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Gelöschtes Mitglied 8317
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Das Vorgehen Russlands in der Ukraine-Krise verschreckt ausländische Investoren, eine Ratingagentur senkte die Bonität des Landes. Der Kreml gibt sich offiziell gelassen. Doch die Notenbank erhöht das Zinsniveau, um gegenzusteuern.
Der russische Rubel steht stark unter Druck, weil Investoren derzeit große Mengen Geld aus dem Land abziehen. Seit Beginn des Jahres hat die Währung 8,4 Prozent an Wert verloren.
Zudem liegt die Inflation deutlich höher als von der russischen Notenbank gewünscht. Im März stiegen die Verbraucherpreise um 6,9 Prozent im Jahresvergleich - die Währungshüter streben eine Rate von 5 Prozent an. In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben Investoren insgesamt 51 Milliarden Dollar aus dem Land abgezogen. Das ist fast so viel wie der jährliche Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2013 waren 63 Milliarden Dollar abgeflossen.
Kreml: Abwertung "zum Teil politisch motiviert"
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte nun den Daumen: Die Bonitätsnote fällt um eine Stufe auf "BBB-", teilten die Analysten in London mit. Man sehe den Kapitalabfluss "als Risiko für die Wachstumsaussichten", hieß es. Die neue Bewertung liegt direkt über dem "Ramschniveau", das bei den auch im Westen nach der Finanzkrise durchaus umstrittenen Ratingagenturen spekulative Anlagen kennzeichnen soll. Den Ausblick für das Rating setzte S&P auf "negativ", was weitere Abstufungen erwarten lässt. Auslöser dafür könnten etwa schärfere Sanktionen des Westens sein, schreibt die Agentur weiter.Die Regierung in Moskau reagierte gelassen. Das verringerte Rating sei von Investoren erwartet worden und würde nichts Entscheidendes an deren Einstellung ändern, sagte Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew. Er bezeichnete den Schritt von S&P als "zum Teil politisch motiviert": "Der Beschluss war programmiert, weil zuerst Erwartungen revidiert worden waren, worauf normalerweise die Ratings selbst geändert werden".
Zentralbank erhöht Zinsen auf 7,5 Prozent
Doch zugleich erhöhte die russische Zentralbank die Zinsen, um Kapitalflucht und Inflationsgefahren einzudämmen. Mit einem Zinsschritt nach oben hatten viele Ökonomen nicht gerechnet. Der Leitzins, zu dem sich Banken für eine Woche Geld leihen können, wurde von Russlands Währungshütern von 7,0 auf 7,5 Prozent angehoben. Zum Vergleich: Im Euro-Raum liegt der Zinssatz bei 0,25 Prozent.Uljukajew räumte ein, dass die Abstufung durch S&P teils auch aus der schlechter gewordenen Wirtschaftslage in Russland resultierte. Sie werde das Investoren-Verhalten aber nicht sonderlich beeinflussen. Doch am russischen Finanzmarkt wurde der S&P-Beschluss negativ aufgenommen.
Kaum jemand kauft noch russische Staatsanleihen
Russland bekommt die Skepsis der Anleger auch bei der Geldaufnahme heftiger zu spüren. Der Kreml hat seit Ausbruch der Ukraine-Krise bereits etliche Auktionen von Staatspapieren abgesagt und begründet dies mit dem "ungünstigen Marktumfeld". Erst am Mittwoch stoppte das Finanzministerium eine Versteigerung von Anleihen, die in Rubel ausgegeben werden sollten, und erklärte sie für gescheitert.Analysten betonen jedoch, dass es keinen akuten Mittelbedarf gibt. Laut Experte Dmitri Dudkin vom Investmenthaus Ural-Sib in Moskau ist der Haushalt bis zum Jahresende durchfinanziert. Russland ist ein bedeutender Exporteur von Erdgas und Rohöl. Über Steuern und Abgaben trägt der Energiesektor einen hohen Teil zu den Staatseinnahmen bei. Der Rubel-Verfall verbilligt derzeit zudem die Exporte ins Ausland.
Mageres Wirtschaftswachstum
Dennoch ist die von Rohstoffausfuhren abhängige russische Wirtschaft in keinem guten Zustand. Finanzminister Anton Siluanow rechnet 2014 mit einem mageren Wachstum von lediglich 0,5 Prozent. Schärfere Sanktionen des Westens könnten den Konjunkturmotor weiter abwürgen. Im vorigen Jahr hatte die Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent zugelegt - so schwach wie seit der Rezession 2009 nicht mehr.
Der russische Rubel steht stark unter Druck, weil Investoren derzeit große Mengen Geld aus dem Land abziehen. Seit Beginn des Jahres hat die Währung 8,4 Prozent an Wert verloren.
Zudem liegt die Inflation deutlich höher als von der russischen Notenbank gewünscht. Im März stiegen die Verbraucherpreise um 6,9 Prozent im Jahresvergleich - die Währungshüter streben eine Rate von 5 Prozent an. In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben Investoren insgesamt 51 Milliarden Dollar aus dem Land abgezogen. Das ist fast so viel wie der jährliche Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2013 waren 63 Milliarden Dollar abgeflossen.
Kreml: Abwertung "zum Teil politisch motiviert"
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte nun den Daumen: Die Bonitätsnote fällt um eine Stufe auf "BBB-", teilten die Analysten in London mit. Man sehe den Kapitalabfluss "als Risiko für die Wachstumsaussichten", hieß es. Die neue Bewertung liegt direkt über dem "Ramschniveau", das bei den auch im Westen nach der Finanzkrise durchaus umstrittenen Ratingagenturen spekulative Anlagen kennzeichnen soll. Den Ausblick für das Rating setzte S&P auf "negativ", was weitere Abstufungen erwarten lässt. Auslöser dafür könnten etwa schärfere Sanktionen des Westens sein, schreibt die Agentur weiter.Die Regierung in Moskau reagierte gelassen. Das verringerte Rating sei von Investoren erwartet worden und würde nichts Entscheidendes an deren Einstellung ändern, sagte Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew. Er bezeichnete den Schritt von S&P als "zum Teil politisch motiviert": "Der Beschluss war programmiert, weil zuerst Erwartungen revidiert worden waren, worauf normalerweise die Ratings selbst geändert werden".
Zentralbank erhöht Zinsen auf 7,5 Prozent
Doch zugleich erhöhte die russische Zentralbank die Zinsen, um Kapitalflucht und Inflationsgefahren einzudämmen. Mit einem Zinsschritt nach oben hatten viele Ökonomen nicht gerechnet. Der Leitzins, zu dem sich Banken für eine Woche Geld leihen können, wurde von Russlands Währungshütern von 7,0 auf 7,5 Prozent angehoben. Zum Vergleich: Im Euro-Raum liegt der Zinssatz bei 0,25 Prozent.Uljukajew räumte ein, dass die Abstufung durch S&P teils auch aus der schlechter gewordenen Wirtschaftslage in Russland resultierte. Sie werde das Investoren-Verhalten aber nicht sonderlich beeinflussen. Doch am russischen Finanzmarkt wurde der S&P-Beschluss negativ aufgenommen.
Kaum jemand kauft noch russische Staatsanleihen
Russland bekommt die Skepsis der Anleger auch bei der Geldaufnahme heftiger zu spüren. Der Kreml hat seit Ausbruch der Ukraine-Krise bereits etliche Auktionen von Staatspapieren abgesagt und begründet dies mit dem "ungünstigen Marktumfeld". Erst am Mittwoch stoppte das Finanzministerium eine Versteigerung von Anleihen, die in Rubel ausgegeben werden sollten, und erklärte sie für gescheitert.Analysten betonen jedoch, dass es keinen akuten Mittelbedarf gibt. Laut Experte Dmitri Dudkin vom Investmenthaus Ural-Sib in Moskau ist der Haushalt bis zum Jahresende durchfinanziert. Russland ist ein bedeutender Exporteur von Erdgas und Rohöl. Über Steuern und Abgaben trägt der Energiesektor einen hohen Teil zu den Staatseinnahmen bei. Der Rubel-Verfall verbilligt derzeit zudem die Exporte ins Ausland.
Mageres Wirtschaftswachstum
Dennoch ist die von Rohstoffausfuhren abhängige russische Wirtschaft in keinem guten Zustand. Finanzminister Anton Siluanow rechnet 2014 mit einem mageren Wachstum von lediglich 0,5 Prozent. Schärfere Sanktionen des Westens könnten den Konjunkturmotor weiter abwürgen. Im vorigen Jahr hatte die Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent zugelegt - so schwach wie seit der Rezession 2009 nicht mehr.