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Hier singt Manuel Neuer das Lied der rechtsextremen Skandal-Band Thompson

Manuel Neuer: Posterboy für die Rechte in Kroatien

Viel Aufregung um Manuel Neuer: Der Fußballprofi hatte das Lied einer rechtsradikalen kroatischen Band gesungen. Die Hintergründe dazu hat der Journalist Danijel Majic, der die kroatische Rechte seit Jahren beobachtet, für uns zusammengefasst:

Manuel Neuer singt das Lied einer rechtsradikalen Band – einer kroatischen rechtsradikalen Band, um genau zu sein. So lässt sich die Aufregung der letzten Tage zusammenfassen, ausgelöst durch ein Urlaubsvideo, das die BILD-Zeitung veröffentlicht hat und das zeigt, wie der deutsche Nationalspieler inmitten kroatischer Freunde, das Lied „Lijepa li si“ („Schön bist Du“) der Band Thompson anstimmt. Die Schlagzeile zieht. Doch Kern des Problems ist nicht Neuer, der dem eigenen Bekunden nach gar nicht wusste, wer Thompson ist.

Das Problem ist die Omnipräsenz von Marko Perković alias Thompson in Kroatien und die manchmal stillschweigende, oft aber auch offen ausgesprochene Akzeptanz des Gedankenguts, das dieser in seinen Liedern und bei seinen öffentlichen Auftritten verbreitet. Perković als Kunstfigur ist ein Produkt der Sezessionskriege der 90er Jahre. Im Kroatien-Krieg stieg er mit seinem Kampflied „Bojna Čavoglave“, das mit dem Gruß der faschistischen Ustascha „Za dom spremni“ beginnt, zum Star auf, dessen Ruhm unter anderem darin begründet liegt, tatsächlich an der Front gekämpft zu haben. Sein Künstlername „Thompson“ geht darauf zurück, dass er angeblich mit einem veralteten Maschinengewehr der Marke „Thompson“ in den Kampf zog.

In den 90er-Jahren war die Relativierung und teils offene Verherrlichung der mit Nazi-Deutschland verbündeten Ustascha, die im Zweiten Weltkrieg für den systematischen Massenmord an Serben, Roma, Juden und politischen Dissidenten verantwortlich zeichneten, in Kroatien gang und gäbe. Betrieben unter anderem von der rechtsradikalen Partei HSP. Deren Parteihymne wurde von einem ihrer prominentesten Mitglieder verfasst: Marko Perković.

Thompson, der das Publikum mit erhobenem rechten Arm und „Za dom spremni“ grüßt. Thompson, der neben Bildern von Ustascha-Führern posiert. Gewohnte Bilder in den kroatischen Mainstream-Medien in den 90ern. Eine Problematisierung fand nicht oder nur in geringem Maße statt. Und Thompson war kein Einzelfall. Erst nach dem Tod von Staatsgründer Franjo Tuđman und der forcierten Annäherung an die EU, geriet zumindest die all zu offene Verherrlichung der Ustascha in Verruf. Das bekam auch Thompson zu spüren.

2003 veröffentlichte ein kroatisches Internetportal einen Audiomitschnitt, der auf einem Thompson-Konzert aufgenommen worden sein soll. Darin soll Perković zu hören sein, wie er das Lied „Jasenovac i Gradiška Stara“ singt. Ein Lied, in dem die gleichnamigen Todeslager der Ustascha besungen und die Opfer des Massenmords verhöhnt werden. Seinerzeit gab Thompson gegenüber kroatischen Medien unumwunden zu, das Lied gesungen zu haben. Aus Protest gegen die „kommunistische“ (sprich: sozialdemokratische) Regierung in Zagreb. Heute behauptet er, es handele sich um eine Fälschung

Tatsächlich hatte Thompson Anfang der 2000er keine Regung gezeigt, sich gegen die Verherrlichung der Ustascha auszusprechen. Dass seine Fans regelmäßig in Ustascha-Uniform zu seinen Konzerten erschienen, verteidigte er damit, dass dies schließlich zur kroatischen Geschichte gehöre. Erst nachdem ihm kurz darauf erstmals Auftritte im Ausland untersagt wurden – u.a. in den Niederlanden – rief er seine Fans dazu auf, doch lieber mit den Insignien aus dem gewonnen Unabhängigkeitskrieg zu den Konzerten zu kommen. Diese verstanden die Botschaft prompt – und tragen seitdem gerne Uniformteile der rechtsradikalen HOS-Miliz, die ästhetisch die Ustascha kopierte – inklusive der Grußformel „Za dom spremni“.

Textlich gibt es für sein Publikum wenig an seinen Liedern misszuverstehen. Sei es, dass er in „Lijepa li si“, dem Liebeslied an Kroatien, Teile Bosnien-Herzegowinas Kroatien zuschlägt, sei es, dass er die Unterdrückung Kroatiens durch „Freimaurer“ und „Anti-Christen“ beklagt, sei es, dass er Ustascha-Lieder paraphrasiert. Etwa wenn er in „Reci, Brate moj“ (Sprich, mein Bruder) ankündigt, dass wieder „dichter Nebel“ herabsinken werde – eine direkte Anspielung auf ein Ustascha-Lied, in dem sich der „dichte Nebel über Zagreb“ als die Armee der Ustascha entpuppt.
„Lijepa li si“ hat es dennoch zu einer Art inoffizieller Nationalhymne gebracht. Auch als Bundeskanzlerin Merkel 2019 auf einer Wahlkampfveranstaltung der HDZ auftrat, wurde es gespielt. Problematisierung: null. Insofern erscheint es durchaus wahrscheinlich, dass Neuer von diesen Hintergründen nichts wusste. Für seine kroatischen Begleiter dürfte das nicht gelten.

Inzwischen allerdings sollte Neuer wohl etwas besser informiert sein. Eine deutliche Stellungnahme, die über ein „ich wusste es nicht“ hinausgeht wäre vonnöten. Denn ohne diese bleibt er, was er momentan ist: der neueste Posterboy für die nationalistische Rechte in Kroatien.

@DanijelMajić, Journalist

Foto: By Granada - Own work, CC BY-SA 4.0,
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Wie die ganzen Ratten jetzt aus den Löchern rausgekrochen kommen. Wegen einem Lied.

Nebom lete šišmiši i vrane al je soko za njih previsoko
 
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Schlimm genug das die deutsche Presse politisch motivierten Leuten wie diesen eine Plattform bietet.
 

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Danijel Majic, Journalist😂😂
Ein Journalist zwischen Rihannas Schuhen und den Rechten in Kroatien der Poljud für ein Lied hält😂
Da können nicht mal die BILD Redakteure mithalten, die bekanntlich immer zuerst mit den Toten sprechen.
 
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