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Kampf gegen "Islamischen Staat"
Die „Koalition der Willigen“ im Kampf gegen den "Islamischen Staat" ist auf arabischer Seite ohnehin sehr klein - und wird bald zerfasern. Die Potentaten sind nicht bereit, sich mit den Wurzeln des IS-Terrors auseinander zu setzen. Ein Kommentar
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Die existenzielle Krise wird mit PR-Aktionen übertüncht
Doch der Bündnisschwur der fünf Monarchen wird schon bald zerfasern. Alle Potentaten fühlen sich von der radikalen Dynamik in ihrer Region bedroht, keiner jedoch ist bereit, sich wirklich mit den Wurzeln des IS-Albtraums zu konfrontieren – der verrotteten arabischen Staatlichkeit, dem Fehlen vitaler Zivilgesellschaften sowie der mit Golf-Milliarden jahrzehntelang gesponserten radikal-islamischen Weltmission. Lieber wird die existentielle Tiefenkrise mit PR-Aktionen übertüncht. Die Vereinigten Arabischen Emirate, die jeden Internetkritiker des Emirs mit Gefängnis bedrohen und sich mit ihren Golf-Nachbarn beim Weltindex der Frauenförderung die allerletzten Plätze teilen, präsentieren ihre einzige Kampfpilotin als neue Ikone der Freiheit. Wahrscheinlich ein Geistesblitz von britischen PR-Firmen, die im Ölsold des Golfstaates dessen Image glänzend machen, fliegt die 35-Jährige seitdem als Jeanne d’Arc des Orients durch die Lüfte. Saudi-Arabien, wo Frauen noch nicht einmal Auto fahren dürfen, steuert als ritterlichen Freiheitskämpfer einen echten Fürsten bei, den Sohn des Kronprinzen, der jetzt angeblich ebenfalls über Syrien sein Vaterland verteidigt.
Anders als diese PR-Mätzchen jedoch sind die strategischen Militärziele der arabischen Koalitionäre in Syrien de facto unvereinbar. Jordanien fürchtet, bald das nächste Opfer der IS-Sturmtruppen zu sein, und versteht seine Lufteinsätze unmittelbar jenseits der Grenze als eine Art Vorneverteidigung. Das Königshaus weiß, dass es in der eigenen Bevölkerung Sympathien für die IS-Barbaren gibt. Zudem beherbergt Jordanien mehr als 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge. Und so möchte Amman auf keinen Fall in Verbindung gebracht werden mit Luftschlägen auf Dörfer und Städte, bei denen auch noch Zivilisten sterben.
Katar wiederum, das bisher keinen einzigen seiner Mirage-Jets in die Luft gebracht hat, will sich vor allem selbst aus der Schusslinie der übrigen Golfstaaten bringen. Gegen den IS dagegen hat der superreiche Gas-Staat militärisch noch keinen Finger gerührt. Saudi-Arabien als Schwergewicht der gekrönten Allianz versteht, ähnlich wie Abu Dhabi und Bahrain, die Luftangriffe als Beginn des lange geforderten internationalen Eingreifens, um endlich das verhasste Iran-treue Regime von Baschar al Assad zu beseitigen. Die Saudis kalkulieren, dass die Vereinigten Staaten, die die Hauptlast der Militäreinsätze tragen, mit der Zeit ganz automatisch in Kämpfe mit Assads Verbänden verwickelt werden, sollte dessen Luftabwehr zum Beispiel einen US-Jet vom Himmel holen.
Washington ist an einem Sturz von Assad nicht mehr interessiert
Doch diese Rechnung könnte sich als Fehlkalkulation erweisen und die ungleichen Partner schon bald entzweien. Denn Washington ist strategisch nicht mehr an einem raschen und gewaltsamen Sturz von Assad interessiert. Auf syrischem Staatsgebiet ist die Armee des Diktators momentan die einzige Truppe, die den IS-Extremisten militärisch etwas entgegenzusetzen hat. Käme es dagegen zu einem von der „Koalition der Willigen“ herbeigebombten Kollaps des Damaskus-Regimes, wären radikale Islamisten die neuen Chaos-Herren im Land. Eine Bodenoffensive mit westlichen Soldaten in Syrien wäre dann wohl unvermeidlich. Und die Vereinigten Staaten müssten – zusammen mit ihren europäischen Verbündeten – zurück in den nahöstlichen Kriegssumpf.
Kampf gegen "Islamischen Staat": PR-Mätzchen der Araber - Politik - Tagesspiegel
Guter Kommentar, scheint mir eine realistische Einschätzung zu sein.
Ich weiß, ich bin ein hoffnungsloser Optimist, aber nach dem - gemeinschaftlich errungenen - Sieg über die IS-Terroristen ergeben sich vielleicht völlig neue Perspektiven für das Zusammenleben der Staaten/Völker der Region, zu wünschen wäre es...
PR-Mätzchen der Araber
Wahrscheinlich ein Geistesblitz von britischen PR-Firmen, die im Ölsold des Golfstaates dessen Image glänzend machen: Die 35-Jährige Kampfpilotin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten - eine Art Jeanne d’Arc der Lüfte.![2-format14.jpg](http://www.tagesspiegel.de/images/gehlen/10766616/2-format14.jpg)
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Die existenzielle Krise wird mit PR-Aktionen übertüncht
Doch der Bündnisschwur der fünf Monarchen wird schon bald zerfasern. Alle Potentaten fühlen sich von der radikalen Dynamik in ihrer Region bedroht, keiner jedoch ist bereit, sich wirklich mit den Wurzeln des IS-Albtraums zu konfrontieren – der verrotteten arabischen Staatlichkeit, dem Fehlen vitaler Zivilgesellschaften sowie der mit Golf-Milliarden jahrzehntelang gesponserten radikal-islamischen Weltmission. Lieber wird die existentielle Tiefenkrise mit PR-Aktionen übertüncht. Die Vereinigten Arabischen Emirate, die jeden Internetkritiker des Emirs mit Gefängnis bedrohen und sich mit ihren Golf-Nachbarn beim Weltindex der Frauenförderung die allerletzten Plätze teilen, präsentieren ihre einzige Kampfpilotin als neue Ikone der Freiheit. Wahrscheinlich ein Geistesblitz von britischen PR-Firmen, die im Ölsold des Golfstaates dessen Image glänzend machen, fliegt die 35-Jährige seitdem als Jeanne d’Arc des Orients durch die Lüfte. Saudi-Arabien, wo Frauen noch nicht einmal Auto fahren dürfen, steuert als ritterlichen Freiheitskämpfer einen echten Fürsten bei, den Sohn des Kronprinzen, der jetzt angeblich ebenfalls über Syrien sein Vaterland verteidigt.
Anders als diese PR-Mätzchen jedoch sind die strategischen Militärziele der arabischen Koalitionäre in Syrien de facto unvereinbar. Jordanien fürchtet, bald das nächste Opfer der IS-Sturmtruppen zu sein, und versteht seine Lufteinsätze unmittelbar jenseits der Grenze als eine Art Vorneverteidigung. Das Königshaus weiß, dass es in der eigenen Bevölkerung Sympathien für die IS-Barbaren gibt. Zudem beherbergt Jordanien mehr als 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge. Und so möchte Amman auf keinen Fall in Verbindung gebracht werden mit Luftschlägen auf Dörfer und Städte, bei denen auch noch Zivilisten sterben.
Katar wiederum, das bisher keinen einzigen seiner Mirage-Jets in die Luft gebracht hat, will sich vor allem selbst aus der Schusslinie der übrigen Golfstaaten bringen. Gegen den IS dagegen hat der superreiche Gas-Staat militärisch noch keinen Finger gerührt. Saudi-Arabien als Schwergewicht der gekrönten Allianz versteht, ähnlich wie Abu Dhabi und Bahrain, die Luftangriffe als Beginn des lange geforderten internationalen Eingreifens, um endlich das verhasste Iran-treue Regime von Baschar al Assad zu beseitigen. Die Saudis kalkulieren, dass die Vereinigten Staaten, die die Hauptlast der Militäreinsätze tragen, mit der Zeit ganz automatisch in Kämpfe mit Assads Verbänden verwickelt werden, sollte dessen Luftabwehr zum Beispiel einen US-Jet vom Himmel holen.
Washington ist an einem Sturz von Assad nicht mehr interessiert
Doch diese Rechnung könnte sich als Fehlkalkulation erweisen und die ungleichen Partner schon bald entzweien. Denn Washington ist strategisch nicht mehr an einem raschen und gewaltsamen Sturz von Assad interessiert. Auf syrischem Staatsgebiet ist die Armee des Diktators momentan die einzige Truppe, die den IS-Extremisten militärisch etwas entgegenzusetzen hat. Käme es dagegen zu einem von der „Koalition der Willigen“ herbeigebombten Kollaps des Damaskus-Regimes, wären radikale Islamisten die neuen Chaos-Herren im Land. Eine Bodenoffensive mit westlichen Soldaten in Syrien wäre dann wohl unvermeidlich. Und die Vereinigten Staaten müssten – zusammen mit ihren europäischen Verbündeten – zurück in den nahöstlichen Kriegssumpf.
Kampf gegen "Islamischen Staat": PR-Mätzchen der Araber - Politik - Tagesspiegel
Guter Kommentar, scheint mir eine realistische Einschätzung zu sein.
Ich weiß, ich bin ein hoffnungsloser Optimist, aber nach dem - gemeinschaftlich errungenen - Sieg über die IS-Terroristen ergeben sich vielleicht völlig neue Perspektiven für das Zusammenleben der Staaten/Völker der Region, zu wünschen wäre es...