Okay, jetzt muss ich Klartext schreiben, da der Arme wohl wirklich dran glaubt.
Mazedonien hat wirklich Probleme. Wer hätte das gedacht? Die Pressefreiheit ist nicht gerade ein Aushängeschild des Landes. Aber türkische Zustände haben wir nicht. Soweit ich die albanischen Medien dort beobachten kann, sind sie relativ frei und können über alles schreiben. Sehe da nicht irgendwelche Zensuren oder Journalisten-Terrorisierungen. Nichtsdestotrotz wurde vor ein paar Jahren ein sehr populärer und privater (mazedonischsprachiger) Sender ("A1") abrupt von der Regierung geschlossen. Das war eigentlich eine Katastrophe. Aber wie so oft sind interne mafiöse Machtspiele in Mazedonien von grösserer Bedeutung als die launischen Gelüste eines paranoiden Staatsoberhauptes. Präg dir das bitte ein.
Weiter zur UÇK: 2001 war der militärische Konflikt zwischen paramilitärischen Einheiten und der mazedonischen Polizei und Armee. Natürlich gab es enorme Defizite in der albanischen Gesellschaft Mazedoniens. Ich spreche hier von Kultur-, Mitsprache- und Selbstverwaltungsrechten. Das Rahmenabkommen von Ohrid beendete die bürgerkriegsähnlichen Zustände aber - ein Krieg war das aber nie und nimmer, auch wenn das gerne viele Albaner und Mazedonier behaupten. Heute sind die Albaner Mazedoniens in die Regierung in Skopje eingebunden, seit 2001 war eine albanische Partei jedesmal Teil einer Regierungskoalition. Albanische Fahnen dürfen überall wehen, es darf die albanische Hymne gesungen werden, Albanisch darf frei gebraucht werden (auch wenn ich eine vollwertige Gleichsetzung mit Mazedonisch zumindest im Westen des Landes noch wünsche) und ausserdem haben die Albaner enorme Selbstverwaltungsrechte eingeräumt bekommen. Natürlich hat das die wirtschaftliche und politische Lage überhaupt nicht verbessert. Nun beuten unsere eigenen Leute uns aus und nicht mehr die Mazedonier. Ausserdem sind die mafiösen Strukturen in den Kommunen im Westen durch die zwei grossen Albanerparteien stark gewuchert und gewachsen. Wie Krebs.
Ergo, die Albaner Mazedoniens sind ein fester Bestandteil von Staat, Politik, Wirtschaft und Kultur des Landes. Die Kurden sind das in der Türkei bei Weitem nicht, soweit ich das einschätzen kann. Sicher ist aber, dass man beide Situationen überhaupt nicht miteinander vergleichen kann. So etwas ist völlig absurd.
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War vor 15 Jahren nicht so. Erst seit 10 ist es wirklich ruhig geworden.
Ja, 2001 herrschten ja auch unsichere Zeiten im Land. Die UÇK schoss auf den mazedonischen Staat und der mazedonische Staat hatte seit Jahren die Forderungen der albanischen Minderheit ignoriert. 2001 war sozusagen die Explosion dieser Probleme. Danach hat sich logischerweise alles gebessert.