1. Alte Griechen waren nicht „weiß“ im modernen Sinne
Die Menschen im antiken Griechenland hatten mediterrane Merkmale: meist olivfarbene Haut, dunkle Haare und Augen. Sie sahen eher aus wie viele heutige Südosteuropäer, Süditaliener oder Levantiner – nicht wie die idealisierten „blonden Europäer“ des 19. Jahrhunderts.
Der Begriff „weiß“ ist zwar ein modernes Konstrukt, aber im weiteren Sinne könnte man viele antike Griechen nach heutigen Maßstäben trotzdem als „weiß“ kategorisieren, etwa so wie moderne Südeuropäer oder Levantiner mit hellerem Teint. Auch heutige Kategorien wie „kaukasisch“ umfassen Menschen aus dem Mittelmeerraum. Der Begriff „weiß“ ist flexibel und kulturell geprägt – deshalb kann man nicht eindeutig sagen, dass die Griechen nicht „weiß“ waren, ohne die verwendete Definition zu klären.
In heutigen US-Volkszählungen und europäischen Selbstbildern gelten viele Südeuropäer, z. B. Italiener, Griechen oder Spanier, als „weiß“. Nach dieser Definition wären viele antike Griechen durchaus als „weiß“ einzuordnen – auch wenn sie dunkler waren als Nordeuropäer.
Anthropologische Klassifikationen ordnen sie dem „kaukasischen Typ“ zu:
Frühere, wenn auch veraltete, Rassenkategorien wie die „kaukasische Rasse“ umfassten ganz Südeuropa. Solche Klassifikationen wurden historisch benutzt, um auch Griechen ethnisch als „weiß“ einzuordnen.
Gefahr der ideologischen Umkehrung:
Zu betonen, dass Griechen „nicht weiß“ gewesen seien, kann ebenfalls instrumentalisiert werden – z. B. um moderne „Identitätspolitik“ auf die Antike zu übertragen. Es droht ein anderer Anachronismus: die Antike mit heutigen „Anti-Rassismus“-Begriffen zu deuten.
2. Der moderne „weiße“ Begriff entstand viel später
Der Begriff „weiß“ als Rassekategorie entstand erst in der Neuzeit, vor allem in der Kolonialzeit. In der Antike dachte niemand in diesen Begriffen – Griechen unterschieden z. B. eher zwischen Griechen und „Barbaren“ (Fremden), nicht zwischen „Rassen“.
Auch wenn die moderne rassentheoretische Kategorisierung erst in der Neuzeit entstand, gab es in der Antike sehr wohl Vorstellungen von physischen, ethnischen und kulturellen Unterschieden – teils mit wertenden Zuschreibungen. So beschrieben griechische Autoren wie Herodot oder Hippokrates Unterschiede in Aussehen, Klima und Charakter zwischen „Völkern“. Diese antiken Typologien können als Vorläufer späterer Rassenkonzepte gesehen werden, auch wenn sie nicht auf „weiß“ vs. „nicht-weiß“ beruhten.
3. Warum europäische Staaten die griechische Kultur beanspruchen
Im 18. und 19. Jahrhundert (zur Zeit der Aufklärung) begannen viele westliche Intellektuelle – vor allem in Frankreich, Deutschland und England – das antike Griechenland als Ursprung der „westlichen Zivilisation“ zu idealisieren: wegen Demokratie, Philosophie, Kunst usw.
Das hatte drei Hauptgründe:
- Sie wollten sich eine „edle“ kulturelle Vergangenheit geben.
- Sie sahen sich als Erben der Aufklärung – und die Wurzeln dieser sahen sie im alten Athen.
- Sie nutzten diese Ideale auch, um ihre Kolonialherrschaft zu rechtfertigen – mit dem Argument, sie trügen „Zivilisation“ in die Welt.
Dabei wurde die reale Geschichte oft verfälscht oder idealisiert, z. B. durch Statuen, die im Original farbig waren, aber in Museen weiß präsentiert wurden – was ein Bild von „weißer Antike“ erzeugte.
Das Interesse an antiker griechischer Kultur war nicht nur ideologisch oder kolonial motiviert. Viele Denker der Aufklärung studierten griechische Texte aus echtem Interesse an Philosophie, Mathematik und politischem Denken. Auch Griechen selbst (z. B. im Unabhängigkeitskampf gegen das Osmanische Reich) beriefen sich auf das antike Erbe. Es wäre zu einseitig, das europäische „Griechenbild“ nur als koloniale Projektion zu sehen – auch genuine Bewunderung und kulturelle Kontinuitäten spielten eine Rolle.