Das hier ist auch interessant. Es zeigt, das auch innerhalb des Christentums verschiedene Strömungen zu gegensetzlichen Ansichten und Glaubenslehren gekommen sind. Wie zb. bei den radikal reformatorischen Unitatiern, die sich fĂŒr den Freien Willen ausgesprochen haben, gegen eine Lehre der PrĂ€destination.
Es gibt also gewisse Gemeinsamkeiten im Islam und im Christetum. Innerhalb des Islams gibt es ebenso Strömungen die die PrÀdestination predigen und als unabdingbar verstehen und es gibt Strömungen die den Freien Willen hervorheben.
Christentum
Im Christentum hat die Frage nach der Willensfreiheit im engeren Sinne eine wichtige Stellung, weil damit das Problem angesprochen wird, inwiefern der Mensch aus eigener Kraft vor Gott
gerecht werden und sich dem Heil zuwenden kann. Im christlichen Kontext behandelt die Frage nach der Willensfreiheit demnach das VerhÀltnis von Freiheit und Gnade Gottes.
Die
Bibel enthÀlt sowohl Verse, welche die Freiheit des Menschen, selbst zu entscheiden, unterstreichen, als auch solche, die diese Freiheit einschrÀnken oder aufheben. Besonders zu erwÀhnen sind hierzu
Paulusâ AusfĂŒhrungen zur souverĂ€nen Bestimmung des Menschen zu Heil oder Unheil durch Gott (
Röm 9,20â23
EU).
Augustinus vertrat unter anderem im Streit mit dem
Pelagianismus die Position, dass es keine absolute Willensfreiheit gebe. Diese FĂ€higkeit habe der Mensch durch den SĂŒndenfall verloren. In
De Civitate Dei (De Civ. XII, 6â9) und in
De libero arbitrio (De lib. arb. I, 12. III, 3) argumentiert Augustinus jedoch dafĂŒr, dass der Mensch durch die Gnade Gottes sich entscheiden kann, weil sein Wissen unvollkommen ist. Willensentscheidungen sind nicht kausal verursacht. Dies gilt, obwohl Gott allwissend ist und aufgrund dessen die menschlichen Entscheidungen vorhersehen kann.
[41] âDer Wille, der jedwede Handlung auslöst, wird einzig und allein durch eine Vorstellung gewonnen. Was der Mensch fĂŒr sich wĂ€hlt, was er von sich weist, liegt in seiner Macht. Es muss zugegeben werden, dass der Geist sowohl von höheren als auch von niederen Vorstellungen berĂŒhrt wird, und das vernĂŒnftige Wesen aus beiden die Auswahl trifft, die es will, und dass sich aus dem Verdienst dieser Wahl sowohl Elend als auch GlĂŒckseligkeit ergeben.â (lib.arb, III, 74)
Martin Luther betonte in seiner Schrift
De servo arbitrio die Unfreiheit des menschlichen Willens hinsichtlich des Heils und auch grundsÀtzlich die Unmöglichkeit eines freien Willens.
[42] Diese Position fĂŒhrte in der Zeit der
Reformation zum öffentlichen Bruch zwischen Martin Luther und
Erasmus von Rotterdam.
Johannes Calvin ging weiter als Luther und vertrat die Lehre einer doppelten
PrÀdestination, gegen die sich spÀter u. a. der reformierte Theologe
Jacobus Arminius wandte. Anders die
radikal-reformatorischen Unitarier, die sich in dem 1605 erstmals erschienenen
Rakauer Katechismus fĂŒr den freien Willen und gegen die ErbsĂŒnde aussprachen.
[43] Auch im 1864 von
JĂłzsef Ferencz fĂŒr die ungarischen und siebenbĂŒrgischen Unitarier verfassten Katechismus wird der Freie Wille betont.
[44]
Innerhalb des breiten Spektrums christlicher Kirchen neigen Theologen mancher Konfessionen heute stÀrker dazu, den freien Willen zu betonen als andere. So heben
römisch-katholische Theologen den freien Willen des Menschen hervor: Es liege an jedem Einzelnen, die göttliche Liebe als Motivation bei Handlungen zu bevorzugen bzw. die
Gnadengaben Gottes anzunehmen und er könne sich auch in Freiheit dazu entscheiden, sie abzulehnen (dies betont etwa
Karl Rahner). Auch die meisten
Freikirchen, die nicht aus dem
Pietismus entstanden sind, sehen einen freien Willen des Menschen als gegeben an.
Lutherische und calvinistische Kirchen stehen dem tendenziell entgegen.
Die meisten Kirchen erkennen die EinschrÀnkung des freien Willens etwa durch psychische ZwÀnge an. Die katholische Kirche geht davon aus, dass im Falle einer Besessenheit durch
DÀmonen bzw. Geister der freie Wille des Besessenen ebenfalls eingeschrÀnkt oder aufgehoben ist.
Andere Religionen
Im Islam sind PrÀdestinationslehren weit verbreitet, doch haben
Qadariten und
MuÊżtaziliten die Willensfreiheit des Menschen gelehrt. Auch im
Hinduismus gehen einige Strömungen von PrÀdestination aus, andere betonen die Freiheit des Menschen. Der
Buddhismus verneint die absolute Willensfreiheit,
[45] wÀhrend die Idee der Willensfreiheit im
Judentum ein zentrales
Dogma darstellt (siehe
Dtn 11,26
EU).