Iran: Dem Energie-Riesen geht das Gas aus
Der Iran zählt zu den Ländern mit den größten Erdgas- und Erdölreserven weltweit - er hat die zweitgrößten nachgewiesenen Gasreserven und die viertgrößten nachgewiesenen Erdölreserven. Dennoch steht das Land vor einer Energiekrise, denn die Nachfrage nach Erdgas übersteigt die Produktion.
In den vergangenen Tagen sahen sich die iranischen Behörden nicht zum ersten Mal gezwungen, den Strom zu rationieren. Sie ordneten an, Schulen und Ämter im ganzen Land zu schließen. An den Hauptverkehrsadern der Hauptstadt Teheran und anderer Kommunen wurden die Straßenlaternen ausgeschaltet.
In einer Videobotschaft forderte Präsident Massud Peseschkian die Bürger des Landes auf, die Heizungstemperatur in ihren Wohnräumen um zwei Grad zu senken, um die Energiekrise überwinden zu helfen.
Sein Aufruf macht deutlich, wie groß das Energiedefizit ist. Verschärft wird es durch die starke Abhängigkeit von Gaskraftwerken, die im Jahr 2023 bis zu 86 Prozent des im Land genutzten Stroms erzeugten.
Wegen des Gasmangels lassen die Behörden nun Masut verbrennen, um Strom zu erzeugen. Masut ist ein preisgünstiger, aber äußerst umweltschädlicher Erdölrückstand, der die Luftqualität in den Großstädten weiter verschlechtert hat.
Warum ist das Gas so knapp?
Für den Gasmangel machen iranische Behörden westliche Sanktionen verantwortlich. Diese richten sich unter anderem gegen iranische Ölexporte, den Bankensektor und die Schifffahrt. Sie wurden verhängt, um Teheran zu zwingen, seine Nuklear- und Raketenprogramme zu stoppen. Die Wirtschaft des Landes wurde durch die Sanktionen praktisch lahmgelegt.
Trotz gigantischer Erdgas- und Erdölvorkommen gibt es im Iran jüngst immer mehr Stromausfälle und abgeschaltete Produktionsanlagen. Jahrzehntelanges Missmanagement droht das Land zum Energieimporteur zu machen.
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