Zypern-Krise oder: Man kann es nur falsch machen!
Der Verlauf der zypriotischen Finanzkrise wird dereinst einmal in den Geschichtsbüchern als leuchtendes Beispiel dafür stehen, dass man zur Bewältigung einer solch bedrohlichen Entwicklung nur eines tun kann: das Falsche!
Es scheint ja ohnehin schon festzustehen, dass die Europäische Union, deren Kommissare und Räte grundsätzlich an jeder negativen Entwicklung schuld sind, jede positive Entwicklung sich jedoch ausdrücklich entgegen deren Wirken mehr oder weniger von selbst ergeben hat. Sollten sich die Brüsseler Bürokratie und deren Anführer aber endlich dazu aufraffen, Maßnahmen gegen eine Krise zu setzen, dann ernten sie garantiert Kritik und Vorwürfe.
Gerät ein Land wirtschaftlich und finanziell in Schieflage - so wie aktuell Zypern und in den vergangenen Jahren Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Irland -, dann sind die Organe der EU versucht, sich einzumischen. Sie weisen die Politiker dieser Länder zunächst einmal darauf hin, dass da etwas nicht stimmt, dass man vielleicht mehr sparen und weniger ausgeben oder vielleicht doch einmal alte Strukturen erneuern solle. Ja sie bieten sogar Hilfe an!
Die Reaktion darauf kommt postwendend aus dem betroffenen Land: Man möge sich doch bitte um seinen eigenen Kram kümmern. Man brauche keine Hilfe...
Ein wenig später, wenn aus der Schieflage ein veritabler Absturz zu werden droht, dann schreien dieselben Leute um Hilfe. Dann nehmen sie plötzlich die EU als eine Solidargemeinschaft wahr, in der die Starken den Schwachen helfen müssen.
Also bastelt man einen Rettungsschirm, stellt Geld zur Verfügung, kauft Staatsanleihen des schlingernden Landes. Und kassiert dafür Prügel aus der eigenen Bevölkerung. Denn "wie kommen wir dazu", so sagen die Bürger Deutschlands, Österreichs und all jener, die da helfen, "unser Steuergeld denen nachzuwerfen, die ihre eigenen Finanzen nicht ordentlich verwalten". Und ganz so unrecht haben sie nicht, diese Bürger.
Recht haben sie, denken sich auch die in Brüssel und verlangen einen substanziellen Beitrag des krisengeschüttelten Landes, notfalls auf Kosten von dessen Bevölkerung. Und schon erhebt sich laute Kritik von denselben Leuten: Nein, das kann man nicht verlangen von den armen Leuten, dass sie womöglich an der Sanierung ihres eigenen Staates mitwirken. Und die Menschen im Krisenland, denen man ja helfen will, schimpfen noch lauter auf die böse, böse Europäische Union und vergleichen sofort einmal Merkl mit Hitler. Denn die kann nur eines tun: das Falsche.
Sagt mir, wenn ich mich irre.
HEVI/SN260313