ich poste mal ein Beitrag von einem User (zu finden bei islam-deutschland.info) Namens Konradin:
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Religion, Extremismus, Fanatismus, Faschismus
Wer ständig nur auf die Extremisten und Extremismen in den Religionen schaut, wird überall sehr schnell Elemente finden, die faschistisch gedeutet werden können. Das Problem des Abgleitens in Zelotentum und Fanatismus ist das Problem aller Religionen und Weltanschauungen, nicht nur des Islams.
Franco, die Falange, die Tschetniks, der Ku-Klu-Clan, die Apartheid-Rassisten in Südafrika, die Militärdiktatoren in Lateinamerika - sie alle haben sich auf ihre "allerchristlichste" Gesinnung und die Bibel berufen. Es wäre ein leichtes, in der Bibel all jene Stellen zusammenzusuchen, die "beweisen", dass AT und NT die Wurzel des größten Übels in der Welt sind. Es ist sehr einfach, Worte aus der Apokalypse so "umzudrehen" und umzudeuten, dass sie einen aggressiven Sinn erhalten. Sogar Teile der Bergpredigt kann man bei entsprechend schiefer Optik und bösem Willen so entstellen.
Spencer zeigt in seiner Koran-"Exegese", wie das funktioniert.
Wenn man wirklich einen fairen Umgang der Menschen miteinander fördern will, muss man solche einseitigen, unwissenschafltichen mit hetzerischer Absicht erstellten Darstellungen durchschauen.
Woher auf einmal der Islamhass?
Dass der Islam ins Kreuzfeuer geraten ist und pauschal als Hassobjekt herhalten muss, hat politische, wirtschaftliche, vor allem aber psychologische Gründe.
Der Anschlag vom 11. September 2001 hat gezeigt, dass die Zentren der westlichen Zivilisation nicht mehr abgekoppelt sind von den Kriegen im Nahen und Mittleren Osten, vom Chaos und den Elendsrevolten in der Dritten Welt. Das wurde (nicht nur) unter den Meinungsmachern und -führern als Schock erlebt. Vorher galt: Das ist alles weit weit weg.
Das Verschwinden der Sowjetunion als Reich des Bösen
Mit dem Verschwinden der Sowjetunion als "Reich des Bösen" entstand eine Art Hass-Vakuum. Solange es die Sowjetunion gab, wurde in den Mehrheitsmedien nahezu jede Menschenrechtsverletzung ignoriert oder verniedlicht, vertuscht oder billigend in Kauf genommen, wenn und solange die Täter sich westlich orientiert gaben.
Ob 300 000 Ermordete in Indonesien, ob Hunderrtausende Gefolterter, Verschwundener und Ermordeter in Lateinamerika, ob 1 Million Ermordete unter Mobutu - das alles erzeugte allenfalls Betroffenheit, aber nicht im mindesten den Hass oder die Abscheu wie die Verbrechen im Umfeld der Sowjetunion.
Warum? Weil die Medien die Verbrechen des Kommunismus ganz anders ins Bewusstsein hoben, den Hass gegen das "Reich des Bösen" ganz anders "pflegten" als die Aufmerksamkeit für die Untaten der "westlich gesonnenen" Diktatoren.
Mit dem Verschwinden der Sowjetunion ging ein "geliebtes" Hass-Objekt verloren, es entstand wie gesagt eine Art Hass-Vakuum. Solange Saddam Hussein den Iran attackierte, durfte er tun und lassen, was er wollte. Ob Splitterbomben oder Giftgas, der Westen schaute zu oder weg oder lieferte Kriegsmaterial. Hussein galt als Verbündeter des Westens, folglich wurde sein Angriffskrieg gegen den Iran, wurde seine völkerrechtswidrige Kriegsführung akzeptiert oder achselzuckend hingenommen.
Die heuchlerische Sicht auf die Menschenrechte
30 Jahre lang war es den Medien schnurzpiepegal, wie der Islam in den Ländern mit mehrheitlich islamischer Bevölkerung aussah. Die systematischen Menschenrechtsveletzungen in Saudi-Arabien interessier(t)en im Grunde niemanden, weil man vom Öl abhängig war und ist und "stabile" Diktaturen toleriert, wenn sie nur auf der richtigen Seite stehen.
Als die Sowjetuion ab Ende 1979 in Afghanistan einmarschierte, bejubelte man im Westen die Mujaheddin-Bewegung geradezu und gab ihr alle erdenkliche Unterstützung. Die Hauptkriminellen der Al-Qaida hielten im Laufe der Achtzigerjahre (nicht nur) in den USA hunderte von Vorträgen und riefen zum "Kreuzzug=Djihad" gegen die Sowjets auf. Unter wohlwollender Duldung der damaligen westlichen Medien und Regierungen.
Dadurch wurde ein Extremismus gefüttert und salonfähig gemacht, der heute grösste Probleme bereitet. Nicht der Islam ist die Wurzel des Übels. Jede andere Religion könnte ebenfalls auf diese Art umgedeutet und instrumentalisert werden. Das beweisen die "christlich-orthodoxen" Tschetniks und die "religiösen" Hindu-Extremisten.
Nicht der Islam ist die Wurzel des Übels, sondern die politische Instrumentalisierung von Religion, die Fanatisierung von Menschen, die Legitimierung von Aggression. Nochmals: Jede andere Religion könnte ebenfalls auf diese Art umgedeutet und instrumentalisiert werden - und das ist im Laufe (auch der jüngsten) Geschichte dutzendfach geschehen. Das beweisen die "christlich-orthodoxen" Tschetniks und die "religiösen" Hindu-Extremisten.
Der Islamhass nährt sich nicht aus Menschnrechtsgründen
Der Hass konzentriet sich heute nicht aus Menschenrechtsgründen auf den Islam. Wäre dem so hätte in den Medien und Foren schon längst eine Welle der Empörung über das saudische Königshaus oder über der chinesischen Führung zusammenschlagen müssen.
Nein, der Hass gegen den Islam speist sich aus ganz anderen Quellen.
Erstens.
Andersaussehende und Andersgläubige vor Ort werden als Konkurrent empfunden und pauschal von einschlägigen Medien kaum mehr verhohlen als "unnütze Esser" diffamiert.
Durch die permanente Massenarbeitslosigkeit wird der Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt, werden die Lebensbedingungen und Karrierechancen immer kleiner, enger, bedrohter. Wer aus (noch) behütetem Hause stammt, spürt die Angst vor sozialem Absturz am heftigsten. Rechte Gesinnung geht immer den Weg des geringsten Widerstands, sucht die Schuldigen nicht in falschen Strukturen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen, sondern immer bei Minderheiten.
Zweitens.
Der Hass braucht ein Ventil. Früher gab es wie gesagt, das Reich des Bösen jenseits der Mauer. Das durfte gehasst werden. Dieses Feindbild schuf auch so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl. Etliche Jahre gab es kein gemeinsames Feindbild in den westlichen Nationen. Ein diffuses Gefühl der Orientierungslosigkeit und Vereinzelung machte sich bei vielen breit.
Unkritische, unreife und rechtslastige Charaktere brauchen für ihr Überlegenheitsempfinden eine pauschale Negativfolie. Allerdings muss diese Negativfolie als gesellschaftlich allgemein akzeptiert gelten - also in Familie, bei Freunden, im Verein, in der Firma, beim Chef.
Früher war blinde Islamophobie verpönt. Doch inzwischen ist es unter der Medien-Schickeria von WELT bis SPIEGEL "in", über Arme, Ausgegrenzte, Fremde, die Unterschicht allgemein, abzulästern.
Gegen Türken/Moslems, HartzIV-Empfänger, die "Linken" ist inzwischen Verächtlichmachung bis hin zum Hass erlaubt.
Drittens.
Ab einer bestimmten Dosis bekommt Hass eine Art Suchtcharakter. Es bilden sich - wie unter Junkies auch - Zirkel, es bildet sich eine Art bewusstseinsmässig abgeschottete Szene heraus. Es entsteht neben und mit der Sucht eine Art Gruppengefühl. Um die Anerkennung und Geborgenheit der Gruppe zu erhalten, wird alles Mögliche an Stoff apportiert. Jede Zahl, jeder Ausspruch aus Moslemmund wird "umgedeutet", noch das allerletzte Gerücht wird gierig aufgesaugt und den anderen als Fundstück präsentiert, um das Glück zu geniessen, wieder gemeinsam hassen zu dürfen.
Auch Entzugserscheinungen oder Angst vor Entzug gibt es.
Wer Übertreibungen oder mangelnde Differenzierung kritisiert, der stört den Genuss der Droge "Islamhass", und der wird von den Süchtigsten als Feind abgestempelt.
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