BosnaHR
Bozz
Die kroatische Nationalmannschaft ist nach 2008 wieder bei einem großen Wettbewerb dabei und gilt als Mannschaft, die man nicht unterschätzen darf.
Wiesbaden. Welchem Symphatisant und Fan der deutschen Nationalmannschaft steckt nicht immer noch die 0:3-Niederlage aus dem WM-Viertelfinale 1998 im Hinterkopf? Wer erinnert sich nicht an die Zitterpartie, ebenfalls im Viertelfinale, der EM 1996? Und wer ärgert sich nicht immer noch ob der Niederlage in der Gruppenphase der EM 2008? Kroatien ist nicht nur für die Deutschen zu einem konstant gefährlichen Gegner geworden, der die Lücke zur Weltelite immer kleiner werden lässt und sich für die EM 2012 wieder großes vornimmt.
Die Ausgangslage
Dabei läuft es bei den Kickern vom Balkan im Moment alles andere als rund. Nach der starken EM 2008 wurde die Mannschaft schon als nächste „Goldene Generation“ hochgejubelt, der zugetraut wurde, die Erfolge der Elf von 1998 um die Stars Suker, Boban und Prosinecki zu wiederholen. Doch das tragische EM-Aus im Viertelfinale gegen die Türkei schien eine Phase der Resignation auszulösen. Nach dieser folgte nämlich die blamable Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika.
Trainer Slaven Bilic stellte sein System vom traditionellen 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 um, was offenbar nicht funktioniert. Man erreichte nur den dritten Platz und verpasste somit die Endrunde. Das Team wurde daraufhin als Schande bezeichnet, dass Bilic nicht seinen Hut nehmen musste, lag wohl nur daran, dass er die Gunst des einflussreichen Vostandes um Zdravko Mamic innehat.
Die Qualifikation
An Beliebtheit und Vertrauen verlor er dennoch enorm. Sowohl das Volk als auch das Team stand nicht mehr hinter ihm, seinen Job durfte er wundersamerweise dennoch behalten.
Trotz allem gingen die Kroaten mit gewohnt hohen Erwartungen in den Qualifikationszyklus. Mit Griechenland als stärkstem Gegner war das Ziel mit Platz 1 klar definitert.
Doch man wurde erneut enttäuscht. Neben ungewohnt harmlosem und unattraktivem Fußball, ähnlich wie bei der Qualifikation zur vorherigen WM, setzte es schwache Resultate. Zu Hause gegen Griechenland kam man nicht über ein 0:0 hinaus, in Georgien blamierte man sich mit 0:1, eine Woche später folgte daheim ein mühsamer 2:1-Sieg gegen denselben Gegner. Dennoch hatte man zwei Spieltage vorm Ende die Chance, mit einem Punkt in Griechenland die direkte Qualifikation zur Endrunde perfekt zu machen. Doch man konnte einmal mehr den Erwartungen nicht gerecht werden und verlor ohne einen einzigen, eigenen Torschuss mit 0:2.
Kroatische Medien und Fans kritisierten vor allem die steife Taktik und Aufstellung vom Coach, er beließ es nämlich trotz der Ideenlosigkeit im Angriff beim ungeliebten 4-2-3-1. Außerdem zeigte er Unflexibilität in der Kadernominierung und in der Aufstellung, sodass Spieler wie Niko Kranjcar, die zeitweise in ihren Vereinen nur Bankdrücker waren, ihren Platz in der ersten Elf dennoch sicher hatten.
So musste man in die Relegation, wo ausgerechnet die Türkei, das Land, das die fußballerische Krise in Kroatien ausgelöst hatte, als Gegner ausgelost wurde. Man freute sich allerdings über diesen Kontrahenten und sprach von einem „Fluch“, der nun beendet werden sollte.
Tatsächlich verzauberte man heimische Fans erstmals seit 2008 mit grandiosem Fußball und fertigte die Türken im heimischen Stadion mit 3:0 ab. Dies könnte unter anderem auch an der Rückstellung Bilics auf das 4-4-2 liegen. Im Rückspiel verwaltete man den Vorsprung souverän, es folgte allerdings ein erneut sehr schwacher Auftritt in einem Freundschaftsspiel gegen Schweden.
Nun steht man nach 96, 04 und 08 vor der vierten Teilnahme einer Europameisterschaft in der noch jungen Landesgeschichte.
Der Kader: Die Stärken und Schwächen des Teams
Die größte Stärke der Kroaten dürfte wohl das Mittelfeld sein. Neben Tottenhams Spielmacher Luka Modric, der zur Zeit wohl zu den besten Mittelfeldspielern überhaupt gehört, hat man vor allem in der Breite eine riesige Auswahl. Da ist zum Einen Darijo Srna zu nennen, der Kapitän und Vereinsheld bei Schachtjor Donezk ist und letztes Jahr in die beste Elf der Champions League der UEFA gewählt wurde. Außerdem hat man mit dem Ex-Schalker Ivan Rakitic, aktuell FC Sevilla, Tottenhams Niko Kranjcar und Ognjen Vukojevic von Dynamo Kiew weitere hochklassige Alternativen in den Reihen. Auch die jungen Bundesliga-Akteure Ivan Perisic und Ivo Ilicevic sowie Riesen-Talent Mateo Kovacic von Dinamo Zagreb könnten dem Team mit ihrer Dynamik helfen.
Im Angriff muss man sich ebenfalls keine großen Sorgen machen. Die absolute Weltklasse fehlt hier zwar, man hat allerdings einige Spieler auf internationalem Niveau. Aus der Bundesliga dürften vielen Mladen Petric, Mario Mandzukic und Ivica Olic bekannt sein. Diese Spieler haben ihren Platz aber genau so wenig sicher wie ein aufstrebender Nikica Jelavic, der kürzlich für den FC Everton unterschrieb, Eduardo da Silva, der nach seiner Horror-Verletzung vor drei Jahren noch immer seine alte Form sucht oder der junge Nikola Kalinic, der in der ukrainischen Liga derzeit nach Belieben trifft. Selbst die wiedererstarkten „Oldies“ Ivan Klasnic und Igor Budan können sich noch berechtigte Hoffnungen auf einen Platz im Team machen.
Die größten Sorgen bereitet wohl die Abwehr. In der Innenverteidigung hat man mit Dejan Lovren von Olympique Lyon zwar einen Hochkaräter, es fehlt allerdings an Alternativen.
Josip Simunic ist auf seine alten Tage sicherlich nicht mehr der Schnellste, Domagoj Vida, der es nicht schaffte, sich in Leverkusen durchzusetzen, ist genau wie Gordon Schildenfeld vom Zweitligisten Eintracht Frankfurt eher eine Notlösung.
Auf der rechten Seite dürfte der Kader wohl aus dem bärenstarken Vedran Corluka von Bayer Leverkusen und dem hochtalentierten Sime Vrsajlko von Dinamo Zagreb bestehen, auf links sieht es dafür umso kritischer aus. Einem Danijel Pranjic fehlt die Spielpraxis und Ivan Strinic von Dnjepropetrowsk bringt keine konstanten Leistungen, sodass eine Umstellung von Corluka auf die linke Seite nicht undenkbar ist. Das Tor wird der erfahrene, aber eher unspektakuläre Stipe Pletikosa hüten.
Die Gruppe
In der Gruppe C trifft Kroatien auf den Top-Favoriten Spanien, Italien, den Weltmeister von 2006, sowie Irland. In Deutschland spricht man oft von der Todesgruppe B, in der die Niederlande, Portugal, Deutschland und Dänemark aufeinander treffen. Diese Gruppe dürfte allerdings annähernd gleichstark sein.
Zunächst geht es für Kroatien gegen Irland. Gerade dieses Spiel ist enorm wichtig, denn für ein Weiterkommen sind hier drei Punkte Pflicht. Ein Selbstläufer wird dies allerdings nicht. Die irische Mannschaft wird von keinem Geringerem als Giovanni Trapattoni trainiert. Dementsprechend werden sie sehr defensiv agieren, was Kroatien, wie man gegen Griechenland oder Georgien erkennen konnte, traditionell nicht in die Karten spielt. Auch in einem Testspiel der beiden Nationen im Jahr 2011, welches 0:0 endete, wurde das deutlich.
Hochbrisant wird die zweite Begegnung gegen Italien. Man schätzt, dass es in diesem Spiel um den zweiten Platz hinter den Spaniern geht. Von der individuellen Qualität dürften die Italiener wohl leicht favorisiert sein, die kroatische Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren allerdings zu ihrem Angstgegner entwickelt. So gab es 2002 bei der WM in Japan und Südkorea einen 2:1 Sieg für Kroatien. Den Siegtreffer erzielte damals Ivica Olic. Auch in der Qualifikation zur EM 1996 waren die Kroaten mit einem 2:1-Auswärtssieg und einem 1:1-Unentschieden vor heimischem Publikum stärker. Der letzte Vergleich stammt aus dem Jahr 2006, als sich erneut Kroatien, dieses mal mit 2:0 in Italien, durchsetzen konnte. Hinzu kommt, dass in einem Spiel wie diesem Kleinigkeiten entscheiden können, sodass man von einer ziemlich ausgeglichenen Chancenverteilung reden kann.
Im abschließenden Gruppenspiel geht es dann gegen den amtierenden Welt- und Europameister Spanien, der klar favorisiert ist. In den letzten Jahren gab es zwischen den beiden Teams keinen Vergleich.
Fazit
Das kroatische Team ist sehr schwer einzuschätzen. Individuell steht man sicherlich nicht weit hinter den ganz Großen. Die kroatischen Spieler sind in ganz Europa auf verschiedene Top-Vereine verteilt.
Die vergangenen drei Jahre befand man sich allerdings in einem fußballerischen Loch, der Fußball war harmlos und leicht durchschaubar. Die große Euphorie nach dem Auftritt gegen die Türkei wurde durch die desolate Leistung bei der 1:3 Testspiel-Niederlage gegen Schweden am 29. Februar wieder etwas ausgebremst. Dennoch hofft man, dass Slaven Bilic endlich wieder den Draht zur Mannschaft gefunden hat. Mit der Systemumstellung kam der Erfolg zumindest teilweise zurück und somit gilt man für viele Experten wie schon in den Vorjahren als Geheimtipp.
Entscheidend für den Verlauf des Turniers wird der Start gegen die Iren sowie das Spiel gegen Italien, in dem man nahezu gleichwertige Chancen wie das Gegenüber haben dürfte, sein.
Das Überstehen der Vorrunde ist durchaus nicht unrealistisch, danach ist bei einer Europameisterschaft alles möglich. An einem guten Tag, das hat die Vergangenheit bewiesen, ist das kroatische Team in der Lage, jedes Team zu überraschen und zu schlagen. Falls man allerdings erneut in den Rhythmus der enttäuschenden letzten Jahre fällt, wird ein Weiterkommen mehr als schwierig.
Wiesbaden. Welchem Symphatisant und Fan der deutschen Nationalmannschaft steckt nicht immer noch die 0:3-Niederlage aus dem WM-Viertelfinale 1998 im Hinterkopf? Wer erinnert sich nicht an die Zitterpartie, ebenfalls im Viertelfinale, der EM 1996? Und wer ärgert sich nicht immer noch ob der Niederlage in der Gruppenphase der EM 2008? Kroatien ist nicht nur für die Deutschen zu einem konstant gefährlichen Gegner geworden, der die Lücke zur Weltelite immer kleiner werden lässt und sich für die EM 2012 wieder großes vornimmt.
Die Ausgangslage
Dabei läuft es bei den Kickern vom Balkan im Moment alles andere als rund. Nach der starken EM 2008 wurde die Mannschaft schon als nächste „Goldene Generation“ hochgejubelt, der zugetraut wurde, die Erfolge der Elf von 1998 um die Stars Suker, Boban und Prosinecki zu wiederholen. Doch das tragische EM-Aus im Viertelfinale gegen die Türkei schien eine Phase der Resignation auszulösen. Nach dieser folgte nämlich die blamable Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika.
Trainer Slaven Bilic stellte sein System vom traditionellen 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 um, was offenbar nicht funktioniert. Man erreichte nur den dritten Platz und verpasste somit die Endrunde. Das Team wurde daraufhin als Schande bezeichnet, dass Bilic nicht seinen Hut nehmen musste, lag wohl nur daran, dass er die Gunst des einflussreichen Vostandes um Zdravko Mamic innehat.
Die Qualifikation
An Beliebtheit und Vertrauen verlor er dennoch enorm. Sowohl das Volk als auch das Team stand nicht mehr hinter ihm, seinen Job durfte er wundersamerweise dennoch behalten.
Trotz allem gingen die Kroaten mit gewohnt hohen Erwartungen in den Qualifikationszyklus. Mit Griechenland als stärkstem Gegner war das Ziel mit Platz 1 klar definitert.
Doch man wurde erneut enttäuscht. Neben ungewohnt harmlosem und unattraktivem Fußball, ähnlich wie bei der Qualifikation zur vorherigen WM, setzte es schwache Resultate. Zu Hause gegen Griechenland kam man nicht über ein 0:0 hinaus, in Georgien blamierte man sich mit 0:1, eine Woche später folgte daheim ein mühsamer 2:1-Sieg gegen denselben Gegner. Dennoch hatte man zwei Spieltage vorm Ende die Chance, mit einem Punkt in Griechenland die direkte Qualifikation zur Endrunde perfekt zu machen. Doch man konnte einmal mehr den Erwartungen nicht gerecht werden und verlor ohne einen einzigen, eigenen Torschuss mit 0:2.
Kroatische Medien und Fans kritisierten vor allem die steife Taktik und Aufstellung vom Coach, er beließ es nämlich trotz der Ideenlosigkeit im Angriff beim ungeliebten 4-2-3-1. Außerdem zeigte er Unflexibilität in der Kadernominierung und in der Aufstellung, sodass Spieler wie Niko Kranjcar, die zeitweise in ihren Vereinen nur Bankdrücker waren, ihren Platz in der ersten Elf dennoch sicher hatten.
So musste man in die Relegation, wo ausgerechnet die Türkei, das Land, das die fußballerische Krise in Kroatien ausgelöst hatte, als Gegner ausgelost wurde. Man freute sich allerdings über diesen Kontrahenten und sprach von einem „Fluch“, der nun beendet werden sollte.
Tatsächlich verzauberte man heimische Fans erstmals seit 2008 mit grandiosem Fußball und fertigte die Türken im heimischen Stadion mit 3:0 ab. Dies könnte unter anderem auch an der Rückstellung Bilics auf das 4-4-2 liegen. Im Rückspiel verwaltete man den Vorsprung souverän, es folgte allerdings ein erneut sehr schwacher Auftritt in einem Freundschaftsspiel gegen Schweden.
Nun steht man nach 96, 04 und 08 vor der vierten Teilnahme einer Europameisterschaft in der noch jungen Landesgeschichte.
Der Kader: Die Stärken und Schwächen des Teams
Die größte Stärke der Kroaten dürfte wohl das Mittelfeld sein. Neben Tottenhams Spielmacher Luka Modric, der zur Zeit wohl zu den besten Mittelfeldspielern überhaupt gehört, hat man vor allem in der Breite eine riesige Auswahl. Da ist zum Einen Darijo Srna zu nennen, der Kapitän und Vereinsheld bei Schachtjor Donezk ist und letztes Jahr in die beste Elf der Champions League der UEFA gewählt wurde. Außerdem hat man mit dem Ex-Schalker Ivan Rakitic, aktuell FC Sevilla, Tottenhams Niko Kranjcar und Ognjen Vukojevic von Dynamo Kiew weitere hochklassige Alternativen in den Reihen. Auch die jungen Bundesliga-Akteure Ivan Perisic und Ivo Ilicevic sowie Riesen-Talent Mateo Kovacic von Dinamo Zagreb könnten dem Team mit ihrer Dynamik helfen.
Im Angriff muss man sich ebenfalls keine großen Sorgen machen. Die absolute Weltklasse fehlt hier zwar, man hat allerdings einige Spieler auf internationalem Niveau. Aus der Bundesliga dürften vielen Mladen Petric, Mario Mandzukic und Ivica Olic bekannt sein. Diese Spieler haben ihren Platz aber genau so wenig sicher wie ein aufstrebender Nikica Jelavic, der kürzlich für den FC Everton unterschrieb, Eduardo da Silva, der nach seiner Horror-Verletzung vor drei Jahren noch immer seine alte Form sucht oder der junge Nikola Kalinic, der in der ukrainischen Liga derzeit nach Belieben trifft. Selbst die wiedererstarkten „Oldies“ Ivan Klasnic und Igor Budan können sich noch berechtigte Hoffnungen auf einen Platz im Team machen.
Die größten Sorgen bereitet wohl die Abwehr. In der Innenverteidigung hat man mit Dejan Lovren von Olympique Lyon zwar einen Hochkaräter, es fehlt allerdings an Alternativen.
Josip Simunic ist auf seine alten Tage sicherlich nicht mehr der Schnellste, Domagoj Vida, der es nicht schaffte, sich in Leverkusen durchzusetzen, ist genau wie Gordon Schildenfeld vom Zweitligisten Eintracht Frankfurt eher eine Notlösung.
Auf der rechten Seite dürfte der Kader wohl aus dem bärenstarken Vedran Corluka von Bayer Leverkusen und dem hochtalentierten Sime Vrsajlko von Dinamo Zagreb bestehen, auf links sieht es dafür umso kritischer aus. Einem Danijel Pranjic fehlt die Spielpraxis und Ivan Strinic von Dnjepropetrowsk bringt keine konstanten Leistungen, sodass eine Umstellung von Corluka auf die linke Seite nicht undenkbar ist. Das Tor wird der erfahrene, aber eher unspektakuläre Stipe Pletikosa hüten.
Die Gruppe
In der Gruppe C trifft Kroatien auf den Top-Favoriten Spanien, Italien, den Weltmeister von 2006, sowie Irland. In Deutschland spricht man oft von der Todesgruppe B, in der die Niederlande, Portugal, Deutschland und Dänemark aufeinander treffen. Diese Gruppe dürfte allerdings annähernd gleichstark sein.
Zunächst geht es für Kroatien gegen Irland. Gerade dieses Spiel ist enorm wichtig, denn für ein Weiterkommen sind hier drei Punkte Pflicht. Ein Selbstläufer wird dies allerdings nicht. Die irische Mannschaft wird von keinem Geringerem als Giovanni Trapattoni trainiert. Dementsprechend werden sie sehr defensiv agieren, was Kroatien, wie man gegen Griechenland oder Georgien erkennen konnte, traditionell nicht in die Karten spielt. Auch in einem Testspiel der beiden Nationen im Jahr 2011, welches 0:0 endete, wurde das deutlich.
Hochbrisant wird die zweite Begegnung gegen Italien. Man schätzt, dass es in diesem Spiel um den zweiten Platz hinter den Spaniern geht. Von der individuellen Qualität dürften die Italiener wohl leicht favorisiert sein, die kroatische Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren allerdings zu ihrem Angstgegner entwickelt. So gab es 2002 bei der WM in Japan und Südkorea einen 2:1 Sieg für Kroatien. Den Siegtreffer erzielte damals Ivica Olic. Auch in der Qualifikation zur EM 1996 waren die Kroaten mit einem 2:1-Auswärtssieg und einem 1:1-Unentschieden vor heimischem Publikum stärker. Der letzte Vergleich stammt aus dem Jahr 2006, als sich erneut Kroatien, dieses mal mit 2:0 in Italien, durchsetzen konnte. Hinzu kommt, dass in einem Spiel wie diesem Kleinigkeiten entscheiden können, sodass man von einer ziemlich ausgeglichenen Chancenverteilung reden kann.
Im abschließenden Gruppenspiel geht es dann gegen den amtierenden Welt- und Europameister Spanien, der klar favorisiert ist. In den letzten Jahren gab es zwischen den beiden Teams keinen Vergleich.
Fazit
Das kroatische Team ist sehr schwer einzuschätzen. Individuell steht man sicherlich nicht weit hinter den ganz Großen. Die kroatischen Spieler sind in ganz Europa auf verschiedene Top-Vereine verteilt.
Die vergangenen drei Jahre befand man sich allerdings in einem fußballerischen Loch, der Fußball war harmlos und leicht durchschaubar. Die große Euphorie nach dem Auftritt gegen die Türkei wurde durch die desolate Leistung bei der 1:3 Testspiel-Niederlage gegen Schweden am 29. Februar wieder etwas ausgebremst. Dennoch hofft man, dass Slaven Bilic endlich wieder den Draht zur Mannschaft gefunden hat. Mit der Systemumstellung kam der Erfolg zumindest teilweise zurück und somit gilt man für viele Experten wie schon in den Vorjahren als Geheimtipp.
Entscheidend für den Verlauf des Turniers wird der Start gegen die Iren sowie das Spiel gegen Italien, in dem man nahezu gleichwertige Chancen wie das Gegenüber haben dürfte, sein.
Das Überstehen der Vorrunde ist durchaus nicht unrealistisch, danach ist bei einer Europameisterschaft alles möglich. An einem guten Tag, das hat die Vergangenheit bewiesen, ist das kroatische Team in der Lage, jedes Team zu überraschen und zu schlagen. Falls man allerdings erneut in den Rhythmus der enttäuschenden letzten Jahre fällt, wird ein Weiterkommen mehr als schwierig.