Der letzte Ghadhafi schwört Rache - News Ausland: Naher Osten & Afrika - tagesanzeiger.ch
Saif al-Islam ist der wichtigste Sohn des gefallenen Diktators – und als einzige Figur des Regimes noch in Libyen auf freiem Fuss. Nun hat er sich erstmals nach dem Tod seines Vaters gemeldet.
Muammar al-Ghadhafi wäre stolz auf seinen Sohn: Saif al-Islam, der noch vor wenigen Monaten als wahrscheinlicher Nachfolger für den Posten des libyschen Revolutionsführers galt, zeigt weiterhin keine Schwäche. In einer am Samstag auf einem syrischen TV-Sender ausgestrahlten Audiobotschaft gelobte Saif al-Islam, den Kampf gegen die «Ratten» und die Nato-Truppen fortzuführen. Dies berichtet der zum Grossteil von saudiarabischen Investoren kontrollierte Sender al-Arabiya auf der englischsprachigen Version seiner Website.
«Fahrt zur Hölle», zitiert der Sender Ghadhafis Sohn. «Das ist unser Land, wir leben darin, wir sterben darin, und wir führen den Kampf fort.» Ausserdem soll Saif al-Islam Gerüchte dementiert haben, er sei in Sirte verwundet und gefangen genommen worden. Bei dem finalen Angriff auf die Heimatstadt Ghadhafis waren der langjährige Machthaber und ein weiterer Sohn, Motassim, vergangenen Donnerstag unter noch nicht im Detail geklärten Umständen getötet worden.
Unklarheit über Verbleib
Dass Saif al-Islam diese Ereignisse kommentiert, kann als Hinweis auf die Aktualität und die Echtheit der Aufnahme gewertet werden. Klarheit über seinen Verbleib herrscht jedoch nicht. Noch am Freitag hatte der Nationale Übergangsrat verkündet, Saif al-Islam sei ebenfalls den Rebellen in die Hände gefallen. Angekündigte Beweisfotos ist die Übergangsführung bisher schuldig geblieben.
Anderen Gerüchten zufolge soll sich Saif al-Islam ins südliche Nachbarland Niger abgesetzt haben, wohin auch andere ehemalige enge Vertraute Ghadhafis geflohen sind.
Letzte Chance für Den Haag
Neusten Meldungen zufolge befindet sich Ghadhafis wichtigster Sohn jedoch noch in Libyen – und zwar wenig südlich der Wüstenstadt Bani Walid, die Anfang des Monats gefallen war. Einem Rebellen-Kommandanten zufolge sei Saif al-Islam dort von Brigaden des Übergangsrates eingekesselt.
Gegen Saif al-Islam besteht ein internationaler Haftbefehl. Er wäre der einzige Exponent des Diktatoren-Clans, der lebend festgenommen und dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zugeführt werden könnte. Alle anderen sind tot oder im Exil untergetaucht.
Möge er seine Rache bekommen.