Lexikon des Mittelalters:
"G. (Gjergj) Kastriota,
gen. 'Skanderbeg', Fürst im nordöstl. Albanien, Vorkämpfer des Widerstands gegen die Türkenherrschaft, * um 1405, † Jan. 1468 in Lezha. G. entstammte der Adelsfamilie der Kastrioti, die seit dem Ende des 14. Jh. zw. Drin und Mati auftreten und um 1417 in das nordalban. Küstengebiet ausgriffen: 1420 gewährte Jon (Ivan) Kastriota, G.s Vater, der Seerepublik Ragusa (Dubrovnik) ein Privileg für das Gebiet von der Mündung des Ishmi bis nach Prizren. Im Vordergrund seiner Politik stand von dieser Zeit an der Versuch, die ven., ragusan. und türk. Interessen gegeneinander auszuspielen. 1419-21 kämpfte Jon Kastriota wie die anderen Fürsten gegen den Sultan, dem er 1423 seinen Sohn als Geisel ausliefern mußte. G. wuchs am osman. Hof auf und zeichnete sich im Heer aus (Beiname Skanderbeg 'Herr Alexander'). Während seine in den Aufstand von 1429-30 verstrickte Familie ihre wichtigsten Güter einbüßte, stieg G. in osman. Diensten auf: 1438 subasi v. Kruja, 1440 sangaqbeg v. Dibra. 1443 fiel er jedoch ab, entfachte einen antitürk. Aufstand und machte Kruja zum Herd des Widerstandes. Er gründete 1444 gemeinsam mit anderen alban. Fürsten die Liga v. Lezha (Alessio), deren militär. Oberbefehl er als Capitanus Generalis innehatte. Die versprochenen finanziellen Beiträge der Fs.en blieben jedoch stets gering und unregelmäßig. Dennoch beunruhigte die Liga nicht nur den Sultan, sondern auch Venedig, das in Sorge um seine Stützpunkte (Durrës, Shkoder) 1447-48 den Kampf gegen G. eröffnete, mehrere Ligamitglieder zum Abfall veranlaßte und auch vor einem Zusammengehen mit den Türken nicht zurückschreckte. Im Kampf an zwei Fronten verlor G. die Festung Svetigrad (nahe Dibra) 1448 an Venedig; 1450 sah er sich mit dem türk. Vordringen (Einnahme von Berat, Belagerung von Kruja) konfrontiert, konnte den Sultan jedoch zurückschlagen. G. suchte nun die Hilfe König Alfons' V. v. Neapel, mit dem er am 26. März 1451 den Vasallitätsvertrag v. Gaeta schloß. Im Juli 1455 bei Berat besiegt, schlug G. die Türken 1457 bei Albulena (nahe Kruja) vernichtend. Venedig wich auch zurück, was ein Ergebnis der von Pius II. im Zuge seiner Türkenkrieg-Politik 1459 zustandegebrachten Konferenz v. Mantua war. 1461 hatte G. die Hände frei, um Kg. Ferrante v. Neapel gegen seine mit dem Haus Anjou verbündeten aufständ. Barone beizustehen (Übertragung der Lehen Galatina, Galàtone und Soleto, nach 1468 Exilsort seiner Familie). Bei G.s Rückkehr nach Albanien (1462) war jedoch eine Reihe von Fürsten auf türk. und ven. Betreiben von der Liga abgefallen; der türk. Druck hatte sich verstärkt (Errichtung von Elbasan). Doch gelang es G. in seinen letzten Lebensjahren, die Osmanen erneut zurückzudrängen (1466, 1467). Nachdem er verstorben war, zerfiel die Liga in kürzester Zeit. G. hat keinen alban. Staat begründen können; angesichts des Fehlens einer übergreifenden polit. Struktur und eines zentralisierten Steuerwesens war das Oberhaupt der Liga finanziell zumeist auf die eigenen Domäneneinkünfte und den ihm gehörigen Zoll v. Suffada angewiesen. Verelendung und Auswanderung nahmen unter der alban. Bevölkerung bereits während seiner Regierungszeit drastisch zu. Der wirtschaftl. Verfall in Albanien bildet gemeinsam mit der meist illoyalen Haltung der alban. Fürsten die Hauptursache für das Scheitern des heroischen Widerstandes Skanderbegs."
von A. Ducellier
Literatur
* BGLS IV, 134-137
* A. Gegaj, L'Albanie et l'invasion turque au XVe s., 1937
* J. Radonic, ÐuraÐ Kastriot Skenderbeg i Arbanija u XV veku, 1942
* Actes de la 2e Conférence des Études Albanologiques, 2 Bde, 1968
* T. P. Siokala, Georgior KastriothV ; SkentLrmpehV, 1975
* A. Ducellier, L'Albanie entre Byzance et Venise, 1987.