Plan Nummer drei gegen Kanzler Kickl?
Eine vage Möglichkeit wird in der ÖVP und in manchen Wirtschaftskreisen diskutiert
Wir stehen knapp davor, dass Herbert Kickl Kanzler wird – mithilfe einer ÖVP, die jetzt zunächst einmal Verhandlungen aufgenommen hat. Ein "Plan Nummer drei", um eine blau-schwarze Koalition mit einem Kanzler Kickl doch noch abzuwenden, ist eine (vage) Möglichkeit.
Rechtskonservative glaubten und glauben, man könne sich der Rechtsextremen bedienen, um sich an der Macht zu halten. Vor nahezu 30 Jahren war ich mit Wolfgang Schüssel in Washington. Wir standen im neuen Holocaustmuseum vor dem berühmten Foto vom 30. Jänner 1933, das die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zeigt – gemeinsam mit den reaktionären Politikern (Franz von Papen, Alfred Hugenberg), die einen widerstrebenden Hindenburg dazu überredet hatten. Schüssel deutete auf die Herren im Cutaway rings um Hitler und fragte: "Wer ist das?" Ich konnte nicht widerstehen und sagte: "Das sind die Konservativen, die Hitler an die Macht geholfen haben."
Kickl ist kein Hitler, wirklich nicht. Aber es genügt, was er ist: ein vor innerem Ressentiment bebender autoritärer Typ, der Österreich in ein autoritäres System umbauen möchte (er verwendet dabei unentwegt Hitlers Vokabular: "Systemparteien", "internationale Cliquen", "Volksverräter").
"Immer mehr scheint auch Wirtschaftsbossen zu dämmern, dass Kickl wirklich die EU sabotieren will."
In der ÖVP gibt es etliche, die eine Koalition mit einem Kickl, noch dazu als Juniorpartner, für den Untergang der Volkspartei halten. In VP-nahen Wirtschaftskreisen sieht man einerseits die Ähnlichkeit der Wirtschaftsprogramme von ÖVP und FPÖ, andererseits gibt es gewichtige Stimmen, die keine autoritäre "Dritte Republik" wollen; manche weisen auf die "Kleine Mann"-Ideologie von Kickl hin: "Er ist ein nationaler Sozialist." Immer mehr scheint auch Wirtschaftsbossen zu dämmern, dass Kickl wirklich die EU sabotieren will. Und schließlich hat auch die harte Unterwerfungsansage von Kickl an die ÖVP manche verstört.
Eine vage Möglichkeit wird in der ÖVP und in manchen Wirtschaftskreisen diskutiert
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