Tetovos neues Aushängeschild
10.10.2012 00:15 | Sebastian Wedl
Noch heuer soll das neue Hauptgebäude der State University of Tetovo eröffnet werden. Obwohl das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Ethnien in der Universität gut funktioniert, hat sie mit Problemen zu kämpfen.
Über ausgelegte Holzbretter neben der unfertigen Treppe gelangt man durch den Haupteingang in das dreistöckige Gebäude. Der Geruch von Zement liegt in der Luft. Überall stapeln sich Bauutensilien und Werkzeuge. Es wird gesägt, gehämmert und gebohrt. Durch die vielen Fensterformationen strahlt natürliches Licht ins Innere des Rohbaus. Was noch in den Kinderschuhen steckt, soll im Dezember 2012 feierlich eröffnet werden und die State University of Tetovo in neuem Glanz erstrahlen lassen.
Eine bewegte Geschichte
Seit 2006 sind die Bauarbeiten für das neue Hauptgebäude der State University im Gange. Neben dem Rektorat wird es die Fakultät der Rechtswissenschaften, der Wirtschaftswissenschaften und die medizinische Fakultät samt Laborräumen unter ihrem Dach vereinigen. Wenn der Universitätsrektor Vullnet Ameti von dem neuen Haus für seine Universität erzählt, dann tut er dies voller Stolz. Das Gebäude soll ein neues Aushängeschild der Stadt Tetovo, einer mehrheitlich von Albanern bewohnten Stadt Mazedoniens, und der State University of Tetovo sein. Und die hat eine bewegte Geschichte.
Ins Leben gerufen wurde die „State University of Tetovo" 1994 - und das unter widrigen Umständen. Als von Albanern gegründete Universität, in der in Albanisch gelehrt werden sollte, war sie der mazedonischen Regierung ein Dorn im Auge. Ganze zehn Jahre lang wurde illegal unterrichtet. Die helfenden albanischen Einwohner rund um und in Tetovo, stellten ihre Häuser und Wohnungen für den Unterricht zur Verfügung. Selbst in Moscheen wurde gelehrt. Bei Protesten für das Recht auf Bildung in albanischer Muttersprache kam es im Februar 1994 zu einem Zwischenfall mit der Polizei, bei dem ein junger Mann getötet wurde. Ameti spricht von einem „Märtyrer", wenn er die Geschichte erzählt.
Der Status einer offiziellen staatlichen Universität wurde der State University erst 2004 gewährt. Doch schon nach dem Konflikt 2001, in dem die albanische UCK gegen die mazedonische Sicherheitskräfte kämpfte, um mehr Rechte für die albanische Minderheit zu erringen, begann sich die Situation für die Universität zu entspannen. „Wir haben damals begonnen, freier zu atmen", sagt Ameti. Damals wurde auch die Idee geboren, die Universität als multiethnische Institution zu führen. Heute hat die State University of Tetovo neben dem Standort Tetovo noch Sitze in anderen mazedonischen Städten wie Kumanovo, Gostivar oder Struga. Sie ist eine der vier staatlichen Universitäten Mazedoniens. Sie ist die einzige vornehmlich albanische und laut Ameti, hat sie auch heute immer noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
„Keine Gleichbehandlung"
Laut Ameti wird die State University nicht gleich behandelt wie die anderen drei staatlichen Universitäten in Bitola, Skopje und Štip. Zwar sei die Uni Tetovo mit 15.000 Studierenden die zweigrößte Mazedoniens. Trotzdem stehe ihr ein geringeres Budget zur Verfügung als etwa die Universität in Štip, einer Stadt im Osten Mazedoniens. Und das, obwohl die Uni Štip nur 5000 Studenten hat. „Außerdem haben wir nur 40 Prozent fix angestellte Professoren, der Rest sind außerordentliche Professoren. Und deren Löhne, müssen wir aus unserem Budget bezahlen. In Štip sind 80 Prozent der Professoren fest angestellt - und die werden vom Staat bezahlt", klagt Ameti.
Ameti sagt, dass das neue Universitätsgebäude schon fertiggestellt wäre, wenn die Universität nicht so viele Professoren aus der eigenen Kasse bezahlen müsste. „Wir stellen jedes Jahr Anträge, dass wir mehr Stellen für fixe Professoren bekommen. Dieses Jahr haben sie uns 50 Plätze versprochen, wir haben aber noch kein offizielles Schreiben erhalten. Zum Glück wurden vergangenes Monat 30 gewährt. Begründungen für die Entscheidungen bekommen wir nie", beklagt sich Ameti.
„Zwischenmenschlich gibt es keine Probleme"
In der Realität des Alltags gibt es laut Ameti keine Probleme zwischen den verschiedenen Volksgruppen. Das Miteinander unter den Studierenden und den Professoren funktioniert laut Ameti sehr gut. „Zwischenmenschlich gibt es keine Probleme, die spielen sich auf politischer Ebene ab", sagt Ameti und ergänzt: „Dass wir sechs Jahre an einem Gebäude bauen müssen, zeigt, dass es Probleme gibt." Zudem beschwert sich Ameti darüber, dass die Politik nicht an Projekten interessiert sei, die das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien in Mazedonien verbessern. Ein Antrag auf ein Projekt für interethnische Kommunikation etwa sei abgelehnt worden. Die mehrheitlich albanischen Städte Tetovo und Gostivar gelten als positive Beispiele für das Zusammenleben verschiedener Ethnien in Mazedonien. 2001 war Tetovo einer der Brennpunkte der ethnischen Konflikte zwischen der albanischen Volksgruppe und den Mazedoniern.
Riskante Politik
Die State University of Tetovo ist nicht die einzige Hochschule der 50.000 Einwohner-Stadt. Nicht weit vom neuen Hauptgebäude der State University liegt die private South East European University (SEEU). Sie wurde 2001 als erste private Universität des Landes gegründet und zählt heute über 7000 Studierende. Der Institutsvorstand des Lehrganges für Internationale Beziehungen an der SEEU, Ylber Sela, lehrt an beiden Universitäten. Auch er sieht keine ethnischen Probleme zwischen den Studenten. „Wenn die jungen Leute den Reden populistischer und nationalistischer Politiker ausgesetzt sind, dann ist das aber ein Risiko", sagt er. Auch er sieht die Gründe für die Spannungen auf politischer Ebene. „Man muss in eine Jugend investieren, die ein neues Mazedonien aufbaut. Eines ohne Nationalismus. Dann hat Mazedonien eine gute Zukunft."
Für ihre Bildung muss die Jugend in Tetovo verhältnismäßig viel investieren. An der South East European University müssen die Studierenden zwischen 650 und 800 Euro pro Semester bezahlen. Das ist immerhin mindestens das Zweifache des Durchschnittlohns eines Mazedoniers. Der liegt bei circa 330 Euro. An der State University kostet ein Semester die Studenten 100 Euro. Für ein Fernstudium müssen 200 Euro bezahlt werden. Doch die Gebühren reichen nicht aus. Neben den Studiengebühren muss die State University auf zusätzliche Mittel zurückgreifen. Und die kommen in Form von Spenden meist aus der Bevölkerung.
Diese Mittel werden unter anderem in laufende Projekte investiert. Dass ein solches Projekt auch einmal sechs lange Jahre Bauzeit benötigen kann, zeigt das neue Haupthaus der State University, auf das die Einwohner Tetovos aber nicht minder stolz sein werden, wenn es im Dezember dieses Jahres eröffnet wird.
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Herr Ameti sagt es klar und deutlich, die Universität Tetovo wird vom Staat aufs extremste benachteiligt obwohl es die zweitgrösste Univerität im Land ist.
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Podgorci (mazedonisch Подгорци, albanisch
Podgorca/
Podgorcë) ist ein Dorf in der Gemeinde von Struga im Südwesten Mazedoniens, rund elf Kilometer vom Gemeindehauptort Struga entfernt (Luftlinie). Es grenzt im Norden an Labuništa (das Siedlungsgebiet ist mit diesem Dorf zusammengewachsen), im Osten an Tašmaruništa und Dobovjani, im Südosten an Velešta und im Süden an Vevčani. Im Westen erhebt sich die Gebirgskette des Jablanica, worauf die mazedonisch-albanische Grenze verläuft (ca. sieben Kilometer Luftlinie entfernt). Dort befindet sich zudem auf 1.900 m der Gebirgssee
Podgorečko Ezero, der das bekannteste Naturdenkmal des Dorfes ist. Podgorci selber liegt zwischen 860 und 980 m Höhe und ist im Westen, Süden und teilweise auch im Osten von Laubwäldern umgeben. Die Ebenen südöstlich werden teilweise landwirtschaftlich bebaut. Der kleine Dorfbach, der im Westen entspringt mündet nach etwa drei Kilometern in den Schwarzen Drin.
Der Ort hat 2160 Einwohner (Stand: 2002), die in 495 Haushalte lebten. Das macht pro Haushalt etwa vier Personen, was für mazedonische Verhältnisse recht durchschnittlich ist.
Die Bevölkerungsstruktur ist multiethnisch, keine Volksgruppe hat eine nennenswerte Mehrheit. Die letzte Volkszählung vor neun Jahren erfasste folgende Zahlen:
573 Personen gaben ihre Identität als Albaner,
564 als Türken,
376 als Mazedonier,
41 als Bosniaken und
599 als Andere an. Zu den letzteren machten vor allem die muslimischen Mazedonier (sogenannte Torbeschen) einen Großteil aus. Bei der Muttersprache gaben 1995 Personen Mazedonisch, 89 Albanisch, 22 Türkisch und 53 andere Sprachen an. Bei den Religionen sah es wie folgt aus: 1792 Personen bekannten sich zum Islam, 312 zum Orthodoxen Christentum und 56 gaben andere Religionen und Weltanschauungen an.
Dieses Phänomen einer „grenzenlosen Multikulturalität“ ist nicht nur in Podgorci sondern auch in den nördlich gelegenen Dörfern Labuništa und Boroec anzutreffen. Meist haben hier ethnische Identität und Muttersprache keine klaren Grenzen; so beherrschen auch viele Einwohner alle drei Sprachen (Mazedonisch, Albanisch und Türkisch). Auch die Bräuche der verschiedenen Kulturen haben sich in diesen drei Dörfern vermischt. Bemerkenswert ist, dass alle Kulturen jedoch seit Jahrhunderten hier in den Dörfern friedlich miteinander leben.
Die Wirtschaft ist in Podgorci wenig entwickelt. Der Großteil der Bevölkerung jedoch lebt in der Diaspora und verdienen sich als einfache Bauarbeiter ihr Einkommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Podgorci
:make91:In diesem Dorf funktioniert das zusammenleben, aber ist es vielleicht nur der gleiche Glaube den die meisten im Dorf haben ??