den Verhandlungen über die Zusammenführung Griechenlands und Zyperns. Mit dem Veto der Türkei konnte die Einigung verhindert werden, am 16. August 1960 wurde die Unabhängige Republik Zypern ausgerufen.
Doch die neue Regierung Zyperns und der griechische Teil der Bevölkerung strebte nach wie vor eine Vereinigung mit Griechenland an, die der türkische Bevölkerungsteil strikt ablehnte. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen endeten schließlich in Gewaltausbrüchen und Massakern. Auf internationalen Druck hin konnte die türkische Regierung mehrere Jahre lang von einem militärischen Eingreifen in diesen Konflikt zurückgehalten werden. Doch am 20. Juli 1974, nachdem mit Unterstützung Griechenlands die zypriotische Regierung gestürzt wurde, landeten die türkischen Streitkräfte auf Zypern und besetzten innerhalb weniger Wochen den gesamten Nordteil der Insel. Die türkischen Zyprioten flüchteten in den Norden, während die Griechen sich in den Süden der Insel retteten. Die Teilung der Insel war damit vollzogen.