Dabei haben die knapp über zwei Millionen Kosovaren seit 1999 pro Kopf mehr Geld von der internationalen Gemeinschaft erhalten als selbst die Allerärmsten in den schlimmsten Armutsregionen der Erde. Als der Schreiner Ukaj in seine Heimat zurückkehrte, kamen auch die Vereinten Nationen – und Hunderte Nichtregierungsorganisationen, die Nato, die EU, die OSZE. Die Internationale des Helfertums machte sich her über eine von Kriegsgräueln traumatisierte und zerstörte Region von der halben Größe Hessens und betrieb Nation-Building. Die Nation hat mit Parlament, Ministerien und Verwaltung nun alles, was gebraucht wird, um als Staat zu funktionieren. Eine der größten UN-Operationen der Geschichte ist beendet. Aber was ist mit Economy-Building?
Im Juni soll die EU große Teile der Aufgaben der Vereinten Nationen übernehmen. Sie soll das Kosovo auf einen Weg treiben, an dessen Ende die Mitgliedschaft im Club der Europäer winkt. Sie wird über 2.000 Richter, Polizisten, Zöllner und Wirtschaftsexperten schicken und mit ihnen zu beweisen versuchen, dass aus einem Entwicklungsland ein funktionierender, wirtschaftlich prosperierender Staat werden kann. Es ist der ultimative Test für das, was die Union an ihren Rändern zu tun vermag. Rund 1,5 Milliarden Euro wird sie dafür bis 2010 zur Verfügung stellen, dazu noch einmal ein bis zwei Milliarden, die von einzelnen Geberländern kommen. Sehr viel Geld, das vor allem der europäische Steuerzahler aufbringt.