[h=1]Zypern-Chaos: EU wälzt Schuld auf die Russen-Mafia ab[/h]
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© AFP/ Patrick Baz
Mit ihren bolschewistischen Methoden bei der Zypern-Rettung haben sich die EU-Behörden keinen Gefallen getan, schreibt die Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ am Freitag.
Was hat die EU nur dabei geritten, als sie mit der Besteuerung der Bankeinlagen Millionen Bankkunden aus aller Welt einen großen Schrecken eingejagt hat?
Statt dieser Frage auf den Grund zu gehen, spekulieren die westlichen Medien lieber über das „russische Mafia-Geld“ in Zypern. „Zypern muss sich zwischen zwei Alternativen entscheiden: Entweder bunkert es weiterhin die russischen Gangster-Gelder oder es schließt sich komplett Europa an, schließt den größten Teil seines im Schatten befindlichen Bankensektors und stabilisiert seine Wirtschaft“, schrieb die britische „Financial Times“.
„Die Insel Zypern ist ein wichtiges Drehkreuz für Moskaus illegales Kapital“, schrieb die deutsche Tageszeitung „Die Welt“. „Zypern ist eine Waschmaschine für schmutziges russisches Geld.“ Auf illegale Geschäfte in Russland seien in den vergangenen Jahren nach Angaben der Zeitung rund 46 Prozent der Wirtschaftsleistung entfallen.
Die wahren Ursachen der Wirtschaftskrise werden jedoch verschwiegen. Das ist durchaus naheliegend: Denn wie kann man erklären, dass der Geldzufluss in die Banken der Insel ihre Insolvenz verursacht hat? Auch die fragwürdige Herkunft der russischen Gelder ist nicht für die Zypern-Krise verantwortlich, weil dies eher ein Thema für den russischen Fiskus ist.
Vielmehr lässt sich die Zypern-Krise auf den Schuldenschnitt für Griechenland zurückführen. Zyprische Banken hatten sich am griechischen Rettungsprogramm mit 4,7 Milliarden Euro beteiligt. Dass sie bei solchen Verlusten vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, war absehbar.
Wenn die EU-Behörden wirklich eine Zuspitzung der Krise verhindern hätten wollen, dann hätten sie das vor einem Jahr viel leichter und günstiger machen können. Denn im Vergleich zur Griechenland-Rettung (130 Milliarden Euro) sind die weniger als 20 Milliarden Euro für Zypern ein Pappenstiel.
Offenbar haben die EU-Behörden kein echtes Interesse an der Rettung Zyperns.
Viele russische Banker glauben, dass die Zwangsabgabe auf zyprische Bankeinlagen keine wirtschaftlichen, sondern eher geopolitische Gründe hat. „Russland wird in den Mittelpunkt gestellt, damit die europäischen Behörden sich nicht die Vorwürfe anhören müssen, sie hätten die Krise provoziert“, sagte Iwan Kibardin (Interkommerzbank).
„Schuld an der Zypern-Krise haben die Länder, die es bei der Gründung der Eurozone verabsäumt haben, viele Konstruktionsfehler zu beheben, die jetzt die Krise verursacht haben“, so Michail Koroljuk (Investmenthaus Solid). „Wenn in den zyprischen Banken nicht nahezu 40 Prozent aller griechischen Schuldenaktiva konzentriert gewesen wären, dann wäre die aktuelle Situation nicht so verheerend. Es stellt sich die naheliegende Frage, ob die Top-Manager der zyprischen Banken wirklich uneigennützig gehandelt haben, als sie ihre Investitionsentscheidungen trafen.“
„In Zypern wurden günstige Finanzbedingungen geschaffen, und das Kapital floss in dieses Land… Wenn die EU-Behörden von der Gefahr für die zyprische Wirtschaft wussten, warum haben sie keine Einschränkungen beschlossen?“, so der Analyst Leonid Matwejew (Alpari). „Jetzt schieben sie einfach ihre Schuld anderen in die Schuhe.“