Die Uhr tickt
«Uns geht die Zeit aus»
Die internationalen Truppen in Afghanistan haben nach den Worten eines westlichen Geheimdienstvertreters nur noch ein Jahr Zeit, um eine militärische Wende herbeizuführen. Derweil bilden die Taliban bereits Schattenkabinette und freuen sich auf die Zeit nach dem Truppenabzug.
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Infografik: Timeline Afghanistan
Die Taliban hätten ihren Einfluss auf das ganze Land ausgedehnt und verfügten über eine Schattenregierung, um bei einem Scheitern des Westens die Geschicke des Landes in die Hand zu nehmen.
«Uns geht die Zeit aus», sagte der NATO-Geheimdienstvertreter, der sich am Sonntag vor einer kleinen Gruppe von Journalisten unter der Bedingung äusserte, namentlich nicht genannt zu werden.
«Regierung im Wartestand»
«Wir haben noch ungefähr ein Jahr, um zu beweisen, dass unsere Strategie tatsächlich funktionieren kann», sagte er. In 33 der 34 Provinzen Afghanistans hätten die Taliban bereits Schatten- Gouverneure installiert.
«Sie haben also eine Regierung im Wartestand. Sie haben Minister.»
US-Präsident Barack Obama hat die Entsendung weiterer 30 000 US-Soldaten angekündigt, um eine Wende im Afghanistan-Krieg zu erzwingen. Andere NATO-Länder stellen zusätzliche 7000 Soldaten zur Verfügung. Rund 110 000 ausländische Soldaten befinden sich bereits in Afghanistan, bekommen aber bislang die zunehmende Zahl von Anschlägen der Islamisten nicht in den Griff.
Der US-Plan sieht auch vor, von 2011 an die Truppenstärke zu reduzieren und sich innerhalb einiger Jahre aus Afghanistan zurückzuziehen. Dazu sagte der Geheimdienstvertreter, die Taliban könnten warten:
«Der Aufstand ist selbstbewusst und freut sich auf ein Afghanistan nach der ISAF.» (der internationalen Friedenstruppe unter NATO-Führung.
(sda)