_KRG_
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Ein Jahr nach dem Abzug der Amerikaner kocht in Kirkuk ein uralter Konflikt zwischen Arabern, Kurden und Turkmenen hoch.
Die Drohgebärden sind gewaltig. Schon 50 Kilometer vor Kirkuk auf der Hauptstraße von Bagdad: Panzer, Artillerie, Humvees und jede Menge patrouillierende Soldaten säumen den Weg in die Ölstadt im Norden des Irak. In die jahrelang leer stehenden Militärbaracken und Kontrollhäuschen aus Saddams Zeiten ist wieder Leben eingekehrt. Dazwischen sind Zelte aufgestellt. Man sieht Offiziere auf Hügel und Anhöhen zeigen, als würden sie einen Verteidigungsplan diskutieren. Fast jedes Gefährt trägt eine irakische Fahne – rot, weiß, schwarz mit dem grünem Schriftzug "Allah ist groß". An den Baracken sind auch schwarze Fahnen und solche mit dem Konterfei des schiitischen Imam Hussein angebracht. Zweifellos: Hier bereitet sich eine Division der irakischen Armee, die vornehmlich aus Schiiten besteht, zum Kampf vor.
Der Schnitt folgt an der Stadtgrenze. Von da an sieht man nur Polizisten, die sogenannten Joint Forces, die die Amerikaner noch vor ihrem endgültigen Abzug aus dem Irak vor knapp einem Jahr ins Leben gerufen haben und die Angehörige aus allen Volksgruppen Kirkuks zusammenführen. Doch sobald man aus Kirkuk nördlich, Richtung Erbil fährt, der Hauptstadt der semiautonomen Region Kurdistan, ändert sich das Bild wieder. Panzer, Artillerie, Humvees und jede Menge Soldaten auch hier. Doch tragen diese die kurdische Fahne und die Männer die Uniformen der Peschmerga, der kurdischen Freiheitskämpfer. Der Kampf um Kirkuk könnte symbolischer nicht sein und entwickelt eine massive Dramatik. Jetzt spitzt sich zu, was die US-Administration beim Abzug ihrer Truppen als ungelösten Konflikt bezeichnet hat, als einen Brandherd, der einen neuen Bürgerkrieg im Zweistromland entfachen könnte. Es sind dieses Mal Araber und Kurden, die sich feindlich gegenübertreten.
Im Auge des Taifuns ist es still. Drei Autobomben haben das Zentrum von Kirkuk lahmgelegt. Auf dem Platz vor dem Gouverneurspalast, wo auch der Stadtrat untergebracht ist, stehen mehr Sicherheitskräfte als sonst. Händler und Restaurantbesitzer beraten, ob sie ihre Geschäfte schließen sollen. "Die wollen Chaos stiften", sagt einer, "damit sie nachher sagen können, sie müssten die öffentliche Ordnung wiederherstellen." Die Männer sind sich einig, dass die wieder zunehmenden Anschläge in Kirkuk auf das Konto der arabischen Terrororganisationen gingen, da die Sprengsätze zumeist in den mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadtteilen explodieren. Seitdem die "Araberarmee" außerhalb der Stadt aufgezogen sei, würden Terroristen leichter durchgelassen, mutmaßt der Inhaber der Eisdiele.
Die Geschichte von Kirkuk geht mehrere Jahrtausende zurück. Nach dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches war die Gegend um die Stadt als Kurkura bekannt, was so viel wie Zitadelle heißt. Heute noch überragen Ruinen der ehemals majestätischen Festung die Stadt, die knapp eine Million Einwohner zählt. Kirkuk ist ein seltenes Gemisch von Ethnien und Religionen. Mitglieder aller Volksgruppen des Irak leben hier, so auch die meisten Turkmenen des Landes – etwa ein Drittel der Einwohner. Auch Araber und Kurden sollen je ein Drittel ausmachen. Doch die Zahlen sind heftig umstritten und tragen zum blutigen Konflikt um Kirkuk bei. Seit am 14. Oktober 1927 eine riesige Ölfontäne aus dem Bohrloch "Baba Gurgur" am Stadtrand in den Himmel schoss und die Ölförderung begann, gibt es Streit.
"Hätten wir bloß nicht dieses Öl", sagt Omeed, der dann doch entscheidet, seine Eisdiele zu schließen und der Einladung seines Cousins zum Essen zu folgen. "Es ist uns zum Fluch geworden." In dem herrschaftlichen Haus hat sich eine Runde aus zwölf Geschäftsmännern versammelt, deren Familien alle in Kirkuk verwurzelt sind. Die Stimmung ist angespannt, die Männer sind nervös. Eine solche Situation habe es noch nie gegeben, sagt ein älterer Herr, den sie Audschi nennen und der einer der reichsten turkmenischen Familien Kirkuks vorsteht. "Umzingelt von zwei rivalisierenden Armeen, die jeden Augenblick aufeinander losgehen können, sitzen wir mittendrin fest." Saddam habe hier in den 80er-Jahren zwar auch brutal zugeschlagen, die Kurden zwangsumgesiedelt und Araber angesiedelt, um sich das Öl zu sichern....
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Die Drohgebärden sind gewaltig. Schon 50 Kilometer vor Kirkuk auf der Hauptstraße von Bagdad: Panzer, Artillerie, Humvees und jede Menge patrouillierende Soldaten säumen den Weg in die Ölstadt im Norden des Irak. In die jahrelang leer stehenden Militärbaracken und Kontrollhäuschen aus Saddams Zeiten ist wieder Leben eingekehrt. Dazwischen sind Zelte aufgestellt. Man sieht Offiziere auf Hügel und Anhöhen zeigen, als würden sie einen Verteidigungsplan diskutieren. Fast jedes Gefährt trägt eine irakische Fahne – rot, weiß, schwarz mit dem grünem Schriftzug "Allah ist groß". An den Baracken sind auch schwarze Fahnen und solche mit dem Konterfei des schiitischen Imam Hussein angebracht. Zweifellos: Hier bereitet sich eine Division der irakischen Armee, die vornehmlich aus Schiiten besteht, zum Kampf vor.
Der Schnitt folgt an der Stadtgrenze. Von da an sieht man nur Polizisten, die sogenannten Joint Forces, die die Amerikaner noch vor ihrem endgültigen Abzug aus dem Irak vor knapp einem Jahr ins Leben gerufen haben und die Angehörige aus allen Volksgruppen Kirkuks zusammenführen. Doch sobald man aus Kirkuk nördlich, Richtung Erbil fährt, der Hauptstadt der semiautonomen Region Kurdistan, ändert sich das Bild wieder. Panzer, Artillerie, Humvees und jede Menge Soldaten auch hier. Doch tragen diese die kurdische Fahne und die Männer die Uniformen der Peschmerga, der kurdischen Freiheitskämpfer. Der Kampf um Kirkuk könnte symbolischer nicht sein und entwickelt eine massive Dramatik. Jetzt spitzt sich zu, was die US-Administration beim Abzug ihrer Truppen als ungelösten Konflikt bezeichnet hat, als einen Brandherd, der einen neuen Bürgerkrieg im Zweistromland entfachen könnte. Es sind dieses Mal Araber und Kurden, die sich feindlich gegenübertreten.
Im Auge des Taifuns ist es still. Drei Autobomben haben das Zentrum von Kirkuk lahmgelegt. Auf dem Platz vor dem Gouverneurspalast, wo auch der Stadtrat untergebracht ist, stehen mehr Sicherheitskräfte als sonst. Händler und Restaurantbesitzer beraten, ob sie ihre Geschäfte schließen sollen. "Die wollen Chaos stiften", sagt einer, "damit sie nachher sagen können, sie müssten die öffentliche Ordnung wiederherstellen." Die Männer sind sich einig, dass die wieder zunehmenden Anschläge in Kirkuk auf das Konto der arabischen Terrororganisationen gingen, da die Sprengsätze zumeist in den mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadtteilen explodieren. Seitdem die "Araberarmee" außerhalb der Stadt aufgezogen sei, würden Terroristen leichter durchgelassen, mutmaßt der Inhaber der Eisdiele.
Die Geschichte von Kirkuk geht mehrere Jahrtausende zurück. Nach dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches war die Gegend um die Stadt als Kurkura bekannt, was so viel wie Zitadelle heißt. Heute noch überragen Ruinen der ehemals majestätischen Festung die Stadt, die knapp eine Million Einwohner zählt. Kirkuk ist ein seltenes Gemisch von Ethnien und Religionen. Mitglieder aller Volksgruppen des Irak leben hier, so auch die meisten Turkmenen des Landes – etwa ein Drittel der Einwohner. Auch Araber und Kurden sollen je ein Drittel ausmachen. Doch die Zahlen sind heftig umstritten und tragen zum blutigen Konflikt um Kirkuk bei. Seit am 14. Oktober 1927 eine riesige Ölfontäne aus dem Bohrloch "Baba Gurgur" am Stadtrand in den Himmel schoss und die Ölförderung begann, gibt es Streit.
"Hätten wir bloß nicht dieses Öl", sagt Omeed, der dann doch entscheidet, seine Eisdiele zu schließen und der Einladung seines Cousins zum Essen zu folgen. "Es ist uns zum Fluch geworden." In dem herrschaftlichen Haus hat sich eine Runde aus zwölf Geschäftsmännern versammelt, deren Familien alle in Kirkuk verwurzelt sind. Die Stimmung ist angespannt, die Männer sind nervös. Eine solche Situation habe es noch nie gegeben, sagt ein älterer Herr, den sie Audschi nennen und der einer der reichsten turkmenischen Familien Kirkuks vorsteht. "Umzingelt von zwei rivalisierenden Armeen, die jeden Augenblick aufeinander losgehen können, sitzen wir mittendrin fest." Saddam habe hier in den 80er-Jahren zwar auch brutal zugeschlagen, die Kurden zwangsumgesiedelt und Araber angesiedelt, um sich das Öl zu sichern....
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