Essen. Libyen ist eine Wirtschaftsmacht, auch Deutschland hängt an ihrem Tropf. Jeder 14. Liter unseres Öls kommt von dort. Experten vergleichen das Land schon lange nicht mehr mit seinen armen Nachbarn – sondern mit den reichen Golfstaaten.
Libyen – das Land eines verrückten Diktators, der den Terror unterstützt und Menschenrechte missachtet. Dieses Bild ist im Westen gut bekannt. Kaum jemand nimmt hingegen wahr, dass Libyen eine afrikanische Wirtschaftsmacht ist. Und dass der exzentrische Oberst Gaddafi sich zu einem zwar ungeliebten, aber kaum verzichtbaren Partner der EU gemausert hat. Denn erstens fördert sein Wüstenstaat jede Menge Öl und zweitens hindert Gaddafi afrikanische Flüchtlinge daran, nach Europa zu reisen – jedenfalls bisher.
Libyen hat keine Auslandsschulden, Libyen kam fast ohne Kratzer durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise, Libyens Bürger verdienen im Schnitt etwa sechs Mal so viel wie die Ägypter, Libyen baut mit internationaler Hilfe Fernstraßen, schnelle Eisenbahnen und Kraftwerke in den Wüstensand. „Die Wirtschaft des reichlich mit Öl und Gas gesegneten Landes kann eher mit der der Golfstaaten verglichen werden als mit Libyens armen afrikanischen Nachbarn“, sagt Christian Glosauer von German Trade and Invest (GTI), der neuen Gesellschaft der Bundesregierung für Außenwirtschaft.