"Theo Bros": Wie junge radikale Christen einen Gottesstaat errichten wollen
In den USA formiert sich eine Generation, die von einem weißen christlichen Gottesstaat und männlicher Herrschaft träumt. Auch nach Europa pflegen diese Netzwerke beste Beziehungen
Haben Frauen noch ein Wahlrecht in einer christlichen Nation, wie sie Joel Webbon sich erträumt? "Nein", sagt der Pastor, ohne einen Moment zu zögern, so stehe das auch in der Bibel. Das Frauenwahlrecht habe Familien gespalten, erklärt er in einem rechten Youtube-Kanal, Frauen sollten durch ihren Ehemann – wohlmeinender Beschützer und Ernährer – vertreten werden. Dürften auch Frauen ihre Stimme abgeben, würde eine ideale christliche Nation außerdem nicht lange Bestand haben, ergänzt Webbon.
Webbon ist Pastor einer Kirche in Texas und betreibt die Plattform "Right Response Ministries". In seinen Videos zeigt er sich mit gepflegtem Vollbart und gut sitzenden Anzügen, betont gelassen diskutiert er religiöse Streitfragen, etwa die "Tugend Hass", die dem Christentum abhandengekommen sei. Um das Land zu heilen, brauche es keine Massenbewegung, formuliert er in einem anderen Video – Männer mit Rückgrat und christlichen Werten müssten die Macht übernehmen.
Webbons Publikationen könnte man als besonders radikale Auswüchse eines christlichen Nationalismus beiseitewischen. Der Pastor aber ist kein isolierter Extremist, er ist Teil eines einflussreichen Netzwerks, das das US-Medium Mother Jones als die "Theo Bros" bezeichnet: überwiegend junge, erzkonservative Männer, die sich im Netz erfolgreiche Kanäle aufgebaut haben, Pornografie und andere sündhafte Versuchungen verurteilen und von einem weißen christlichen Gottesstaat träumen.
In den USA formiert sich eine Generation, die von einem weißen christlichen Gottesstaat und männlicher Herrschaft träumt. Auch nach Europa pflegen diese Netzwerke beste Beziehungen
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