Du hast recht. Aber das Argument "Die Fluggesellschaften sind ohnehin schon gebeutelt" wirkt bei den Grünen nicht. Es geht ihnen nicht darum, den Fluggesellschaften zu helfen oder ihnen zu schaden; hier wird nicht wirtschaftlich argumentiert, sondern es geht den Grünen um Ökologie. Es wird sich zeigen, wie weit die Priorität des Ökologischen reichen kann.
Gewiss, Ökologie und Wirtschaftlichkeit sind vereinbar und gehen manchmal sogar Hand in Hand. Jedoch auch nicht immer.
Außerdem: Kurzzstreckenflüge sind da bestimmt erstmal nur der Anfang. Wenn der Ball rollt, dann wird man auch ganz einfach argumentieren können, dass Langstreckenflüge ja auch nicht nötig seien, denn "Eine Reise nach Neuseeland war nie eine Selbstverständlichkeit und Menschen sind in den letzten Jahrhunderten auch sehr gut ohne ausgekommen.". Das werden uns dann die Luisa und der Sören sagen, die nach dem Abitur erstmal ein Auslandsjahr in Neuseeland und Australien machen durften; aber du darfst das natürlich nicht.
Man darf sich schon hin und wieder die Frage stellen - was ist wirtschaftlich? Dazu auch noch - wer bezahlt den (tatsächlichen) Preis?
Wenn ich beispielsweise ein Auto kaufe, welches sagen wir 1.000 € im Monat an Kosten für mich aufwirft, ich damit aber z.B. Taxi fahre oder als Handelsvertreter 10.000 € im Monat mit diesem Auto verdiene, dann ist es wirtschaftlich. Wenn ich 1.000 € bezahlen muss, um nur zum Spass herum zu gurken oder weil ich aus Faulheit nur meinen Arsch im Fahrersitz platzieren will, dann ist es unwirtschaftlich und unökologisch sowieso.
Die letzten 1 1/2 Jahre haben uns von heute auf morgen gezeigt, wie dämlich unser bisheriges Mobilitätsverhalten schon war. Wieviele Millionen Dienstreisen rund um die Welt oder "nur zum Nachbarn" völlig überflüssig waren. Seit mehr als 10 Jahren haben wir flächendeckend funktionierende Videotelefonie. Es bedurfte einer Krankheit, dass wir diese auch einmal sinnvoll nutzten. Das Gute daran: So schnell wird sich das nicht mehr ändern. Mit dem Flieger z.B. von Wien nach München ist ja wirklich mehr als pervers. Selbst nach Hamburg hatte ich früher mit dem (Nacht-)Zug immer gravierende Vorteile gegenüber den fliegenden Kollegen.
Wenn man ein Jahr in Neuseeland verbringen will, dann ist der Flieger schon zu vertreten. Und wenn das Ticket dafür 3.000 Euro kostet (was es eigentlich kosten müsste), dann passt das auch. Wenn ich nur zum Spass ein Jahr in Neuseeland herum laufe, dann bin ich ohnehin mit anderen Kosten konfrontiert. Da sind die Kosten für das Ticket auch schon wurscht. Wenn ich dort für ein Jahr einen guten Job mache und entsprechend verdienen kann, dann sind die Ticketkosten keine Ausgabe mehr, sondern eine Investition. Möglicherweise sogar wirtschaftlich.
Aber mal ganz ehrlich: Wenn ich ein Jahr in Neuseeland sein kann, würde ich die Reise dorthin per Bahn+Schiff machen. 2-3 Wochen für Akklimatisation sehe ich deutlich wertvoller als ein paar Stunden Flug und -zack- Kultuschock, Jetlag, Klimaschock...
Um es kurz zu machen: Flüge sind nur in sehr wenigen Fällen gerechtfertigt. Für Urlaubsreisen meiner Meinung nach ab ca. 2-3.000 Kilometer. Einmal im Jahr.