Aufruhr am Grab des Großayatollahs
In den vergangenen Wochen hat die Regierung im Iran ihre Angriffe auf die Opposition verschärft. Der Tod des regimekritischen Geistlichen Hussein Ali Montaseri könnte nun die Proteste der Gegner neu anfachen.
Die Schmähung hätte größer kaum sein können. Es war kaum mehr als ein Satz, mit dem die staatlichen Medien im Iran am Sonntag den Tod von Großayatollah Hussein Ali Montaseri verkündeten. Montaseri sei am Samstag im Alter von 87 Jahren nach langer Krankheit verstorben, meldete die Agentur Irna. Seine religiöse Stellung wurde nicht erwähnt, kein Wort über seine Rolle in der Islamischen Revolution von 1979 oder das spätere Wirken in der Republik.
Bei jeder vergleichbaren Persönlichkeit wäre der Tote durch Dauersendungen im Fernsehen und öffentliche Trauer gewürdigt worden. Das verordnete Schweigen im Fall Montaseris zeigt, wie heftig das Zerwürfnis zwischen dem Regime und einem seiner größten Kritiker war. Einer der wenigen Prominenten, die den Angehörigen des Verstorbenen kondolierten, war Großayatollahs Jussef Sanei, wie Montaseri ein regimekritischer Geistlicher.
Montaseris Anhänger aber strömten am Sonntag zu Tausenden zur Theologenhochburg Ghom im Süden des Landes, wo der Geistliche am Montag bestattet werden soll. Die Oppositionsführer riefen nationale Trauer aus. "Man wird sich an ihn als einen Mann erinnern, der sein politisches Leben seinen Prinzipien geopfert hat", sagte Iran-Experte Baqer Moin. Er sei eine Inspiration für andere Oppositionelle gewesen. Seine Beerdigung könne ein Sammelpunkt für die Kritiker der Regierung werden. In Oppositionskreisen war die Rede von bis zu einer Million Trauernden, die sich am Montag in Ghom einfinden könnten. Die Bereitschaftspolizei in Ghom war einer reformorientierten Internetseite zufolge am Sonntag schon überall in der Stadt präsent.
Die Rhetorik des Regimes gegen Anhänger der Opposition hatte sich in den vergangenen Tagen massiv verschärft, seitdem bei einer Demonstration von Regimekritikern zum offiziellen Tag des Studenten vor zwei Wochen angeblich Bilder von Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Chomeini und seinem Nachfolger Ayatollah Ali Chamenei verbrannt und zerrissen worden waren. Montaseri war einer der wenigen, die der folgenden Hetze entgegentraten. Chomeini sei weder unschuldig noch übermenschlich und unantastbar gewesen, sagte er. Seit Jahren warf er konservativen Geistlichen vor, im Namen des Islams eine Diktatur im Iran zu errichten. Die iranische Führung warnte am Sonntag einzelne Oppositionelle davor, nach Ghom zu kommen.
Am Freitag hatten Tausende Anhänger des Regimes in Teheran und anderen Städten auf staatlich organisierten Demonstrationen gegen die angebliche Schändung Chomeinis demonstriert. Vor der Universität in Teheran peitschten klerikale Scharfmacher auf Lautsprecherwagen der Menge ein. Neben den üblichen Parolen "Nieder mit den USA" und "Nieder mit Israel" forderten Teile der Demonstranten den Tod von Oppositionsführern wie Mirhossein Mussawi und Mehdi Karrubi. "Mussawi, dies ist die letzte Warnung", lautete ein Sprechchor. "Richtet die Anführer des Aufruhrs hin."
Iran - Tod des Regimekritikers: Aufruhr am Grab des Großayatollahs | FTD.de
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guter ali
möge gott seine seele ewigen frieden gewähren