Im Spätherbst 1965 hat der Schriftsteller und Polen-Experte Martin Pollack als junger Mann in Warschau studiert und erstmals Auschwitz besucht. Über die schockierende Konfrontation mit der KZ-Wirklichkeit und das Problem des Antisemitismus heute, auch in Polen:
Als ich im Herbst 1965 nach Warschau fuhr, um als beginnender Student der Polonistik meine Sprachkenntnisse zu verbessern, war der erste Auschwitzprozess in Frankfurt am Main gerade zu Ende gegangen. In Österreich hatte der Prozess, soweit mir erinnerlich, kein besonderes Interesse erregt. Damit haben wir nichts zu tun, das ist Sache der Deutschen. Diese Einschätzung war in unserem Land auch noch viel später weitverbreitet.
Das Studentenheim, in dem ich wohnte, befand sich in der ul. Zamenhof, benannt nach dem polnisch-jüdischen Augenarzt Ludwik Zamenhof, der als Erfinder der Kunstsprache Esperanto internationale Bekanntheit erlangte. Die Zamenhofa befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Ghettos, von wo Hunderttausende in Vernichtungslager deportiert wurden.
Im Spätherbst 1965 hat der Schriftsteller und Polen-Experte Martin Pollack als junger Mann in Warschau studiert und erstmals Auschwitz besucht. Über die schockierende Konfrontation mit der KZ-Wirklichkeit und das Problem des Antisemitismus heute, auch in Polen
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