Türkische Sklaven – Mamluken – wurden im
abbasidischen Kalifat seit dem 9. Jahrhundert eingesetzt. Besonders
al-Mu'tasim (833–842) baute eine Leibwache aus Sklaven auf. Die
Samaniden in
Transoxanien kontrollierten den Handel mit Krieger-Sklaven und hatten ein eigenes Trainingssystem entwickelt. Sie wurden allerdings 1005 durch eine Sklavendynastie (
Ghaznawiden) abgelöst.
Auch die Leibgarde
Saladins bestand aus Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Sklavenmärkten des nördlichen
Anatolien oder des
Kaukasus gekauft und dann durch eine Schulung zu Reitersoldaten und eine islamische Erziehung auf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie waren meist dem Herrscher ergeben. Sie konnten die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben und an sich binden. Auch wenn sie eine militärische Elite bildeten, waren die Mamluken weder Adlige, noch hatten sie den besonderen Segen durch Abstammung von der Prophetenfamilie wie angeblich die
Fatimiden.
Mamluken in Ägypten [Bearbeiten]
Nach dem Tod des
Ayyubiden-Sultan
as-Salih 1249 und der Ermordung seines Sohnes
Turan Schah ergriff der Mamlukengeneral
Aybak zusammen mit der Witwe des Sultans,
Schadschar ad-Dur, die er heiratete, die Macht über
Ägypten. Aybak, der als al-Malik al-Muizz von 1250 bis 1257 regierte, begründete den ägyptischen Mamlukenstaat.
Erste Herrschaft [Bearbeiten]
Nach dem Tod Aybaks mussten sich die Mamluken mit der Bedrohung durch die mongolischen
Il-Khane auseinandersetzen, die 1258
Bagdad eroberten. 1260 eroberten die
Mongolen Syrien, konnten aber von den Mamluken unter
Qutuz und
Baibars in der
Schlacht von Ain Djalut geschlagen werden. Damit war das Mamlukenreich in
Ägypten der einzige Staat im Nahen Osten, welcher sich gegen die Mongolen behaupten konnte.
Baibars (1260–1277) nutzte den Sieg aus, um selbst die Macht in Ägypten zu erringen. Er festigte seine Herrschaft in Ägypten und in Syrien, begann mit der Vertreibung der Franken unter anderem mit der Eroberung von
Antiochia (1268) und ließ
Nubien unterwerfen. 1261 setzte Baibars einen Schattenkalifat der
Abbasiden in
Kairo ein, um die Herrschaft der Mamluken zu legitimieren. Trotz aller Erfolge gelang es Baibars aber nicht, seinem Sohn
Berke Qan (1277–1279) die Nachfolge zu sichern. Dieser wurde schon 1279 von
Qalawun, dem Begründer der
Bahri-Dynastie gestürzt.
Auch die
Burdschiyya-Dynastie (1382–1517) konnte die Grenzen des Mamlukenreichs zunächst erfolgreich verteidigen. Doch geriet
Ägypten durch die hohen Steuerlasten der Kriege, Missernten, Hungersnöte und den durch Pestepidemien ausgelösten Bevölkerungsrückgang zunehmend in eine schwere Wirtschaftskrise. Da sich die Mamluken auch gegen die Übernahme der „unehrenhaften“ Feuerwaffen wehrten, wurde das Reich schließlich 1516/1517 von den
Osmanen erobert, die es in ihr Reich eingliederten. Das Herrschaftssystem der Militärsklaven bestand aber unter osmanischer Oberherrschaft weiter.
Zweite Herrschaft [Bearbeiten]
Ab 1630 verdrängten Mamluken die türkischen Janitscharen und Statthalter wieder schrittweise von der Macht. Allerdings bekämpften sich die Fraktionen der Faqariyya (Tscherkessen unter Ridwan Bey), Qasimiyya (Ahmad Bey) und oberägyptische Beduinen erbittert untereinander. 1730 schlossen sich die Überlebenden zunächst zusammen. So konnte sich 1768
Ali Bey zur Revolte erheben und als selbsternannter Sultan Ägyptens sogar in Syrien einfallen. Er wurde von seinem eigenen Schwiegersohn geschlagen, doch nach dessen Tod stritten verschiedene Mamluken-Fraktionen um die Macht. (Abdarrahman Al-Gabarti beschreibt diese Kämpfe und die erste Phase der französischen Expedition in dem in der Literaturliste angeführten Buch ausführlich.)
Schließlich gelang es den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey und Ibrahim Bey, 1790 die mit den Türken verbündete Mamluken-Fraktion um Ismail Bey endgültig von der Macht zu verdrängen.
Ermordung der Mamluken in Kairo 1811
Napoleons Ägypten-Feldzug von 1798 schwächte die Herrschaft der Mamluken. Der anstelle des vertriebenen türkischen Statthalters zum Pascha ausgerufene
Mehmed Ali vernichtete sie endgültig. Am 1. März 1811 lud er sie in die Zitadelle von Kairo, wo er 480 von ihnen ermorden ließ. Tausende wurden in der Folge in ganz Ägypten getötet.
Ein kleiner Teil soll angeblich in den Sudan entkommen sein und den dortigen Lokalherrschern (Fundsch/Sennar, Darfur, Kordofan) zunächst als Söldner gedient, dann aber 1818 auch dort die Macht an sich gerissen haben. Zumindest bot genau dieses Argument Ägypten 1820 einen Vorwand für einen Einmarsch beziehungsweise die Eroberung Sudans.
Dritte Herrschaft [Bearbeiten]
Doch trotz ihrer scheinbaren Vernichtung nahm nach dem Tod Mohammed Ali und seiner ersten Nachfolger, besonders aber seit dem ägyptisch-osmanischen Ausgleich 1867, der Einfluss der Tscherkessen und Türken wieder zu, Nachfolger der Mamluken und neu hinzugekommene Kaukasier stellten die meisten Offiziere im ägyptischen Heer sowie Schlüsselpositionen im Staatsapparat. Der von den Briten niedergeschlagene Aufstand ägyptischer Militärs unter
Urabi Pascha 1881 richtete sich auch gegen diese türkisch-tscherkessische Konkurrenz.
Mamluken in Indien [Bearbeiten]
Die
Ghaznawiden waren eine Mamluken-Dynastie in
Transoxanien, später auch in
Afghanistan und im
Fünfstromland. Die Dynastie wurde durch den
samanidischen Sklaven
Alp Tigin begründet, der 962
Ghazni einnahm und zu seiner Hauptstadt machte.
Auch die von türkischen Militärsklaven der Ghuriden (Nachfolger der Ghasnawiden) gegründete Dynastie, die 1206 über Indien das
Sultanat von Delhi errichtete (bis 1526), wird als Mamluken-Dynastie bezeichnet.