Zynismus statt Frieden – Trumps Worte beim Treffen mit Friedrich Merz zur Ukraine offenbaren die ganze Leere seiner Außenpolitik
Es war ein Satz, gesprochen mit der Leichtfertigkeit eines Mannes, der nie gezwungen war, in einem Keller auf das Ende eines Bombardements zu warten. „Vielleicht ist es besser, sie kämpfen eine Weile.“ Gemeint sind: Russland und die Ukraine. Gemeint ist: ein Krieg, der seit über drei Jahren tausende Leben gekostet, Städte in Schutt gelegt und Europa in Alarmbereitschaft versetzt hat.
Ausgerechnet Donald Trump, der Mann, der im Wahlkampf versprochen hatte, den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden zu beenden – „leicht“, wie er sagte –, entscheidet sich nun für das Gegenteil: für das Zuschauen. Für das Aushalten. Für das Verlängern. Nicht aus Strategie. Nicht aus Notwendigkeit. Sondern aus dem offenbar tief verankerten Reflex, Stärke nur als Gewalt zu begreifen und Diplomatie als Zeichen von Schwäche.
Wer sich anmaßte, als Friedensstifter aufzutreten, spricht nun von der Grausamkeit des Krieges wie von einer pädagogischen Maßnahme. Als handle es sich um einen Schulhofstreit zwischen pubertierenden Kindern. Es ist diese unfassbare moralische Verkleinerung realer Gewalt, die Trumps Außenpolitik so gefährlich macht – und so berechenbar. Im Oval Office, im Beisein von Bundeskanzler Friedrich Merz, fielen diese Worte. Und die Welt hörte zu. Dass ein amerikanischer Präsident den Krieg nicht beenden will, sondern bewusst verlängern möchte – aus Kalkül, aus Symbolik oder aus schlichtem Desinteresse –, ist nicht nur eine politische Entgleisung. Es ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die auf Frieden hoffen. Es ist eine kalte Botschaft an die Ukraine, an Europa und an die Vereinten Nationen: Die Zeit der Prinzipien ist vorbei. Es zählt nur noch, wer länger durchhält.
Die Tragik dabei: Trump hält sich weiterhin für einen Macher des Friedens. Für jemanden, der mit einem Anruf den Krieg beenden könne. Doch was bleibt von diesem Versprechen, wenn er es nicht einmal versucht? Wenn der Impuls zur Eskalation größer ist als die Verantwortung zur Vermittlung? Trumps Worte offenbaren, was längst spürbar war: Der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten hat nie an Frieden geglaubt. Er glaubt an Inszenierung, an Macht, an Sieger. Und in seinem Denken braucht es dafür immer auch Verlierer. Die Ukraine, so scheint es, ist für ihn kein Partner, sondern Spielfigur. Russland kein Aggressor, sondern Mitspieler. Und Europa? Statist auf der Bühne eines selbstherrlichen Drehbuchs, geschrieben in einem Büro mit goldenen Vorhängen.
Es war ein Satz, gesprochen mit der Leichtfertigkeit eines Mannes, der nie gezwungen war, in einem Keller auf das Ende eines Bombardements zu warten. „Vielleicht ist es besser, sie kämpfen eine Weile.“ Gemeint sind: Russland und die Ukraine. Gemeint ist: ein Krieg, der seit über drei Jahren...
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