Poroschenko: Abstimmung über Verfassungsänderungen „Schritt zum Frieden“
Die Abstimmung über Verfassungsänderungen in Bezug auf die Dezentralisierung der Macht in der Ukraine ist nach Ansicht von Präsident Petro Poroschenko überaus kompliziert gewesen. „Zugleich bedeutet sie einen konsequenten Schritt zum Frieden“, erklärte Poroschenko am Montag in Kiew in seiner Fernsehansprache an die Nation.
Poroschenko sagte ferner, dass die Verfassungsänderungen Russland nicht gefallen haben und Moskau sie ablehnt. Nach Ansicht des russischen Außenministeriums würden die von Poroschenko vorgeschlagenen Änderungen zum Grundgesetz die Erfüllung der Minsker Abkommen durch Kiew nur imitieren. Zuvor hatten auch Vertreter der selbst ernannten Republiken Donezk und Lugansk darauf hingewiesen, dass die Verfassungsänderungen mit den Behörden der beiden Republiken nicht abgestimmt wurden, was eigentlich in Minsk vereinbart worden sei.
Poroschenko zufolge wird die endgültige Entscheidung von der Lage in der Donbass-Region abhängen. „Die Abstimmung von heute ist nicht endgültig. Allerdings wird sie der ukrainischen Diplomatie einen weiten Spielraum geben.“ Poroschenko betonte insbesondere, dass der von ihm vorgeschlagene Entwurf der Verfassungsänderungen keinen besonderen Status für den Donbass vorsieht. Der Sonderstatus für einige Territorien der Gebiete Donezk und Lugansk solle durch ein Sondergesetz eingeführt werden, hieß es in Kiew.
Poroschenko kritisierte die Position einiger Politiker und Parlamentsabgeordneten, die in den Verfassungsänderungen eine schleichende Aufgabe ukrainischen Territoriums sehen. „Ganz im Gegenteil. Diese Änderungen bedeuten keinen Verlust von Territorien, sondern geben uns eine Chance, die okkupierten Gebiete mit politischen und diplomatischen Mitteln zurück zu holen… Wir werden unbedingt siegen, indem wir die Festigung der Verteidigungskraft des Staates mit politisch-diplomatischen Anstrengungen kombinieren“, erklärte der Präsident.
Gemäß dem im Februar dieses Jahres in der weißrussischen Hauptstadt Minsk ausgehandelten Friedensplan sollen Donezk und Lugansk mehr Autonomie bekommen.
Poroschenko: Abstimmung über Verfassungsänderungen ?Schritt zum Frieden?
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Mogherini: EU besorgt über Gewalt in Kiew
Die Europäische Union ist ernsthaft besorgt über die Gewalt vor dem Parlament in Kiew. „Sie darf die gesetzliche Verankerung der Dezentralisierung (der Macht) in der Ukraine nicht torpedieren“, erklärte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montag in Brüssel.
„Die Annahme des Entwurfs von Verfassungsänderungen in erster Lesung ist ein wichtiger Schritt, der den Weg zur Übertragung der Machtbefugnisse vom Zentrum auf die regionale Ebene frei macht… Diese Änderungen werden zur Realisierung der Minsker Abkommen beitragen“, hieß es in der Erklärung.
Mogherini zufolge rechnet die EU damit, dass die Verfassungsänderungen bis Jahresende verabschiedet werden. „Die Gewalt darf diesen Prozess nicht untergraben. Die heutigen Ereignisse rufen Besorgnis hervor. Wir sprechen der Familie des ums Leben gekommenen Mitarbeiters der Rechtsschutzorgane unser Beileid aus“, erklärte die Politikerin.
Am Montag hatten rund 3.000 Menschen gegen Änderungen an der Verfassung protestiert, die einen Sonderstatus für die abtrünnigen Gebiete Donezk und Lugansk ermöglichen würden. Die Werchowna Rada nahm die Novelle in erster Lesung mit überwiegender Mehrheit an. Danach griffen die Protestierenden die Sicherheitskräfte unter anderem mit Pflastersteinen, Flaschen und Rauchbomben an. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein.
Ein Unbekannter warf vermutlich eine Handgranate auf die Sicherheitskräfte. Bei der Detonation wurden Dutzende Menschen verletzt. Ein Angehöriger der Nationalgarde starb im Krankenhaus.
http://de.sputniknews.com/politik/20150831/304094800.html
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Kiew: Soldat der Nationalgarde stirbt nach Blutbad – Splitter oder Kugel?
Nach den Krawallen vor dem ukrainischen Parlament starb ein Soldat im Grundwehrdienst der ukrainischen Nationalgarde im Krankenhaus an einer schweren Herzverletzung, wie Anton Geraschtschenko vom ukrainischen Innenministerium am Montag mitteilte.
„Soeben ist bekannt geworden, dass ein Soldat im Grundwehrdienst der Nationalgarde im 17. Krankenhaus wegen einem Herzschuss gestorben ist“, schrieb Geraschtschenko in seinem Facebook-Account.
Innenminister Arsen Awakow bestätigte dies. „Wir dachten, es sei ein Splitter, doch jemand hat bei dem ganzen Lärm unbemerkt herumgeschossen“, schrieb er im Twitter.
Etwas später dementierte er jedoch seien eigene Aussage: „Das war doch ein Splitter, keine Kugel…“. Darüber hinaus erwähnte Awakow, dass der mutmaßliche Mörder des Soldaten ein Mitglied der nationalistischen Partei „Swoboda“ von Oleg Tjagnibok sei.
Zuvor hatte der Innenminister mitgeteilt, dass mehr als 30 Protestierende festgenommen worden seien, darunter auch der Handgranatenwerfer. Bei ihm wurden Granaten, darunter eine Granate mit maximalem Splitterradius F-1 sichergestellt.
Davor noch war gemeldet worden, dass mindestens 100 Menschen bei schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Anhängern nationalistischer Parteien in Kiew verletzt worden seien. Die Polizei ging mit Tränengas, Blendgranaten und Gummiknüppeln gegen die Demonstranten vor. Laut Polizeiangaben warfen Extremisten eine scharfe Granate auf die Sicherheitskräfte.
Das ukrainische Verfassungsgericht hatte Ende Juli den Entwurf für Verfassungsänderungen zur Dezentralisierung der Macht im Land als verfassungsmäßig anerkannt. Auch die Norm für die Übergangsbestimmungen des Entwurfes, laut denen der Status des Donbass mit einem zusätzlichen Gesetz geregelt werden soll, wurde für verfassungskonform erklärt. Die Beschlüsse des ukrainischen Verfassungsgerichtes wurden dem Parlament übergeben.
Nachdem die Rada die Novelle in erster Lesung verabschiedet hatte, versuchten Demonstranten das Parlamentsgebäude zu stürmen, konnten jedoch von den Sicherheitskräften zurückgedrängt werden. Auf dem Platz vor dem Parlament kam es zu Zusammenstößen.
http://de.sputniknews.com/politik/20150831/304091418.html