Toruko-jin
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Denk mal an einige andere Beispiele in modernen Zeit. Siehe z.B. Frankreich in der Zeit der französischer Revolution und danach bis Mitte des 19 Jh.: ein nicht entwickeltes Land (im Vergleich z.B. zu England), chaotische Verhältnisse, Aufstände und Kriege, ungebildete abergläubische Bevölkerungsmassen. Trotzdem aus dieser Situation sind viele der Prinzipien entstanden, die noch heute die globale Zivilisation prägen und sehr geschätzt werden. Und das ist nicht wegen starken Persönlichkeiten (obwohl sie von Zeit zu Zeit ihre Rolle gespielt haben), sondern wegen einer Politisierung und Radikalisierung von immer größeren Bevölkerungsschichten. Und einer Diskussionskultur.
Diese Idee von Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit ist durch Persönlichkeiten entstanden, von denen ich geredet habe. Hätte es den Robbes Pierre nicht gegeben oder die Dürre im Jahre 1788, wäre man auf die Idee wahrscheinlich viel später gekommen. Eine Diskussionskultur ist dadurch entstanden ja aber es wäre nie soweit gekommen, wenn nicht jemand die Idee ausgesprochen hätte. Menschen können wirklich betriebsblind werden. ^^
Damit will ich nicht sagen, dass Chaos immer gut ist, und man dafür sorgen muss. Nur dass aus so einer chaotischen Situation sehr wichtige Dinge rauskommen können, die Art und Weise, in der die menschlichen Gesellschaften funktioniert ist sehr kompliziert. Ansonsten wünsche ich mir auch, dass es im Moment in Ägypten einen Art von Stabilität kommt, die einen Mindestmaß an Sicherheit geben kann. Unter Wahrung der gewonnenen Freiheiten aber, auf die man für die späteren Kämpfen sich stützen kann.![]()
Unter Mubarrak gab es Freiheiten. Das Problem war nur, dass das Land korrupt war und die Menschen keinen anderen Ausweg sahen diesen volksfremden Herrscher zu stürzen. Außerdem kommt nur selten etwas Gutes vom Chaos und du kannst mir ruhig glauben, dass aus Ägypten höchstens Scheiße rauskommt. Im Falle Frankreichs war die Sache anders. Der epochale Übergang zur Aufklärung hatte die Menschen geprägt. Sie waren vielleicht nicht gebildet aber dennoch bereit. Sie hatten ein gewisses Verständnis für Gerechtigkeit.
Also, es gibt schon Dinge, die man von Atatürk lernen kann, so wie neutralistische Außenpolitik, das was er mit den Dorfschulen gemacht hat, 5-Jahrespläne vielleicht. Aber ich denke nicht, dass die Trennung von Religion und Staat jetzt das Wichtigste ist. Sicher, ich bin grundsätzlich auch dafür, aber Griechenland konnte auch jahrelang ohne sie überleben, und tut es heute immer noch, ohne dass das zu einem sehr großen Problem wird. Die Fragen die jetzt dringend sind (in Ägypten wie auch in Griechenland), sind andere.
Du hägst dich zu sehr bei Details auf. Die größte Revolution war es in der Türkei Staat und Religion zu trennen. Du siehst wirklich das Wesentliche nicht. Der Grund, weshalb die westliche Welt an der Östlichen vorbeizog lag nur daran, dass sie die dogmatischen Überlieferungen aus diesen Büchern, die wirklich nur Scheiße überliefern, in Frage stellten. Ich erinnere an Da Vinci und den geheimen empirischen Untersuchungen am menschlichen Körper.
Das ist das Wesentliche!
Natürlich, ich will nicht bestreiten, dass wenn man (durch die wirtschaftliche Entwicklung) Freizeit gewinnt, kann man das sich für Bildung benutzen und die Gesellschaft funktionsfähiger zu machen. Im Prinzip, so ist wie die menschliche Zivilisation entstanden ist, als Teil der neolithischen Revolution.
Nur, dass das auch hier nicht so einfach ist. Mein Opa ist nur 2 Jahre lang in die Schule gegangen, mit 8 sollte sie schon verlassen und arbeiten gehen, um seine Familie zu ernähren. Jedoch ist er eins der bildungsfreundlichsten Menschen, die ich je kennengelernt habe, und ich würde so sagen, dass er für mich vielleicht gebildeter war als viele von unseren Generation, die Uni-Abschlüsse haben.
Ein anderes Beispiel: die Arbeiter am Anfang der europäischen Industrialisierung, die sollten vielleicht am Tag mehr arbeiten, als ihre bäuerliche Vorfahren auf dem Land getan haben. Jedoch ist aus ihnen schrittweise eins der am meisten gebildeten Unterschichten der Weltgeschichte entstanden. Also, auch die Frage der Bildung, und wie sie entsteht, ist eine ganz komplizierte.
Was konnte dein Opa? Konnte er komplexe Baupläne lesen oder architektonische Meisterleistungen vollbringen? Was ich damit sagen will: er war vielleicht ein offener Geist aber trotzdem hatte er nicht die Mittel sich weiterzuentwickeln. Kannst du das für die Allgemeinheit sagen, dass eine ungebildete Bevölkerung leistungsfähiger ist als eine Gebildete?
Wie du es auch drehst und wendest, läuft es auf meine Axiome hinaus