Mehmed II.
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Mehmed II. (
osm. محمد الثانى
Meḥmed-i sānī;
türk. II. Mehmet; auch
Fatih Sultan Mehmet, Sultan Mehmed der Eroberer) (*
30. März 1432 in
Edirne (Adrianopel); †
3. Mai 1481 in
Gebze) war 1444 und von 1451 bis 1481
Sultan des
Osmanischen Reiches. Am 29. Mai 1453 eroberte er
Konstantinopel und besiegelte damit das Ende des
byzantinischen Reiches.
Wirken
Mehmed II. kann aufgrund seiner zahlreichen Eroberungen als zweiter Gründer des
osmanischen Reiches, neben
Osman I. bezeichnet werden.
Er gilt als fähiger Staatsmann und Militärführer, ausgebildet von dem damals berühmten islamischen Gelehrten
Akşemseddin. Akşemseddin motivierte Mehmed II zur
Eroberung Konstantinopels, denn nach Akşemseddins Meinung hatten Mehmed II. und die
Osmanische Armee das Potenzial, die vom Propheten
Mohammed im
Hadith gelobten Akteure zu sein.
Die Überlieferungen sprechen davon, dass Mehmed sieben Sprachen sprach, darunter fließend Griechisch, Arabisch, Lateinisch, Persisch und Hebräisch
[1] und ein großer Förderer von
Literatur und
Wissenschaft gewesen sei. Er ließ byzantinische philosophische und theologische Werke ins Arabische übersetzen. Wie viele osmanische Sultane schrieb er auch Gedichte. Sein Dichtername war „Avni“.
Er selbst bezeichnete sich als „Kaiser von
Rom“ (osmanisch „Kayser-i Rum“) und stellte sich damit ganz bewusst in die Kontinuität des (Ost-)Römischen Reiches, um sich zu legitimieren.
Schon in früher Jugend wurde er als
Statthalter von
Anatolien eingesetzt. Ab 1444 war er Mitregent seines Vaters, nach dessen Tod er 1451 als alleiniger Sultan herrschte. Mehmeds Hauptziel war die Eroberung des
byzantinischen Reiches und die
Eroberung Konstantinopels. Bereits unter seinem Vater hatte sich das Osmanische Reich nach einer Krisenphase konsolidiert. Auf dieser Grundlage konnte Mehmed die Offensive gegen Konstantinopel verstärken. Die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches fiel am 29. Mai 1453 und wurde damit Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Seitdem ließ Mehmed sich mit dem Beinamen „Fatih“ (arabisch: 'Eroberer') nennen.
Neben diesem Sieg erweiterte er das osmanische Gebiet um große Territorien, und zwar um Teile
Serbiens und
Griechenlands, die
Walachei,
Trapezunt (1461),
Bosnien,
Karaman und
Albanien, wo er allerdings zeitweillig von Skanderbeg gestoppt wurde. Er stieß sogar bis nach
Italien vor und nahm 1480 die Stadt
Otranto ein, welche allerdings nach seinem Tod wieder aufgegeben wurde. Insgesamt soll er in den 30 Jahren seiner Regierung rund 200 Städte erobert haben. Beim Versuch
Belgrad zu erobern, scheiterte Mehmed 1456. Von 1463 bis zu seinem Tod lag er mit
Venedig im Krieg, wobei sich die Kämpfe vor allem auf den
Peloponnes, griechische und adriatischen Inseln erstreckten.
Mehmed II. stärkte die osmanische
Flotte mit dem Ziel, die venezianische Seehegemonie herauszufordern. Zu diesem Zweck machte er durch die Eroberung der Halbinsel
Krim (1475) mit dem dortigen
Tatarenreich das
Schwarze Meer zu einem osmanischen Binnenmeer. In der Landkriegsführung legte er besonderen Wert auf die technische Weiterentwicklung der
Artillerie.
Neben seinen militärischen Eroberungen führte er eine zentralisierte und im Vergleich zum vorherigen System effektive Verwaltung des Reiches ein. Ebenso gab er eine schriftliche Gesetzessammlung des Hauses Osman heraus (Kanunname-i Ali Osman).
Unter seiner Herrschaft erlebte die osmanische Kultur einen urbanen Aufschwung. Mehr als 300
Moscheen, 57
Medresen (islamische Hochschulen) und 59 Bäder wurden unter seiner Ägide errichtet. Der ab 1453 unter ihm errichtete
Topkapı-Palast in
İstanbul gilt als bedeutendstes Bauwerk unter der Regentschaft Mehmeds II. Die ausgedehnten Feldzüge sowie seine Bauprojekte belasteten den osmanischen Staatshaushalt schwer.
Vlad Ţepeş III sah ihn als seinen ärgsten Feind an. Als Mehmed II. nach Vlads Tod die Walachei einnahm, wurde er von unzähligen aufgespießten Leichen seiner vertrautesten Beamten empfangen.
Mehmed II. starb am 3. Mai 1481 auf der sog. „Sultanswiese“ bei Üsküdar (heute auf der asiat. Seite von
Istanbul), als er sein Heer für einen Feldzug sammelte. Vermutlich wollte der Sultan mit seinem Heer nach
Syrien, das damals Teil des mit den
Osmanen verfeindeten Reiches der
Mamluken war, oder nach
Rhodos ziehen. Er wurde in der von ihm erbauten
Fatih-Moschee in Istanbul beigesetzt.
Nach seinem Tod kam es zum Thronstreit zwischen den Söhnen
Beyazit II. und
Cem Sultan. Dadurch wurde eine Praxis zur Tradition des osmanischen Herrschergeschlechts: Der Erbe, der die Macht an sich reißen konnte, hatte das Recht, alle anderen männlichen Verwandten umbringen zu lassen, um die Integrität des Reiches zu wahren.